Alligatorpapiere. Druckansicht Alle Befragungen
Alfred Komarek
Frage: Warum Krimis?
Komarek: Vordergründig die Lust des Schreibers und der Leser sich ungestraft mit Ereignissen und Fantasien abgeben zu dürfen, die weit außerhalb eines alltäglichen Lebens liegen. Wer schaudert nicht gerne (wohlig abgesichert) angesichts menschlicher Abgründe. Außerdem ist ein guter Krimi ein intelligentes Leservergnügen mit literarischem Anspruch.
Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?
Komarek: Eine – im Gegensatz zu früher – erfreulich bunte literarische Landschaft mit zum Teil bestürzenden Niveauunterschieden.
Frage: Wer ist überschätzt?
Komarek: Ich habe schon als Glauser-Jury-Mitglied heftig unter dem Zwang gelitten, urteilen zu müssen. Schrott ist leicht erkennbar, Mittelmass ebenso, unter den Guten zu reihen, ist Geschmacksache.
Frage: Wer ist unterschätzt?
Komarek: Siehe oben.
Frage: Krimi – eine Literaturgattung?
Komarek: Ja, wie alles Geschriebene, wenn die Qualität stimmt.
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
Komarek: Dem Krimigenre war ich lange nur als Leser verbunden, als solcher allerdings intensiv. Erst seit etwa sechs Jahren schreibe ich Krimis und bin auch schon wieder dabei, neue Ufer anzusteuern. Wie in vielen Büchern vorher (literarischen Reisebegleitern zum Beispiel) ging es mir darum über das Erzählen einen intensiven Zugang zu bestimmten Lebensträumen und ihren Menschen zu finden. Im Krimi ist dieser Zugang natürlich sehr direkt und aufschlussreich, denn die größte Ausnahme vom Alltag, ein Mord, legt unerbittlich Spannungen, Konflikte und Bruchlinien frei, die sonst verborgen bleiben.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
Komarek: Eine Weinpresse.
Frage: Mord – muss das sein?
Komarek: Mord oder etwas anderes existenziell Abgründiges als Auslöser einer klassischen oder unkonventionellen Auseinandersetzung mit dem Thema Schuld und Sühne.
Frage: Warum schreiben Sie?
Komarek:
- um meine Lebensunterhalt zu verdienen.
- weil ich keinen schöneren Beruf wüsste
- weil ich muss
Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?
Komarek: Ja. Oft allerdings eine Gegenwart, die noch vergänglicher ist, als es die Gegenwart ohnehin an sich hat.
Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?
Komarek: Ich verstehe die Frage nicht.
Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?
Komarek: Grosse Bedeutung, weil kreativ, sinnlich, notwendig.
Frage: Sex im Krimi?
Komarek: Wenn es die Geschichte oder die Persönlichkeiten der Akteure erfordern: ja, natürlich.
Frage: Wenn ja, warum?
Komarek: Weil eine gute Geschichte alles erzählen muss, was dazu gehört.
Frage: Wenn nein, warum?
Komarek: Wenns nur Aufputz oder Kalkül wäre.
Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?
Komarek: Krimi für Frauen: nein. Viele Krimi-Talente unter Frauen: ja.
Frage: Für wen schreiben Sie?
Komarek: Für Menschen, denen ich etwas erzählen möchte, und die ich berühren und nicht langweilen will. Und für mich, der ich ein sehr kritischer Leser eigener Texte bin.
Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?
Komarek: Ich habe Menschen und einen Lebensraum im Kopf. Welche Geschichte könnte sich daraus überzeugend ergeben?
Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?
Komarek: Viele Notizen, sehr wissbegierige Recherche, Gespräche, stundenlang grübelnd durch die später beschriebene Gegend rennen, überall Witterung aufnehmen, die theoretische Welt im Kopf zum Leben erwecken, Wenns gut geht, kommen Ideen dann auch von den Akteuren.
Frage: Wo schreiben Sie?
Komarek: Notizen, Plot: überall und vorwiegend mit der Hand, sonst in einer Art strenger Kammer mit Computer, Büchern, Espressomaschine, Kochgelegenheit. Täglich von etwa 7 bis 19 Uhr, in der heissen Phase dann auch in der Nacht.
Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?
Komarek: Nein. Obwohl mir das mechanische ZU PAPIER BRINGEN fehlt. Der Computer bringt eine flüchtige Leichtigkeit mit sich, die dann in Handarbeit repariert werden muss.
Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
Komarek: Dr. Doolitlle
Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
Komarek: Alles von Lyriker Theodor Kramer.
Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
Komarek: Dorothy L. Sayers / Rex Stout
Frage: Ihr Lieblingsfilm?
Komarek: Charade
Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
Komarek: Grüner Veltliner
Frage: Kochen Sie?
Komarek: Ja., ganz passabel.
Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?
Komarek: Abends manchmal, um's Eck.
Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
Komarek: Anzug mit Krawatte
Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?
Komarek: Nein.
Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?
Komarek: Und ob.
Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
Komarek: Berlin.
Frage: Ihr Lieblingsland?
Komarek: Schottland.
Frage: Was lieben Sie?
Komarek: Die Menschen.
Frage: Was verabscheuen Sie?
Komarek: Dumme Präpotenz.
Frage: Beste Schulnote – worin?
Komarek: Kunstgeschichte.
Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?
Komarek: Mathemathik. Ich denke nicht digital sondern in Mäandern.
Frage: Ihr Traumberuf?
Komarek: Schriftsteller.
Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?
Komarek: Weil andre dann womöglich noch dümmere Antworten gäben.
Homepage:
www.alfred-komarek.at
Die Krimis:
1998, Polt muss weinen. Haymon
2000, Polt muss weinen. Diogenes, detebe 23129
2000, Blumen für Polt. Kriminalroman aus dem Weinviertel. Haymon
2001, Blumen für Polt. Kriminalroman aus dem Weinviertel. Diogenes
2001, Himmel, Polt und Hölle. Haymon
2003, Himmel, Polt und Hölle. Diogenes, detebe 23358
2003, Polterabend. Kriminalroman aus dem Weinviertel. Haymon
2004, Die Villen der Frau Hürsch. Haymon
2001, Polt muss weinen. Der chinesische Polt. Taiwan 2001: Sitak Group
2002, Les Larmes de Polt. Der französische Polt. Paris: les Éd. Noir sur blanc
Stand: 5. Mai 2004
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka
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