Alligatorpapiere. Druckansicht Alle Befragungen
Frage: Warum Krimis?
F. Ani: Der Kriminalroman zwingt zum Hinschauen in die Gegenwart, das Drama des in seinem Lebenszimmer gefangenen Menschen gelingt mir mit dem Krimi am besten, ohne dass es mir auf Mord und Totschlag und spektakuläre Plots ankäme. In meinen Krimis bestimmen die Langsamkeit und das Schweigen den Handlungsablauf, wobei in gewisses Maß an genreüblicher Spannung unerlässlich bleiben muss. Darüber hinaus lassen sich im Genre Krimi immer wieder neue Türen öffnen. So beschäftige ich mich fast ausschließlich mit Verschwundenen und Vermissten und der Suche nach ihnen.
Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?
F. Ani: Der deutschsprachige Kriminalroman ist eine blühende Landschaft, ich fühle mich aufgehoben darin
Frage: Wer ist überschätzt?
F. Ani: Eine Antwort steht mir nicht zu.
Frage: Wer ist unterschätzt?
F. Ani: Cornell Woolrich. Und vermutlich noch viele andere Autoren, die ich leider nicht kenne
Frage: Krimi – eine Literaturgattung?
F. Ani: Was denn sonst?
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
F. Ani: Mein erster Krimi war eine Auftragsarbeit vom Kölner Verleger Emons. Er wollte endlich einen München-Krimi – nach den vielen erfolgreichen Köln-Romanen – herausbringen, also schrieb ich "Killing Giesing", eine Geschichte in der das Hofbräuhaus und drei tote CSU-Politiker vorkommen, eine echte Heimatromanze. Danach erfand ich für den Droemer Verlag das Dezernat 11 und Hauptkommissar Tabor Süden, von dem ich bis heute nicht losgekommen bin und der mir als Schriftsteller bislang mehr Glück beschert hat als jede andere meiner Hauptfiguren.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
F. Ani: Die Lüge.
Frage: Mord – muss das sein?
F. Ani: In meinen Büchern nicht. Bei mir kommen oft nicht einmal Tote vor – bloß Lebende, die verschwunden sind und tote Zimmer zurückgelassen haben.
Frage: Warum schreiben Sie?
F. Ani: Ich habe damit begonnen, als ich ungefähr zehn war, ich fand einfach, es war eine andere Art zu atmen. Und die einzige Art zu überleben.
Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?
F. Ani: Ich bediene mich auf dem Marktplatz Gegenwart, daheim mache ich Fiktion darauf. Aber die Figuren sollten schon in einer wahrhaftigen Welt existieren, auf die man allerdings keine reale Straßenkarte legen kann.
Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?
F. Ani: Dort, wo ein Mensch allein in seinem Zimmer aus dem Fenster schaut und staunt und sich fürchtet.
Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?
F. Ani: Hilft, nicht zu verhungern und zu verdursten.
Frage: Sex im Krimi?
F. Ani: Im Leben ist er mir lieber.
Frage: Wenn ja, warum?
F. Ani: Siehe oben.
Frage: Wenn nein, warum?
F. Ani: Zuviel Papier.
Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?
F. Ani: Hä?
Frage: Für wen schreiben Sie?
F. Ani: "Für alle, die im Herzen barfuß sind" (nach einem Gedicht von Jan Skácel).
Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?
F. Ani: Eine Figur im Nebel, ein leiser Sound, ein Rascheln vielleicht, ein Geruch.
Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?
F. Ani: Ich mache Interviews, schaue mir Orte an, lese Material und hoffe, dass sich beim Schreiben später Ideen einstellen. Eine reine Idee nützt mir gar nichts. Ich bin sogar skeptisch gegenüber Ideen. Was ich benötige, sind eine Person und der Schmerz, der sie umtreibt, oder das Verlangen – und am besten eine zweite Persion, die im Weg steht.
Frage: Wo schreiben Sie?
F. Ani: An einem Tisch, entweder in meinem oder einem anderen Zimmer. Hauptsache, ich kann die Tür hinter mir schließen.
Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?
F. Ani: Im Gegenteil: er ermöglicht es!
Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
F. Ani: Robinson Crusoe.
Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
F. Ani: Jeder Roman von Juan Carlos Onetti.
Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
F. Ani: Autor: Cornell Woolrich. Autorin: Frances Fyfield.
Frage: Ihr Lieblingsfilm?
F. Ani: "Fahrraddiebe".
Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
F. Ani: Schwerer Rotwein.
Frage: Kochen Sie?
F. Ani: Hin und wieder.
Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?
F. Ani: Ständig. In einfache Gasthäuser oder Trattorien, in denen es genügend Licht gibt, um das Essen zu sehen und ein Buch zu lesen, wenn man allein ist.
Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
F. Ani: Lederjacke.
Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?
F. Ani: Das Ausgleichstor zum 1:1 von Katsche Schwarzenbeck (FC Bayern München) 1974 gegen Atletico Madrid ist bis heute der einzige Gottesbeweis, den ich habe.
Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?
F. Ani: Gibt's noch ein drittes Geschlecht?
Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
F. Ani: Goethes Weimar.
Frage: Ihr Lieblingsland?
F. Ani: Finnland (war ich noch nie!)
Frage: Was lieben Sie?
F. Ani: Das Lächeln meiner Freundin.
Frage: Was verabscheuen Sie?
F. Ani: Taten und Reden gewisser Politiker.
Frage: Beste Schulnote – worin?
F. Ani: 14 Punkte (Note 1): Facharbeit über "Das Theater des Absurden".
Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?
F. Ani: 4 Punkte, Chemie (wie war das mit dem Mittelteil?).
Frage: Ihr Traumberuf?
F. Ani: Schriftsteller.
Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?
F. Ani: Nein, war aber trotzdem nett.
Friedrich Ani
Geboren am 7.1.1959 in Kochel am See. Friedrich Ani lebt als Schriftsteller in München. Schon frühzeitig begann Friedrich Ani zu schreiben. Seine ersten Hörspiele und Theaterstücke entstanden kurz nach seinem Abitur. Friedrich Ani ist Absolvent der Drehbuchwerkstatt an der Hochschule für Fernsehen unf Film. Neben Gedichten, Erzählungen, Jugendbüchern und Romanen ist Friedrich Ani Autor einer Vielzahl von Hörspielen und Drehbüchern zu Fernseh-Serien ("Ein Fall für Zwei", "Faust") und Fernseh-Filmen ("Tatort").
Sein erster Kriminalroman "Killing Giesing" kam 1996 im Kölner Emons Verlag heraus. Für den Droemer Knaur Verlag entwickelte er seine Serie um den Kriminalkommissar Tabor Süden, der Spezialist für Vermisstenfälle ist. Diese Serie wurde bereits zweimal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet und bisher ins Französische, Koreanische und Chinesische übersetzt. Über Tabor Süden sagt Friedrich Ani am 17.1.2003 im Interview der Süddeutschen Zeitung mit Franz Kotteder: "Ich fand es … erstaunlich, dass vor mir eigentlich kaum jemand über Vermusste geschrieben hat, merkwürdigerweise. Das war eigentlich immer mein Themaa. Ich habe eine große Zuneigung zu Leuten, die verschwinden oder weggehen wollen. … Im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, dass es eigentlich bei allen meinen Geschichten um jemanden geht, der aufbricht und weggehen will. Und dann habe ich mir gedacht: Vielleicht geht das auch in einem Kriminalroman einigermaßen spannend."
Friedrich Ani kann auf eine Reihe von (Krimi-)Preisen und Nominierungen zu (Krimi-)Preisen zurückblicken:
2001, Radio Bremen Krimipreis für "German Angst"
2001, "German Angst" wird für den Friedrich-Glauser-Preis - Krimipreis der Autoren
in der Sparte Roman nominiert
2002, Deutscher Krimi Preis (2. Platz, national) für "Süden und das Gelöbnis des
gefallenen Engels"
2003, Deutscher Krimi Preis (1. Platz, national) für "Süden und das Geheimnis der
Königin" / "Süden und die Frau mit dem harten Kleid" / "Süden und der
Straßenbahntrinker"
2004, "Gottes Tochter" wird für den Friedrich-Glauser-Preis - Krimipreis der Autoren
in der Sparte Roman nominiert.
Homepage: –––
Die Krimis:
Die Krimis:
1996, Killing Giesing. Emons
1997, Abknallen. Emons
1998, Brennender Schnee. Heyne 10609
1998, Die Erfindung des Abschieds. Heyne
2000, German Angst. Droemer Knaur
2001, Die Erfindung des Abschieds. Knaur 61902
2001, German Angst. Knaur 62054
2001, Süden und das Gelöbnis des gefallenen Engels. Knaur 61999
2001, Verzeihen. Droemer Knaur
2002, Abknallen. Knaur 61857
2002, Süden und das Geheimnis der Königin. Knaur 62073
2002, Süden und der Straßenbahntrinker. Knaur 62068
2002, Süden und die Frau mit dem harten Kleid. Knaur 62072
2003, Gottes Tochter. Droemer Knaur
2003, Süden und das Lächeln des Windes. Knaur 62074
2003, Süden und der ahnungslose Mörder. Knaur 62285
2003, Süden und der glückliche Winkel. Knaur 62384
2003, Süden und der Luftgitarrist. Knaur 62075
2004, Süden und das Lächeln des Windes. Knaur 62737
2004, Süden und das verkehrte Kind. Knaur 62387
Die Krimikurzgeschichten:
1995, Nackter Mann, der brennt. In: Gerd Haffmans / Bernhard Matt: Haffmans Krimi
Jahresband 1995. Haffmans/Heyne 105
1996, Ermordung. In: Gerd Haffmans / Bernhard Matt: Haffmans Krimi Jahresband
1996. Haffmans/Heyne 129
1997, Das Glockenbach-Geheimnis. In: Gerd Haffmans / Bernhard Matt: Haffmans
Krimi Jahresband 1997. Haffmans/Heyne 154
1999, In einem Zimmer am anderen Ende des Weltalls. In: Michael Menzel:
Schmamlos. Knaur 61243
2000, Alles Waisen. In: Uta-Maria Heim: Der Schuss in den Kopf des Architekten.
av edition
2000, Ich bin glücklich. In: Julia Peters: Killing him softly. Knaur 61707
2000. Pas de deux. In: Gefährliche Zwillinge. Eichborn
2001, Das Glockenbach-Geheimnis. In: Von Mord zu Mord - Eine mörderische
Deutschlandreise. Scherz Krimi 1797
2001, Pas de deux. In: Gefährliche Zwillinge. Ullstein 25176
2002, Sag Danke, Ludwig. In. Bernhard Matt: Die sieben Todsünden. Heyne 13444
2003, Dancing Falken. In: Amica / Nadine Barth / Stephanie Kriesel: Letzte Worte.
Scherz Krimi 1957
Stand: 29.3.2004
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka
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rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM
(Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
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Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
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Thomas Przybilka
verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien.
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
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