Alligatorpapiere. Druckansicht Alle Befragungen
Lucie Flebbe
Frage: Erinnern Sie sich noch, wann Sie Ihren ersten Kriminalroman gelesen haben?
Lucie Flebbe: Klar, das war der Klassiker: Agatha Christie's "Mord im Orient-Express". Ich war zehn oder elf und hatte das Buch aus dem Regal meiner Oma gemopst
Frage: Was interessiert Sie an Kriminalliteratur?
Lucie Flebbe: Interesse habe ich an jeder Form von Literatur. Vom Goethe bis zur Klatschzeitung lese ich alles, was mir unter die Finger kommt. Bei der Kriminalliteratur sind für mich lebendige Figuren entscheidend und die Frage nach dem Warum?. Ein möglichst blutiger Mord ist natürlich auch nett, aber mittlerweile auch schon recht abgegriffen, finde ich.
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
Lucie Flebbe: Angefangen habe ich mit den unvermeidlichen Pferdegeschichten als Kind. Irgendwann wurden dann Krimis spannender als die Geschichten vom Ponyhof.
Frage: Warum schreiben Sie Krimis?
Lucie Flebbe: Es ist eine schöne Abwechslung zu dem nicht ganz so ereignisreichen Leben in einer Kleinstadt wie Pyrmont - und auch zum Wäschewaschen und Windelnwechseln, womit ich im Augenblick einen großen Teil meiner Zeit verbringe.
Frage: Seit wann schreiben Sie Kriminalromane?
Lucie Flebbe: "Der 13. Brief" ist das erste Manuskript gewesen, dass ich an einen Verlag geschickt habe. Vorher gab es ein paar nicht ganz so geglückte Versuche, die besser in einem Ordner in meinem Regal aufgehoben sind.
Frage: Was bedeutet Krimininalliteratur für Sie?
Lucie Flebbe: Spannung, Spaß und Überraschungen. Wenn ich einen Krimi lese, erwarte ich das gleiche, wie jede/jeder andere LeserIn: Dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen will, bis ich weiß, wer der Mörder ist. Und gerade der deutschsprachige Krimi bietet da eine Menge Überraschung und Abwechslung.
Frage: Gibt es einen Krimiautor / eine Krimiautorin, der oder die Sie beeinflußt hat?
Lucie Flebbe: Nein, im Gegenteil: Während ich schreibe, versuche ich möglichst nicht an andere Bücher zu denken oder nebenbei zu lesen. Wenn man sich immer die vor Augen hält, die womöglich besser schreiben, als man selbst, blockiert das nur.
Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?
Lucie Flebbe: Ich würde sagen, eine durch die Ich-Erzählerin leicht ironische Betrachtung der Gegenwart.
Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?
Lucie Flebbe: Meine Krimis spielen in Bochum. Die Stadt im Herzen des Ruhrgebietes ist das perfekte Setting für diese Geschichte. Ich kann mir allerdings auch jeden anderen Ort vorstellen, wenn die Handlung es erfordert. Sollte eine Geschichte in der Steinzeit oder auf dem Mond spielen, werden die Recherchen allerdings ein wenig aufwendiger.
Frage: Halten Sie das Schreiben von Kriminalromanen für schwieriger oder weniger schwieriger als das Schreiben in einer anderen Literaturgattung?
Lucie Flebbe: Ich glaube, dass jedes gute Buch auf einer spannenden Handlung und interessanten Charakteren basiert. Die Figuren so hinzubekommen, dass die LeserInnen sich hineinversetzen können und sie in Erinnerung behalten, ist in jeder Literaturgattung schwierig.
Frage: Welches (Sub-)Genre der Kriminalliteratur bevorzugen Sie?
Lucie Flebbe: Den klassischen Ermittlerkrimi, bei dem der/die LeserIn zusammen mit einer interessanten Ermittlerfigur den Mörder jagen kann - denn das macht meiner Meinung nach wie vor den Reiz eines Krimis aus.
Frage: Findet Ihrer Meinung nach der Kriminalroman im Feuilleton gebührende Beachtung?
Lucie Flebbe: Nein, gerade der deutschsprachige Krimi kommt meiner Meinung nach zu kurz.
Frage: Arbeiten Sie zur Zeit an einem neuen Kriminalrorman / an einer neuen Krimistory?
Lucie Flebbe: Die Fortsetzung vom "13.Brief" ist Frühjahr 2010 bei GRAFIT erschienen. Ich schreibe mittlerweile am dritten Teil der Geschichte.
Frage: Halten Sie das Genre Kriminalliteratur für eine wichtige Literaturgattung?
Lucie Flebbe: Natürlich! Das beweisen ja schon die vielen Menschen, die Krimis lesen. Die Geschichten holen die Leute aus ihrem Alltag, lassen sie abschalten und versetzen sie für ein paar Stunden in eine andere Welt. Und wenn ich als Autorin den LeserInnen dabei noch einen neuen Blickwinkel ermöglichen kann, umso besser.
Frage: Sex im Krimi?
- Wenn ja, warum?
Lucie Flebbe: Genauso wichtig, wie im richtigen Leben.
Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?
Lucie Flebbe: Nie gehört. Dürfen Männer den nicht lesen? Klingt, wie "Männersport"? - Aber Moment, wer war da neulich nochmal Fußball-Weltmeister geworden?
Frage: Für wen schreiben Sie?
Lucie Flebbe: Da meine Protagonistin eine junge Frau ist, könnte man glauben, ich würde hauptsächlich für diese Zielgruppe schreiben. Tatsächlich hat mir eine zwölfjährige Leserin berichtet, sie hätte das Buch gleich zweimal gelesen. Allerdings haben mir Siebzigjährige das gleiche gesagt und sogar meinen Mann - ein überzeugter Nicht-Leser - konnte es nicht aus der Hand legen.
