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Sabina Naber



Frage: Warum Krimis?

S. Naber: Schon als Kind habe ich es geliebt, Jugend-Detektivgeschichten und Agatha Christie zu lesen, nicht zu vergessen die vielen Sagen mit ihrer Blutrünstigkeit und Leidenschaft. Beim heimlichen Ansehen von Hitchcocks "Vögel" mit etwa acht Jahren habe ich meinen ersten veritablen Schock erlitten, meine erste "Erwachsenensendung" im TV war "Die Straßen von San Francisco", "Tatort" und "Aktenzeichen XY" haben mich damals zutiefst verschreckt; und bei "Derrick" haben meine Mutter und ich gewettet, wer denn der Mörder sei - ich würde sagen, meine Liebe zum Krimi ist eine Sache starker kindlicher und jugendlicher Prägung? bubble

Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?

S. Naber: Berührende, sprich gute oder belanglose, sprich schlechte Literatur, wie jede andere Literatursparte auch; darüber hinaus natürlich mein derzeitiges, literarisches Zuhause.

Frage: Wer ist überschätzt?

S. Naber: Eine Frage, die ich mir nicht anmaßen würde zu beantworten. Geschmäcker und Watschen sind bekanntermaßen verschieden.

Frage: Wer ist unterschätzt?

S. Naber: Der Großteil des Deutschen Krimis. Noch immer treffe ich auf zu viele Menschen, die nicht einmal wissen, dass es ihn gibt (!!!). Das gilt übrigens auch für (andere) Romane anderer Länder jenseits des angloamerikanischen oder skandinavischen Raums.

Frage: Krimi – eine Literaturgattung?

S. Naber: Natürlich.

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

S. Naber: Abgesehen von Antwort zur ersten Frage (also der kindlich-jugendlichen Prägung bubble), stand ich eines Tages sehr unter Druck, weil ich Drehbücher geschrieben habe, was anstrengende Teamarbeit bedeutet. Und plötzlich war da eine Leiche und eine Kommissarin in meinem Kopf - ich habe den Computer eingeschaltet und mich davon überraschen lassen, was sie mir zu erzählen hatten …

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

S. Naber: Die am besten passende ...

Frage: Mord – muss das sein?

S. Naber: Das habe ich mich auch schon gefragt. Doch Mord ist so ein massiver Schritt über die Grenze, dass es interessant ist zu überlegen, warum ein Mensch diese Linie überschritten hat. Was kann ein Auslöser sein? Es ist ein so endgültiger Schritt, dass es sich lohnt, die Gefühle dahinter zu analysieren. Die Psychologie bis dahin ist das Interessante. In weiterer Folge führt das für mich zur Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Normen an sich, die ja nichts als ein temporäres Agreement sind. Oder gibt es tatsächlich grundlegende, immerwährende moralische Grundsätze? Was ist Moral?

Frage: Warum schreiben Sie?

S. Naber: Weil ich nicht anders kann.

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

S. Naber: Ich versuche, sie zu analysieren. Und zugleich bildet sie sich ab, weil ich ja selbst Teil der Gegenwart bin.

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

S. Naber: Es wählt sich von selbst.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

S. Naber: Lebensnotwendigkeit und Lust.

Frage: Sex im Krimi?

S. Naber: Für mich eine selbstverständliche Angelegenheit, weil es keine Menschen (und zwar niemanden, denn auch jene, die sich distanzieren, haben eben durch jene Distanz eine Beziehung dazu) ohne Unterleib gibt. Und weil diese seltsamen Hormone uns verstandesgeleiteten Menschen - mehr als uns lieb ist - beeinflussen. Und weil die meisten Menschen das viel zu leicht ignorieren und sich dann über seltsames Verhalten / seltsame Verhaltensweisen wundern …

Frage: Wenn ja, warum?

S. Naber: ---

Frage: Wenn nein, warum?

S. Naber: ---

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

S. Naber: Diese Frage würde eine lange, gesellschaftspolitische Diskussion nach sich ziehen - und zugleich beantwortet sie sich von selbst. Brutalität oder fern von Blut, schnoddriger oder psychologischer Zugang, sexy oder trocken, witzig oder hart (alles ohne Wertung zu sehen), usw., sind das jetzt Kennzeichen für weibliche oder für männliche Schreibende? Man/frau kann ja auch nicht männlich oder weiblich kochen, sondern nur gut oder schlecht ...

Frage: Für wen schreiben Sie?

S. Naber: Für mich (siehe oben). Geht gar nicht anders. - Doch wenn die Bücher dann fertig sind, kommt manches Mal die Vorstellung hoch, in welchen Schlafzimmern oder auf welchen Tischen nun meine Romane liegen könnten. Das ist sehr irritierend und aufregend zugleich.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

S. Naber: Die Leiche - sage ich jetzt einmal, genau festmachen kann ich das nicht.

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

S. Naber: Ich mache mir keinerlei Notizen. Und woher die Ideen kommen - ich lebe, ich beobachte, ich denke, ich freue mich, ich ärgere mich; ich höre zu und ich höre hin; ich bin betroffen, ich bin wütend, ich bin sehnsüchtig … sie sind rund um mich.

