Alligatorpapiere. Druckansicht Alle Befragungen
Marcel Feige
Frage: Erinnern Sie sich noch, wann Sie Ihren ersten Kriminalroman gelesen haben?
Marcel Feige: Das muss irgendwann im Alter von zwölf oder dreizehn gewesen sein. Es war Agatha Christies "Zehn kleine Negerlein" (heute: "Und dann gabs keines mehr") - gelesen in nur einer Nacht, so spannend fand ich's.
Frage: Was interessiert Sie an Kriminalliteratur?
Marcel Feige: Ein guter Plot mit verzwickter, spannender Handlung. Und das Böse - warum geschieht ein Verbrechen?
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
Marcel Feige: Mich hat schon immer Spannungsliteratur interessiert. Als Teenager habe ich fast nur Horrorromane gelesen - Stephen King, Clive Barker, Peter Straub, Dan Simmons ... Irgendwann wurde mir das aber alles zu "abgehoben" und unwirklich. Ich wollte Spannung, die realistisch ist, die im Hier und Jetzt angesiedelt ist. So kam ich zum Thriller und Krimi.
Frage: Warum schreiben Sie Krimis?
Marcel Feige: Weil ich, seit ich A und B auseinander halten kann, gerne lese und schreibe. Schon als kleiner Junge habe ich - fasziniert von den abenteuerlichen Welten Karl Mays - gerne Geschichten erzählt. Behilflich war mir dabei die alte Schreibmaschine meiner Mutter.
Später habe ich, meinem Interesse für die dunkle Phantastik folgend, einige Horrorromane verfasst. Doch je mehr mein Interesse am Horror erlosch, je mehr Sachbücher ich über die Subkulturen und Szenen verfasste, in denen ich mich inzwischen bewegte, umso "bodenständiger" wurde der Inhalt meiner Romane.
Und weil ich's, wie gesagt, trotzdem gerne spannend mag, entstanden zunehmend mehr Thriller und Krimis. In ihnen erzähle ich - in fiktiver Form - über jene Milieus, in die nicht jeder Einblick hat. Und über Vorgänge, die manche für undenkbar halten. Zum Beispiel in meinem demnächst erscheinenden Roman "Trieb". Wenn ich den Leuten von meinen Recherchen erzähle, schütteln sie nur den Kopf und sagen: "Sowas gibt es doch gar nicht." Doch, gibt es!
Frage: Seit wann schreiben Sie Kriminalromane?
Marcel Feige: Seit 2003.
Frage: Ihre erste Krimi-Veröffentlichung?
Marcel Feige: "Wut", erschienen 2007 im Goldmann Verlag.
Frage: Was bedeutet deutsche Krimininalliteratur für Sie?
Marcel Feige: Sie ist mir wichtig, nicht zuletzt weil ich mit meinen Romanen ein Teil davon bin. Vor allem aber ist sie längst der angloamerikanischen ebenbürtig. Außerdem ist sie - wenn sie gut ist - näher an den für deutsche Leser relevanten Themen dran.
Frage: Gibt es einen Krimiautor / eine Krimiautorin, der oder die Sie beeinflußt hat?
Marcel Feige: James Patterson hat mich mit seinen ersten Alex Cross-Romanen sehr begeistert - und ich glaube, auch meinen Stil beeinflußt.
Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?
Marcel Feige: Ganz klar - Berlin.
Frage: Halten Sie das Schreiben von Kriminalromanen für schwieriger oder weniger schwieriger als das Schreiben in einer anderen Literaturgattung?
Marcel Feige: Mir fällt es leicht, einen Krimi zu schreiben, der im Berlin von heute angesiedelt ist. Schwerer wäre es für mich, einen Liebesroman oder sogar einen historischen Roman zu verfassen ... Nee, ist nicht mein Ding.
Frage: Welches (Sub-)Genre der Kriminalliteratur bevorzugen Sie?
Marcel Feige: Thriller.
Frage: Findet Ihrer Meinung nach der Kriminalroman im Feuilleton gebührende Beachtung?
Marcel Feige: Zunehmend mehr.
Frage: Arbeiten Sie zur Zeit an einem neuen Kriminalrorman / an einer neuen Krimistory?
Marcel Feige: Ja, ich arbeite zur Zeit an "Macht", dem nächsten Kalkbrenner-Krimi, der 2010 im Goldmann Verlag erscheinen wird.
Frage: Krimi - eine Literaturgattung?
Marcel Feige: Ja, natürlich.
Frage: Halten Sie das Genre Kriminalliteratur für eine wichtige Literaturgattung?
