Alligatorpapiere. Druckansicht Alle Befragungen
Richard Birkefeld
Frage: Warum Krimis?
Richard Birkefeld: Damit die Mimi endlich ins Bett geht!
Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?
Richard Birkefeld: Ein langer und steiniger Gewaltmarsch durch die bundesrepublikanische Provinz.
Frage: Wer ist überschätzt?
Richard Birkefeld: Meistens die, die diesen Weg mit einem amerkanischen Straßenkreuzer abgekürzt haben.
Frage: Wer ist unterschätzt?
Richard Birkefeld: All diejenigen, die weiterhin zu Fuß unterwegs sind, aber die ausgetretenen Pfade (sprich Landstraßen) meiden.
Frage: Krimi – eine Literaturgattung?
Richard Birkefeld: In der Regel nicht – meistens fehlt es der Konstruktion Krimi an Wahrhaftigkeit und Gültigkeit, das liegt einfach im Wesen des Genre. Er ist ein Teil der Unterhaltungsindustrie, ein richtiger Straßenköter, der, zugegebenermaßen, hin und wieder auch mal einem bornierten Feuilletonisten kräftig in den fleischlosen Hintern beißt.
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
Richard Birkefeld: Durch eine selbstgewählte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
Richard Birkefeld: Politische Macht.
Frage: Mord – muss das sein?
Richard Birkefeld: Natürlich nicht – aber gibt es etwas Vergleichbares in der menschlichen Gesellschaft, das die Mehrheit so fasziniert? Zumindest läßt sich mit dem Mord auf dem Papier realiter die Zeit totschlagen. Zum Glück ist das aber kein richtiges Verbrechen ...
Frage: Warum schreiben Sie?
Richard Birkefeld: Weil es unglaublich viel Spaß bereitet, Protagonisten in Umstände zu verwickeln, die man auf keinen Fall selbst erleben möchte.
Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?
Richard Birkefeld: Unbedingt – historische oder gegenwärtige gesellschaftspolitische Entwicklungen sind ideale Katalysatoren, um aus einer vordergründigen Mordgeschichte ein hintergründiges Sittenbild zu formen.
Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?
Richard Birkefeld: Es sollten immer zeitgeschichtllich bekannte Schauplätze sein, die man mit dem Mittel des Krimia aufarbeiten könnte.
Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?
Richard Birkefeld: Das ist das Gegenteil von Mord und Totschlag – Essen und Trinken hält nämlich Leib und Seele zusammen ...
Frage: Sex im Krimi?
Richard Birkefeld: Ja, wenn es der Wahrheitsfindung dient ...
Frage: Wenn ja, warum?
Richard Birkefeld: siehe oben.
Frage: Wenn nein, warum?
Richard Birkefeld: Es gibt keine Gründe, nicht über Sex schreiben zu dürfen oder zu wollen, wenn es die Geschichte verlangt.
Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?
Richard Birkefeld: Gute Frage!
Frage: Für wen schreiben Sie?
Richard Birkefeld: Im Grund für alle, die bereit sind, 20 Euro für ein Buch ausgeben zu wollen.
Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?
Richard Birkefeld: Wie läßt sich über einen langweiligen Sonnenaufgang ein spannender Tag erzählen.
Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?
Richard Birkefeld: Notizen, also Spuren, werden nicht hinterlassen; Ideen entstehen durch anstrengende, langwierige oder aber auch durch feuchtfröhliche Diskussionen. Die Geschichte steht, wenn sie komplett internalisiert ist.
Frage: Wo schreiben Sie?
Richard Birkefeld: Nur in meinem Arbeitszimmer.
Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?
Richard Birkefeld: Natürlich nicht. Ich glaube, ohne PC wären viele gar nicht der Lage, so etwas Komplexes und Aufwendiges wie einen Roman überhaupt bewältigen zu können. Der PC demokratisiert das Schreiben und das ist gut so.
Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
Richard Birkefeld: Fritz Steuben "Tecumseh – Schneller Fuß und Pfeilmädchen".
Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
Richard Birkefeld: Egon Friedell "Kulturgeschichte der Neuzeit".
Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
Richard Birkefeld: James Ellroy international und Bernhard Schlink national.
Frage: Ihr Lieblingsfilm?
Richard Birkefeld: "Zurück in die Zukunft" I – III.
Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
Richard Birkefeld: 1996 Pétrus Cru Exceptionnel (wenn das Buch läuft), Lindener Spezial (wenn's nicht ganz so gut läuft).
Frage: Kochen Sie?
Richard Birkefeld: Leidenschaftlich gern!
Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?
Richard Birkefeld: Ins Plümmecke, Voßstraße, Hannover. Die besondere Kneipe, in der auch Kanzler Schröder seine Curry-Wurst aß, als er noch der Gerd war.
Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
Richard Birkefeld: Die Strumpfhalter meiner Frau.
Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?
Richard Birkefeld: Ohne Fußball wäre die Welt nur eine blöde Kugel – so ist sie eine begrünte Scheibe mit aufgezeichnetem Spielfeld.
Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?
Richard Birkefeld: Ich verstehe diese Frage überhaupt nicht, versuche aber trotzdem, sie zu beantworten: Ja, ja, ja – Frauen sind ganz wichtig für mich, Männer sind aber auch wichtig für mich, das Problemfeld Frauen/Männer ist auch eine wichtige und notwendige Sache – nur sollten sie nicht gegeneinander Fußball spielen.
Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
Richard Birkefeld: Rothenburg ob der Tauber.
Frage: Ihr Lieblingsland?
Richard Birkefeld: Kanada.
Frage: Was lieben Sie?
Richard Birkefeld: Meine Frau. Das Grundgesetz. Krustentiere. Afrikanische Musik. Salmiakpastillen und Buttermilch. Genau in dieser Reihenfolge.
Frage: Was verabscheuen Sie?
Richard Birkefeld: Ganz ehrlich? Jede Art von Gewalttätigkeit.
Frage: Beste Schulnote – worin?
Richard Birkefeld: Geschichte (das ist jetzt gelogen. Sport lautet die richtige Antwort).
Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?
Richard Birkefeld: Religion, weil ich den Sinn der Übung bis heute nicht so richtig verstanden habe.
Frage: Ihr Traumberuf?
Richard Birkefeld: Wirt im Plümmecke. Der Laden ist eine richtige Goldgrube ...
Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?
Richard Birkefeld: Ja, natürlich – Przybilka, der alte Pate, hat mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte ...
Richard Birkefeld
Geboren 1951, verheiratet. Richard Birkefeld ist Historiker mit dem Schwerpunkt Kultur- und Sozialgeschichte im frühen 20. Jahrhundert. Seine wissenschaftliche Publikationsliste umfaßt eine Reihe von Aufsätzen, Essays, Dokumentationen und Büchern zu stadtgeschichtlichen Problemfeldern. Nach verschiedenen Anstellungen an der Universität Hannover, dem Historischem Museum Hannover und in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen lebt er heute als freier Autor in Hannover.
Zusammen mit Göran Hachmeister (ebenfalls Historiker) schrieb er seinen Debütroman "Wer übrig bleibt, hat Recht", der 2003 mit dem "Friedrich-Glauser-Preis – Krimipreis der Autoren" in der Sparte Debüt ausgezeichnet wurde. Ebenfalls 2003 wurde dieser Kriminalroman mit dem "Deutschen Krimi Preis" ausgezeichnet und die Jury des österreichischen Literaturmagazins "Buchkultur" wählte den Roman unter die besten 10 Kriminalromane der Saison 2002/2003.
Homepage: –
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Die Krimis:
2002 (zusammen mit Göran Hachmeister), Wer übrig bleibt, hat Recht. Eichborn
Verlag
2004 (zusammen mit Göran Hachmeister), Wer übrig bleibt, hat Recht. Dtv 20734
Stand: 11.5.2004
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka
Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
Zweigniederlassung Bonn
Thomas Przybilka
Buschstr. 14
53113 Bonn
Fax: 0228 - 24 21 385
Tel: 0228 - 24 21 383
e-mail: mlbonn@t-online.de
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