Frage: Wo schreiben Sie?

S. Naber: Am Arbeitsplatz, und die Sonne scheint, mit dem Laptop auf der Terrasse.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

S. Naber: Nein! Er hat mich befreit!

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

S. Naber: Die griechischen Heldensagen.

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?

S. Naber: Das, das mich gerade bewegt und unterhält.

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?

S. Naber: Nein. Allerdings verehre ich den Ahnvater des perfekten Handwerks: Stephen King.

Frage: Ihr Lieblingsfilm?

S. Naber: In jedem Genre ein paar – also zu viele, um sich in diesem Rahmen aufzuzählen. Naja, vielleicht doch: "Terminator 2", "Und täglich grüßt das Murmeltier", "Magnolien aus Stahl", "Der letzte Ritter", "Once Upon a Time in America".

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

S. Naber: Leitungswasser, Grüner Tee, Rotwein und Espresso.

Frage: Kochen Sie?

S. Naber: Leidenschaftlich.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

S. Naber: Ungern. Und wenn ja, zu Freunden, die gut kochen, oder zu meinem Stamm-Kurden-Griechen-Türken ums Eck. Meist stimmt das Preis/Leistungsverhältnis überhaupt nicht. Was mich aber nicht daran hindert, gern fortzugehen ...

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

S. Naber: Keine Kleidung.

Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?

S. Naber: Nur bei Welt- und Europameisterschaften oder wenn der FC Criminale spielt oder wenn der "Austria-Wien"-Fan meines Stammbeisls mich zu einem Match-Besuch überredet.

Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?

S. Naber: Ja. Unsere Welt besteht aus Polen, die zueinander wollen und dadurch Spannung in jedem Sinn erzeugen.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
S. Naber: Ich gestehe es bereits auf meiner Homepage – Berlin. Doch ich kenne ja noch nicht alle ...

Frage: Ihr Lieblingsland?

S. Naber: Europa – und jenes, das ich gerade besuche. Mein Lieblingsplatz, deshalb lebe ich auch hier, ist Wien.

Frage: Was lieben Sie?

S. Naber: Authentizität. Lebendigkeit. Humor. Neugier. Toleranz.

Frage: Was verabscheuen Sie?

S. Naber: Bigotterie. Fanatismus. Präpotenz. Gier. Saturiertheit.

Frage: Beste Schulnote – worin?

S. Naber: Deutsch, Philosophie.

Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?

S. Naber: Latein und Mathematik – aus Faulheit. Denn ich habe beide Disziplinen schon damals geliebt und liebe sich auch noch heute.

Frage: Ihr Traumberuf?

S. Naber: Geschichtenerzählerin.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

S. Naber: Weil ich es mag, ab und zu in dieser pointierten Art über mich nachzudenken. Und weil es natürlich meiner Eitelkeit schmeichelt, gefragt worden zu sein. bubble


Sabina Naber
Geboren am 17.12.1965 in Niederösterreich. Sabina Naber studierte Theaterwissenschaften mit einer Kombination aus Germanistik, Geschichte und Philosophie in Wien. Sie arbeitete sowohl als Schauspielerin als auch als Regisseurin – in diesem Metier in allen Genres bis auf Oper und Operette. Zeitweise ist die Autorin auch als Drehbuchautorin und Journalistin tätig, u.a. war sie Redakteurin eim ORF und tat sich auch in der Werbefilmbranche um. Seit 2002 schreibt sie Kriminalromane und Kriminalerzählungen.
Das Cover zu ihrem Kriminalroman "Der Kreis" wurde 2004 beim Wettbewerb "Bloody Cover" mit Platz 1 ausgezeichnet.
Sabina Naber lebt in Wien.


Homepage: www.sabinanaber.at

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Die Krimis:

2002, Die Namensvetterin. Rotbuch Verlag
2003, Der Kreis. Rotbuch Verlag
2004, Die Namensvetterin, AtV 2080
2005, Die Debütantin. Rotbuch Verlag
2006, Der Kreis. AtV 2186


Die Krimikurzgeschichten:

2003, Der Finger. In: Kuppler, L.: Obsessionen bizarre. Europa Verlag
2004, Tote Gesichter. In: Kneifl, E.: Tatort Wien. Milena Verlag
2004, Von Pfauen und Federn. In: Kuppler, L.: Bisse & Küsse 3. Quer Verlag
2005, Die Putzfrau vom Tegernsee. In: Eßer, A.: Tatort Bayern. Grafit Verlag

Stand: September 2005

© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka

Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
Zweigniederlassung Bonn
Thomas Przybilka
Buschstr. 14
53113 Bonn
Fax: 0228 – 24 21 385
Tel: 0228 – 24 21 383
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag


Die Befragungen von Gisela Lehmer-Kerkloh und Thomas Przybilka
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