Marcel Feige: Wenn ein Krimi gut ist, dann bildet er die Gegenwart ab, zeigt Missstände auf, hält uns einen Spiegel vor, was auch immer. Dann hat er möglicherweise ein bisschen mehr Bedeutung als ein reiner Whodunnit-Krimi, ein Fantasy-Roman oder eine Liebesschnulze, die nur unterhalten.
Frage: Sex im Krimi?
- Wenn ja, warum?
Marcel Feige: Auf jeden Fall. Sex gehört zum Leben hinzu. Sex ist wunderbar, bereichernd, erleichternd. Aber Sex ist oft auch Motiv für ein Verbrechen. Sex führt zu Scham, Neid, Eifersucht, Rache. Sex ist Prostitution, Menschenhandel, Missbrauch, Gewalt. Ja, ich gebe zu, Sex spielt in meinen Krimis keine unwesentliche Rolle.
Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?
Marcel Feige: Nein, glaube ich nicht.
Frage: Für wen schreiben Sie?
Marcel Feige: Natürlich für den Leser. Weil ich ihn spannend unterhalten will. Aber auch, weil ich über bestimmte Vorgänge erzählen möchte. Ist die Reaktion auf meine Arbeit positiv, bin ich zufrieden und stolz.
Frage: Plotentwicklung - Ihr erster Gedanke?
Marcel Feige: Seltsamerweise meist der Buchtitel. Danach kommt das Verbrechen. Erst dann die Geschichte.
Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?
Marcel Feige: Ich mache mir ständig Notizen. Und wenn ich mit dem Hund draußen bin, plappere ich unentwegt das Diktiergerät voll. Die meisten Ideen kommen mir auf meiner morgendlichen Hunderunde.
Frage: Wo schreiben Sie?
Marcel Feige: Ausschließlich daheim am Schreibtisch, am Rechner, in Dunkelheit - nur mit einer Schreibtischlampe ...
Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?
Marcel Feige: Nee, ich arbeite am Mac. Seit fünfzehn Jahren. Ohne Probleme!
Frage: Welchen Kriminalroman hätten Sie selber gerne geschrieben?
Marcel Feige: Ich wüsste keinen.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
Marcel Feige: Die ist von Fall zu Fall verschieden.
Frage: Mord - muss das sein?
Marcel Feige: Nicht unbedingt, aber meist geht es im Krimi nicht ohne.
Frage: Wer ist überschätzt?
Marcel Feige: Jeder hat einen anderen Geschmack, insofern ... Schwierige Frage.
Frage: Wer ist unterschätzt?
Marcel Feige: Wenn überhaupt: der deutsche Kriminalroman!
Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
Marcel Feige: Das sind gleich drei: Karl Mays "Todeskarawane", Agathas Christies "Zehn kleine Negerlein", Stephen Kings "Es".
Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
Marcel Feige: Immer das, an dem ich gerade arbeite ...
Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
Marcel Feige: Niemand bestimmtes. Wenn überhaupt, immer jener Autor, dessen Buch mich gerade fesselt.
Frage: Ihr Lieblingsfilm?
Marcel Feige: Das hängt von meiner jeweiligen Stimmung ab. Mich begeistert immer wieder Michael Manns "Heat", Tim Burtons "Big Fish", Brian de Palmas "Scarface" und "Carlitos Way", David Lynchs "Der Elefantenmensch", Christopher Nolans "Batman Begins", außerdem - zu jeder Zeit! - jeder Film aus der Pixar-Schmiede und Matt Groenings "Die Simpsons" ... Doh!
Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
Marcel Feige: Hemingway-Sour.
Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?
Marcel Feige: Überlebenswichtig.
Frage: Kochen Sie?
Marcel Feige: Sehr gerne, regelmäßig zusammen mit Freunden, ausschweifend - ein entspannender Ausgleich zur Arbeit.
Frage: Ihr Lieblingsgericht:
Marcel Feige: Ganz ehrlich? Pommes mit Schnitzel. Da geht nix drüber!
Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?
Marcel Feige: Regelmäßig in Berlin, wo es eine unglaubliche, kulinarische Vielfalt gibt - vom Tibetaner und Georgier über den Russen und Ägypter bis zum Tschechen und Österreicher. Wahnsinn! Nicht zu vergessen: die vielen Berliner Imbisse, vom Döner und Schawarma über Knusperhähnchen und Currywurst bis zum Sushi ...
Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
Marcel Feige: Cargo-Hose und Kapuzenshirt, abgewetzt, ausgeleiert - zum Schreiben urgemütlich.
Frage: Fußball - ist das ein Thema für Sie?
Marcel Feige: Und ob. Hertha BSC natürlich. Dieses Jahr hatten sie endlich gute Chancen auf die Meisterschaft. Tja ...
Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
Marcel Feige: Berlin.
Frage: Ihr Lieblingsland?
Marcel Feige: Deutschland, wegen der wunderbaren Sprache, der vielfältigen Kultur, der prächtigen Landschaft, der tollen Städte, der Erfindung von Techno, wegen Berlin!
Aber auch den aufgeschlossenen Niederlanden fühle ich mich sehr verbunden. Amsterdam ist eine geile Stadt. Und von einem Trip durch Australien träume ich gelegentlich ...
Frage. Was lieben Sie?
Marcel Feige: Meine Freundin Antje. Meine Familie - meine Eltern, meine Schwester. Meine Freunde. Und meine Eurasierhündin Badiva, die ich erst vor kurzem, nach elf Jahren, habe einschläfern lassen müssen.
Frage. Was verabscheuen Sie?
Marcel Feige: Nazis.
Frage: Beste Schulnote - worin?
Marcel Feige: Sehr gut in Deutsch.
Frage: Schlechteste Schulnote - worin & warum?
Marcel Feige: Ungenügend in Kunst. Weil ich mich wenige Wochen vor den Sommerferien weigerte, aufwendige Bastelarbeiten auszuführen, die bis ins nächste Schuljahr angedauert hätten. Denn da hatte ich Kunst abgewählt ...
Frage: Ihr Traumberuf?
Marcel Feige: Den habe ich - Schriftsteller.
Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?
Marcel Feige: Warum haben Sie mir den Fragebogen geschickt?
Die Befragung erfolgte ohne Zeugen im Februar 2009.
Marcel Feige
Marcel Feige, geboren 1971, absolvierte nach dem Abitur ein Volontariat bei den "Niederrhein Nachrichten" in Krefeld sowie der "Rheinischen Post" in Düsseldorf. Von 1991 bis 1993 war er Redaktionsleiter des Musikmagazins "Raveline", danach zwei Jahre Chefredakteur des Lifestyletitels "deep", bevor er als Chefredakteur das "VDT-Journal" (heute "Eternity", Themen: Thanatologie, Philosophie, Kultur) redaktionell und konzeptionell relaunchte. Im August 1996 wurde er Chefredakteur beim Stadtmagazin "Moritz" in Heilbronn.
Seit 1998 arbeitet er als Schriftsteller in Berlin. Seine Themenschwerpunkte sind das Großstadtleben: Szene & Subkultur.
Bereits in Büchern wie "Deep in Techno" (2000), "Big Brother-TV. Wie Reality-Soaps das Fernsehen verändern" (2001), "Ein Tattoo ist für immer. Die Geschichte der Tätowierung in Deutschland" (2003), "Piercing Intim" (2004), "Wa(h)re Lust" (2005) und die inzwischen dreibändige Reihe "Extrem!" (2004ff) sowie die Biografien "Tattoo-Theo. Der Tätowierte vom Kiez" (2001), "Nina Hagen. That's Why The Lady Is A Punk" (2002), "Lude! Ein Rotlicht-Leben" (2005), "Sido. Ich will mein Lied zurück" (2006) und "Gwen. Tagebuch meiner Lust" (2007) tauchte er ein in Subkultur und Milieu.
Auch in seinem belletristischen Werk beschäftigt sich Marcel Feige mit den urbanen Themen unserer Zeit. Romane von ihm sind die dreiteilige Inferno-Saga "Ruf der Toten" (2005), "Schwester der Toten" (2006) und "Macht der Toten" sowie "Wut" (2007), "Gier" (2008) und "Trieb" (2009).
Im Jahr 2002 wurde Marcel Feige mit seinen Büchern "Schatten über Deutschland. 100 Jahre deutschsprachige Phantastik" und das "Fantasy-Lexikon" gleich zwei Mal für den "Rheinischen Literaturpreis 2002" nominiert.
Für das Buch "Nina Hagen. That's Why The Lady Is A Punk" erhielt er im November 2003 die "Corine - Internationaler Buchpreis 2003".
Anfang 2007 erhielt er das Krimi-Stipendium "Tatort Töwerland".
Webseite: www.marcel-feige.de
Die Krimis:
2007, "Wut". Goldmann Verlag
2008, "Gier". Goldmann Verlag
2009, "Trieb" Goldmann Verlag
Die Krimikurzgeschichten:
2008, Berliner Fritten sind die besten. In: Sandra Lüpkes: Wer tötete Fischers Fritz? KBV Verlag
2009, Der Anruf. In: Thomas Koch/Jan Zweyer: Tod auf Töwerland. Grafit Verlag
Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
Zweigniederlassung Bonn
Thomas Przybilka
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Fax: 0228 - 24 21 385
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Die Befragenden:
Gisela Lehmer-Kerkloh
rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM
(Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier"
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag
Thomas Przybilka
verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien.
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag