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Carmen Korn



Frage: Warum Krimis?

C. Korn: Um abundzu in eine Dunkelkammer zu gehen und dort der Idylle zu misstrauen, statt das Misstrauen ins eigene Leben zu lassen. Um im dunklen Wald mit Wörtern zu werfen. Ich beschreibe, was ich nicht berufen will. Geht es auch einfacher, Frau Korn? Okay, ich glaube, im Kriminalroman lässt sich das eine oder andere Anliegen leichter transportieren.

Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?

C. Korn: Das Eintauchen in eine vertraute Welt.

Frage: Wer ist überschätzt?

C. Korn: Einige teuer eingekaufte Amerikaner.

Frage: Wer ist unterschätzt?

C. Korn: Dazu eine kleine Geschichte: Schulfest in der Schule meiner Kinder. Ein Elternratssprecher kommt auf mich zu, um sich bestätigen zu lassen, dass ich tatsächlich Krimis schreibe und mir dann zu sagen, dass er nur englische und amerikanische Autoren läse.
Also, wer ist unterschätzt? Viele deutschsprachige Autoren.

Frage: Krimi – eine Literaturgattung?

C. Korn: Ja!

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

C. Korn: Meine ersten beiden Romane THEA UND NAT und DAS SINGENDE KIND wurden eher als Psychothriller eingestuft. Von mir, vom Verlag, vom Leser. Obwohl das natürlich auch nur ein Nebengleis des Kriminalromans ist.
Zum pureren? Krimi bin ich durch eine Anfrage von Volker Albers, Herausgeber der SCHWARZEN HEFTE gekommen, die da lautete, ob ich ein solches für ihn schreiben könne. Ich tat es und bekam für die Geschichte den MARLOWE: daraufhin fasste ich Vertrauen zu dem Genre.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

C. Korn: Die zufällige. Sei das ein schwerer Gegenstand, der günstig herumliegt oder die eigenen Hände. Schusswaffen benutze ich sehr selten.

Frage: Mord – muss das sein?

C. Korn: Nein. Leider teilen die jeweiligen Lektoren da nicht unbedingt meine Meinung.

Frage: Warum schreiben Sie?

C. Korn: Weil ich gerne schreibe. Weil ich glaube, dass ich es ganz gut kann.

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

C. Korn: Ich versuche es. Gelingt es mir? Ein Anliegen von mir sind die Schritte zurück in die Zeitgeschichte, seien es die Jahre von 1933 bis 1945, die Nachkriegszeit oder, wie in UNTER PARTISANEN, die deutschen Terroristen.

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

C. Korn: Da, wo ich mich gut auskenne.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

C. Korn: Eine große Bedeutung. Meine Freundin, die Schriftstellerin Ingeborg Hecht, sagte zu mir: Bei dir wird immer so feudal gesoffen. Doch es gibt bei mir nicht nur Bombay Sapphire, Tanqueray Gin oder Malt Whiskys. Meine Helden kaufen durchaus auch bei den Discountern ein. Ich musste die Vorlieben einiger Barmbeker Helden in einem der Schwarzen Hefte abändern und sie Wodka statt Gin trinken lassen, weil Aldi keinen Gin führt. Ein Fehler, finde ich.
In den Geschichten um meine Heldin Vera Lichte wird viel und gut gekocht.

Frage: Sex im Krimi?

C. Korn: Ja. Ich nenne das lieber Erotik.

Frage: Wenn ja, warum?

C. Korn: Weil das zum Leben gehört.

Frage: Wenn nein, warum?

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Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

C. Korn: Die Frauen auf der einen Seite, die Männer auf der anderen, das gefällt mir schon in der Synagoge nicht.

Frage: Für wen schreiben Sie?

C. Korn: Für meine Leser. Bitte werdet noch mehr.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

C. Korn: Eine Figur, der ich ein Leben zu spinnen beginne.

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

C. Korn: Viele kleine Zettel, die sich im günstigen Falle in einer Klarsichtmappe zusammenfinden. Ideen kommen überall her. Kann eine U-Bahnfahrt sein, Beobachtungen in einem Lokal, Schlangestehen bei Aldi.

Frage: Wo schreiben Sie?

C. Korn: Zuhause an meinem Schreibtisch. In einem Zimmer, das meine Familie gönnerhaft mein Arbeitszimmer nennt. Dort finden aber auch Klavierstunden statt und saisonbedingt steht der Tannenbaum da drin.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

C. Korn: Nicht mehr.

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

C. Korn: Eines von vielen: EMIL UND DIE DETEKTIVE

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?