Frage: Plotentwicklung - Ihr erster Gedanke?
Lucie Flebbe: Wer ist der Mörder?
Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?
Lucie Flebbe: Notizen mache ich immer, zur Not auch mal mit Straßenmalkreide auf Asphalt, wenn ich gerade keinen Stift zur Hand habe.
Und eine Idee kann durch alles Mögliche entstehen. Den Anstoß zur Fortsetzung des "13. Briefs" gab zum Beispiel eine Magentablette.
Frage: Wo schreiben Sie?
Lucie Flebbe: Meist nachts im Bett (es lebe das Notebook!). Mit einem Vollzeitjob und vier Kindern bleibt tagsüber wenig Zeit. Allerdings wird auch das Nacht-Schreiben im Augenblick von unserem sechs Wochen alten Sohn hartnäckig behindert.
Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?
Lucie Flebbe: Gar nicht. Wenn ich an die manuelle Uralt-Schreibmaschine meiner Mutter denke, die ich ihr für meine ersten Schreibversuche abgeschwatzt hatte, halte ich den PC für eine deutlich wichtigere Erfindung, als das Bügeleisen.
Frage: Haben Sie Kontakt zu ausländischen Kollegen/Kolleginnen?
Lucie Flebbe: Da "Der 13. Brief" mein Debüt ist, hatte ich bis vor kurzer Zeit überhaupt keinen Kontakt zu anderen Autoren.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
Lucie Flebbe: Ganz klar: Der Füllfederhalter. Wobei mir auch ein Schokoladen-Eis gefallen könnte...
Frage: Mord - muss das sein?
Lucie Flebbe: Hallo? Wir reden über Krimis, nicht über Disney-Comics!
Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
Lucie Flebbe: Bille und Zottel.
Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
Lucie Flebbe: Dieses Bilderbuch mit dem großen und dem kleinen Hasen.
Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
Lucie Flebbe: Noch immer Agatha Christie.
Frage: Ihr Lieblingsfilm?
Lucie Flebbe: Serie: Starsky und Hutch.
Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
Lucie Flebbe: Tequila Sunrise (habe ich allerdings erst ein einziges Mal getrunken und da wurde mir übel davon)
Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?
Lucie Flebbe: Es kostet mich viel Zeit, es zuzubereiten. Anschließend verteilen die Kinder es ziemlich schnell auf Fußboden, Kleidung und in ihren Haaren. Ich wische es also meistens weg.
Frage: Kochen Sie?
Lucie Flebbe: Nicht freiwillig.
Frage: Ihr Lieblingsgericht:
Lucie Flebbe: Tiefkühlpizza - 12 Minuten in die Mikrowelle - fertig! (Allerdings vollkommen frei von Nährstoffen, deshalb kommt es bei uns leider nicht auf den Tisch).
Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?
Lucie Flebbe: Gerne, aber selten. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, zum Griechen um die Ecke.
Frage: Fußball - ist das ein Thema für Sie?
Lucie Flebbe: Tatsächlich habe ich nichts dagegen, mir hin und wieder ein Spiel anzusehen - als Sport-Physiotherapeutin wahrscheinlich ein berufsbedingtes Interesse.
Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland? Ihr Lieblingsland?
Lucie Flebbe: Ich find's hier, wo ich bin, ganz schön.
Frage. Was lieben Sie?
Lucie Flebbe: Ich habe gerade geheiratet.
Frage. Was verabscheuen Sie?
Lucie Flebbe: Essensreste in Kinderhaaren.
Frage: Beste Schulnote - worin?
Lucie Flebbe: Deutsch.
Frage: Schlechteste Schulnote - worin & warum?
Lucie Flebbe: Mathe. Na ja, in Physik war ich auch nicht gerade 'ne Leuchte.
Frage: Ihr Traumberuf?
Lucie Flebbe: Bestsellerautorin ;-).
Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?
Lucie Flebbe: Er bewahrt mich vor Gästen, die sich nur bei mir durchfuttern wollen.
Die Befragung erfolgte ohne Zeugen im Juli 2009
Rezept
Tiefkühlpizza
Folie entfernen
12 Minuten in die Mikrowelle (unsere hat extra ein Pizza-Programm)
Fertig
Lucie Flebbe.
Lucie Flebbe wurde 1977 in Hameln geboren. Sie machte eine Ausbildung als Physiotherapeutin.
2008 veröffentlichte sie als Lucie Klassen ihren ersten Krimi "Der 13. Brief" (Grafit Verlag), der 2009 mit dem Friedrich-Glauser-Preis des Syndikats in der Sparte Debüt ausgezeichnet wurde.
Nach Erscheinen des Buches hat sich ihr Nachname durch ihre Hochzeit im Dezember 2008 von Klassen in Flebbe verändert.
Lucie Flebbe lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Bad Pyrmont.
Webseite: www.lucieflebbe.de/
Die Krimis:
2008, Der 13. Brief, Grafit Verlag
2010, Hämatom. Grafit Verlag
Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
Zweigniederlassung Bonn
Thomas Przybilka
Buschstr. 14
53113 Bonn
Fax: 0228 - 24 21 385
Tel: 0228 - 24 21 383
e-mail: mlbonn@t-online.de
- deutsche Bücher stets porto- und verpackungskostenfrei!
- fremdsprachige Titel ab einem Rechnungsendbetrag von EUR 52,00 innerhalb der BRD stets porto- und verpackungskostenfrei!
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Die Befragenden:
Gisela Lehmer-Kerkloh
rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM
(Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier"
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag
Thomas Przybilka
verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien.
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag