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Horst Eckert
Frage: Warum Krimis?
Horst Eckert: Krimis sind moderne Erzählliteratur schlechthin. Sie thematisieren die Schattenseiten des menschlichen Lebens mit den Mitteln der Spannung. Es gib nichts Besseres zu lesen und zu schreiben.
Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?
Horst Eckert: Wenn ein Krimi die Gesellschaft beschreibt, in der ich lebe, ist das reizvoll. Als Stilrichtung gibt es den deutschen Krimi nicht. Dazu sind die Handschriften der Autoren zu unterschiedlich.
Frage: Wer ist überschätzt?
Horst Eckert: Aus dem Angelsächsischen manche Bestseller, deren Plot zwar funktioniert, deren Figuren aber platt sind und die Sprache holprig. Aus dem Skandinavischen einige Autoren, denen man Gesellschaftskritik nachsagt, die bei genauem Hinsehen jedoch nur das Klischee bedienen, dass früher alles besser gewesen sei. Aus dem deutschen Sprachraum ein paar Krimis, die mehr sein wollen als "nur" Krimis, aber langweilen, weil sie zwar den Willen zum Stil erkennen lassen, nicht aber Spannung.
Frage: Wer ist unterschätzt?
Horst Eckert: Vermutlich viele. Wer kann in der Flut der Neuerscheinungen schon alle Perlen finden? Da hilft nur lesen – und sich nicht von Bestsellerlisten ablenken lassen.
Frage: Krimi – eine Literaturgattung?
Horst Eckert:
Die Literaturgattung. Ein Kollege sagte einmal: Was das Sonett für die Shakespeare-Zeit, ist der Krimi für uns.
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
Horst Eckert: Gute Autoren haben mich als Jugendlicher süchtig gemacht.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
Horst Eckert: Nicht die Waffe ist wichtig, sondern das Motiv.
Frage: Mord – muss das sein?
Horst Eckert: Das frage ich mich auch immer, wenn ich in der Zeitung über einen Mordfall lese. Bezogen auf den Kriminalroman: Ja.
Frage: Warum schreiben Sie?
Horst Eckert: Eines Tages war ich versucht, bei der Lektüre eines mittelmäßigen Krimis zum Rotstift zu greifen. Dann unternahm ich den Versuch, es besser zu machen, und entdeckte, wie viel Spaß es macht, spannende Geschichten über die Abgründe der Gesellschaft und der menschlichen Seele zu erzählen.
Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?
Horst Eckert: Gegenwart ja. Abbildung nein. Autoren lügen. Glauben Sie ihnen kein Wort. Was wir schreiben, hat nie stattgefunden. Aber im Unterschied zur Fantasy-Literatur lügt der Krimi mit Bodenhaftung, das heißt, er kann einen hohen Grad an Wahrhaftigkeit besitzen.
Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?
Horst Eckert: Es hängt von der Geschichte ab. Ich bevorzuge die Großstadt, denn dort finde ich fast jedes Milieu. Es gab aber auch schon Ausflüge in den kambodschanischen Dschungel oder in die afghanische Gebirgswüste.
Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?
Horst Eckert: Im Krimi hängt es vom Personal ab. Für Restaurantbetreiber ist das Essen bedeutend, für SEK-Beamte das Zechen nach dem Einsatz.
Frage: Sex im Krimi?
Horst Eckert: Kommt vor.
Frage: Wenn ja, warum?
Horst Eckert: Soweit es dem Plot oder der Charakterisierung der Figuren dient.
Frage: Wenn nein, warum?
Horst Eckert: Wenn eine Sexszene nicht der Geschichte dient, sondern zum Selbstzweck würde, verzichte ich darauf. Im Krimi jedenfalls.
Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?
Horst Eckert: Ich kenne keinen.
Frage: Für wen schreiben Sie?
Horst Eckert: Für möglichst viele Leser, weil ich davon lebe. Allein für mich, weil mein einziger Maßstab nur die eigene Vorstellung vom perfekten Krimi sein kann.
Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?
Horst Eckert: Am Anfang steht die Idee zu einer Hauptfigur, ihren Konflikten und ihrer Vergangenheit. Dann konstruiere ich einen Kriminalfall, der auf irgendeine Art damit verknüpft ist, die Konflikte eskalieren lässt und vor allem deshalb die Aufklärung für meine Hauptfigur zur lebenswichtigen Aufgabe macht.
Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?
Horst Eckert: Ideen notiere ich auf Zettel, die ich später nicht wieder finde. Die besten Ideen bleiben im Gedächtnis hängen. Wenn ich wüsste, woher sie kommen, könnte ich mich gezielter auf die Suche machen.
Frage: Wo schreiben Sie?
Horst Eckert: In einem Arbeitszimmer, das zu klein ist, um Ordnung zu halten (zu viele Zettel), und mitten in der Stadt liegt, also nicht den idyllischen Blick aus dem Fenster bietet, nach dem ich mich manchmal sehne.
Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?
Horst Eckert: Heute nicht. Er funktioniert.
Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
Horst Eckert: Diverse Werke von Karl May und Astrid Lindgren.
Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
Horst Eckert: "Der Blinde von Sevilla" von Robert Wilson, das ich gerade ausgelesen habe. Der Kollege hat's drauf. Großer Respekt.
Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
Horst Eckert: Wechselt mit jedem neuen Lieblingsbuch.
Frage: Ihr Lieblingsfilm?
Horst Eckert: Da gibt es mehrere. Einer ist "Apocalypse Now". Von ihm habe ich für den Schluss von "Purpurland" abgekupfert.
Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
Horst Eckert: Mineralwasser und roter Bordeaux
Frage: Kochen Sie?
Horst Eckert: Ja.
Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?
Horst Eckert: Bei Freunden oder in guten Restaurants.
Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
Horst Eckert: Hängt von Ort und Zeit ab.
Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?
Horst Eckert: Im Krimi nein. Im Leben unverzichtbar.
Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?
Horst Eckert: Die ganze Menschheit besteht daraus.
Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
Horst Eckert: In Düsseldorf lebe ich ganz gerne. In vielen weiteren bin ich gern zu Besuch.
Frage: Ihr Lieblingsland?
Horst Eckert: Das jeweilige Urlaubsland. Lieber warm und besonnt als düster und kalt.
Frage: Was lieben Sie?
Horst Eckert: Eine Terrasse auf einer Klippe. Weit draußen kreuzen Fischerboote das schimmernde Meer. Grillen beginnen ihr Konzert und im Sundowner klimpern die Eiswürfel. Die einzige Frage lautet: Wo gehen wir essen? Aber bis zur Entscheidung haben wir noch Zeit ...
Frage: Was verabscheuen Sie?
Horst Eckert: Das Gegenteil davon.
Frage: Beste Schulnote – worin?
Horst Eckert: Deutsch.
Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?
Horst Eckert: Latein. Zu faul zum Vokabelnpauken.
Frage: Ihr Traumberuf?
Horst Eckert: Zur Zeit: Schriftsteller.
Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?
Horst Eckert: Weil ich mir gern Geschichten ausdenke ...
Horst Eckert
Horst Eckert wurde am 7. Mai 1959 in Weiden in der Oberpfalz geboren. Er wuchs in Preeath auf und studierte in Erlangen und Berlin politischen Wissenschaften (Diplompolitiloge 1985). Seit 1987 lebt Horst Eckert in Düsseldorf. Als Tagesschau-Reporter des WDR, Chef vom Dienst bei VOX und freier Reporter für das RTL-Nachtjournal und den WDR schrieb Horst Eckert zahlreiche Fernsehfeatures.
1995 debütierte er mit "Annas Erbe" als Kriminalschriftsteller. In kurzer Abfolge erscheinen 6 weitere Krimis im Dortmunder Grafit Verlag mit Figuren wie Benedikt Engel, Ella Bach und Bruno Wegmann aus dem Düsseldorfer Polizeipräsidium ("Die Festung"). Eckerts Kriminalromane sind dem Genre police procedurals zuzurechnen und zeigen Korruption und Filz in Politik und vor allem bei der Polizei auf. 1996 erschien "Bittere Delikatessen" und Eckerts dritter Krimi "Aufgeputscht" wurde 1997 für den Friedrich-Glauser Preis nominiert und erhielt 1998 den "Marlowe"-Preis der Raymond-Chandler-Gesellschaft für den besten deutschsprachigen Kriminalroman des Jahres. Für die "Zwillingsfalle" 2000 wurde er 2001 mit dem Friedrich-Glauser Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen "Ausgezählt" 2002 und "Purpurland" 2003. Einige seiner Bücher wurden ins Tschechische und Französische übersetzt. Seit 2001 ist Horst Eckert einer der drei Sprecher des Syndikats, der Autorenvereinigung deutschsprachiger Kriminalschriftsteller.
Homepage: www.horst-eckert.de
Die Krimis:
1995, Annas Erbe. Dortmund: Grafit Verlag
1996, Bittere Delikatessen. Dortmund: Grafit Verlag
1997, Aufgeputscht. Dortmund: Grafit Verlag
1999, Finstere Seelen. Dortmund: Grafit Verlag
2000, Die Zwillingsfalle. Dortmund: Grafit Verlag
2002, Ausgezählt. Dortmund: Grafit Verlag
2003 Purpurland. Dortmund. Grafit Verlag
Die Krimikurzgeschichten:
2001 Ausgegolzt, in: Von Mord zu Mord. Hg. Ralf Kramp. Scherz-Krimi 1797
2002, In Lünen stirbst du schneller, in: Mord am Hellweg. Hg. H.P. Karr, Jürgen Kehrer, Herbert Knorr. Grafit 271
2003, Ex und hopp, in: Mordsjubiläum. Hg. Volker Albers. Scherz-Krimi 1952
2004 Bye-bye, Neukirchen-Vluyn, in: Mord am Niederrhein. Grafit 285
Stand: 27.April 2004
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka
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