C. Korn: Eines von vielen: Simenons FANTOME DES HUTMACHERS

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?

C. Korn: Ich habe eine große Schwäche für die Milieustudien des Georges Simenon.

Frage: Ihr Lieblingsfilm?

C. Korn: Zwei von vielen: Bertoluccis NEUNZEHNHUNDERT und Hitchcocks DER MANN, DER ZU VIEL WUSSTE.

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

C. Korn: Wasser und Wein.

Frage: Kochen Sie?

C. Korn: Ja. Nur nicht so gut, wie mein Mann das tut.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

C. Korn: Gerne zum Italiener.

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

C. Korn: Sehr von der Stimmung abhängig.

Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?

C. Korn: O ja. Ich habe schon als kleines Kind für den 1. FC Köln gebangt. Tu ich immer noch, auch wenn sich inzwischen der HSV in mein Herz geschlichen hat und die Vereine des Ruhrpotts.

Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?

C. Korn: Frauen und Männer sind wichtig für mich. Ansonsten: Siehe Synagoge.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
C. Korn: Hamburg. In kleinem Abstand folgen Köln und Freiburg im Breisgau.

Frage: Ihr Lieblingsland?

C. Korn: In die Ferien fahre ich am liebsten nach Italien, habe aber auch eine alte Liebe zu England. Ich mag eigentlich dieses ganze Europa ziemlich gern.

Frage: Was lieben Sie?

C. Korn: Was ich liebe: ein gutes Leben mit meiner Familie und meinen Freunden.

Frage: Was verabscheuen Sie?

C. Korn: Selbstgerechtigkeit. Missgunst.

Frage: Beste Schulnote – worin?

C. Korn: Deutsch und Musik.

Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?

C. Korn: Physik. Weil ich unterm Pult Reclamhefte gelesen habe, statt dem Physiklehrer Gehör zu schenken.

Frage: Ihr Traumberuf?

C. Korn: Den habe ich.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

C. Korn: Weil Thomas das so wollte.


Carmen Korn
Geboren am 28.11.1952 in Düsseldorf. Carmen Korn erhielt ihre Ausbildung als Journalistin auf der Henri-Nannen-Schule. Sie arbeitete als Redakteurin beim Wochenmagazin "Stern" und war Autorin von "Die Zeit" und "Brigitte".

Ihr erster Kriminalroman erschien 1989 (Thea und Nat), der 1991 unter gleichem Titel für das ZDF verfilmt wurde.

1999 erhielt Carmen Korn den "Philip Marlowe Preis" für ihre Kriminalerzählung "Tod in Harvestehude" und 2004 den "Friedrich-Glauser-Preis - Krimipreis der Autoren" in der Sparte Kurzkrimi für "Unter Partisanen".

Homepage:
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korn-Das-Singende-Kind .jpg korn-Der Tod in Harvestehude korn-Barmbeker Blues korn-Die Liebe in Hohenfelde
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Die Kriminalromane:
1989, Thea und Nat. Rasch und Röhring Verlag
1992, Das Singende Kind. Rasch und Röhring Verlag
1998, Der Tod in Harvestehude. Schwarze Hefte 8
1999, Barmbeker Blues. Schwarze Hefte 15
2000, Die Liebe in Hohenfelde. Schwarze Hefte 25
2002, Der Mann auf der Treppe. Ein Kriminalroman für Kinder. Klopp Verlag
2002, Schlafende Ratten. Schwarze Hefte 40
2003, Kleine Fische. Schwarze Hefte 52
2003, Thea und Nat. Scherz 1955
2004, Liebesgrüße aus Breslau. Schwarze Hefte 61
2004, Tod eines Klavierspielers. Fischer Taschenbuch 16210
2005, Tod eines Politikers. Fischer Taschenbuch 16442
2005, Tod einer Göttin. Fischer Taschenbuch 16447



Die Krimikurzgeschichten:
1996, Der Karton. In: Klein, I.: Gute Nacht - Geschichten für Männer, die nicht einschlafen wollen. Piper Verlag
2000, Rickie Underground. In: Dorn/Glaubitz/Kuppler: Geheimnisvolle Schützen. Eichborn Verlag
2003, Unter Partisanen. In: Venske, R.: Du sollst nicht töten. Scherz Verlag. Taschenbuch Nummer 1931
2003, Mit siebzehn hat man noch Träume. In: Albers.V.: Mordsjubiläum. Scherz.
2004, Unter Partisanen. In Brillante Morde. Leporello Verlag


Stand: Juli 2005
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka

Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag


Die Befragungen von Gisela Lehmer-Kerkloh und Thomas Przybilka
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