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Ralf Kramp

Frage: Warum Krimis?

R. Kramp: Ich kann nicht anders. Jeder Versuch, das zu analysieren scheitert. Vielleicht lege ich mich demnächst auf die Couch eines Psychiaters und kann dann Genaueres berichten.

Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?

R. Kramp: Er öffnet den Blick in deutsche Köpfe. Das geschilderte Verbrechen ist mir näher, weil deutsche Mörder nun mal anders denken als amerikanische.

Frage: Wer ist überschätzt?

R. Kramp: Vieles was über den grünen Klee gelobt wird, zeitigt einen sogenannten "Boom", der manchmal kaum nachzuvollziehen ist. Beispiele erzähle ich ausgewählten Personen meines Vertrauens beim siebten Bier.

Frage: Wer ist unterschätzt?

R. Kramp: Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen. Wobei ich "unterschätzt" mit "unentdeckt" ersetzen möchte

Frage: Krimi – eine Literaturgattung?

R. Kramp: Unbedingt.

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

R. Kramp: Eine Sucht von Kindesbeinen an. Der übliche Weg: Angefixt durch Enid Blyton, dann die Klassiker Christie, Sayers, Gaboriau, Collins und so weiter. Später habe ich auch härtere Sachen probiert.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

R. Kramp: Was man so im Haushalt hat. Die Dinge, bei denen jeder nicht gleich an Mord und Totschlag denkt, und die trotzdem eine verheerende Wirkung haben können, wenn sie in die falschen Hände geraten. Zum Beispiel ein Gartenzwerg, ein Käsehobel oder ein zu hart gebackenes Brot.

Frage: Mord – muss das sein?

R. Kramp: Ich denke ja. Das Unumkehrbare dieser Tat ist doch das, was uns Leser abschreckt und gleichermaßen fasziniert. Ein spannender Rififi-Coup ist sicherlich auch spannend, aber das reicht mir dann im Kino.

Frage: Warum schreiben Sie?

R. Kramp: Die Geschichten entstehen nun mal im Kopf. Und was, bitteschön, soll man denn sonst mit ihnen machen, anstatt sie niederschreiben? Ausschwitzen? Beichten? In den Wald schreien?

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

R. Kramp: Soweit es geht. Mit Vorliebe den Mikrokosmos meines ländlich-betulichen Umfelds, der natürlich auch nicht von den aktuellen Einflüssen unberührt bleibt, obwohl man manchmal meinen könnte, die Zeit sei stehen geblieben.

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

R. Kramp: Vor der Haustür. Je näher desto besser. Ich bin ein fauler Rechercheur und traue mich ungern auf fremdes Terrain, aus Angst, hinterher die Fehler um die Ohren gehauen zu bekommen.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

R. Kramp: Ich trinke zuwenig und kriege langsam trockene Haut. Ich esse zuviel und kriege langsam einen kleinen, runden Bauch. Ich werde mir zum Jahreswechsel vornehmen beides umzudrehen – und es dann vermutlich doch nicht tun.

Frage: Sex im Krimi?

R. Kramp: Aber ja. Früher waren das die Seiten, an denen das Buch irgendwann aufklaffte, weil sie immer viel öfter gelesen wurden als der Rest des Romans.

Frage: Wenn ja, warum?

R. Kramp: Der Sex ist eine Achse, um die sich ein ganzes Räderwerk menschlicher Empfindungen und Abhängigkeiten dreht. Elementar wichtig für zahlreiche Kriminalgeschichten.

Frage: Wenn nein, warum?

– – –

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

R. Kramp: Nein

Frage: Für wen schreiben Sie?

R. Kramp: Zu Beginn meiner Karriere war ich mein liebster Leser. Heute denke ich an all die anderen, die meinen Geschmack teilen und fürchte mich ein bißchen vor denen, die es nicht tun.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

R. Kramp: Das letzte Kapitel zuerst. Der Sackbahnhof, in den alle Züge einfahren müssen, die man zu Beginn auf die Schienen gesetzt hat. Diese logistische Kniffelei hat für mich große Priorität.

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

R. Kramp: Es gibt kaum Notizen. Ich verfahre reichlich fahrlässig mit meinen Ideen und Erkenntnissen und handle nach dem Prinzip der natürlichen Auslese. Die Idee, die es nicht schafft vom Ort des Geschehens bis ins Manuskript zu kommen, war einfach zu schwach.

Frage: Wo schreiben Sie?

R. Kramp: Zuhause am PC. Der obligatorische Blick auf den Garten, die Tasse Tee – Ich weiß, es klingt klischeehaft und kitschig, aber genauso ist es. Ich habe wieder und wieder mein Laptop mit auf die Reise genommen. Unterwegs bringe ich keine einzige Zeile zu Papier.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

R. Kramp: Er lenkt ab. Es gibt ja soviele schöne Dinge bei Ebay und soviele interessante Mails auf der syndikatsinternen Mailing-Liste ...

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

R. Kramp: "Rasmus, Pontus und der Schwertschlucker" von Astrid Lindgren.

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
R. Kramp: Viele. "Das ermordete Haus", von Magnan. Immer noch "Mord im Orient-Express". "Fräulein Smilla" hat mich lange Zeit sehr fasziniert.

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
R. Kramp: Extrem unterschiedlich: Der Brite Leslie Thomas mit seinen liebenswert verschrobenen Typen in den "Dangerous-Davies"-Romanen. Und der Franzose Pierre Magnan mit seinen rauen Kriminalgeschichten aus der Provence.

Frage: Ihr Lieblingsfilm?
R. Kramp: "Sleuth" – Zu deutsch: "Mord mit kleinen Fehlern" mit Sir Laurence Olivier und Michael Caine. Die Karikatur des britischen Landhaus-Thrillers mit bemerkenswerter Regie und Darstellern. Ein absolutes Meisterwerk!

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

R. Kramp: Je nach Anlass. Ein Cocktail oder ein Assam-Tee mit viel Zucker und Milch.

Frage: Kochen Sie?

R. Kramp: Für mein Leben gerne. Wenn ich mich beim Schreiben von anderen Dingen des Lebens ausruhe, kann ich mich beim Kochen sogar noch vom Schreiben ausruhen. Es ist viel Sahne und Speck mit im Spiel. Keine dünnen Süppchen oder magere Salätchen.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

R. Kramp: Die Eifeler Landgasthöfe sind paradiesisch.

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

R. Kramp: Es war einmal die Fliege. Meine erste, die dunkelgrüne. In letzter Zeit bin ich nicht mehr so wählerisch. Mein dunkelgrün gemustertes Jackett vielleicht. Das hat so was britisches.

Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?

R. Kramp: Nicht unbedingt. Ich darf bei der Tippgemeinschaft meiner Freunde nicht mehr mitmachen, weil man mich nicht mehr für voll nimmt. Ich habe nicht den Schimmer einer Ahnung, worum es bei diesem Sport geht. Ein Ball soll mit dabei sein, soweit ich den Erzählungen Glauben schenken darf.

Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?

R. Kramp: Als rivalisierende Spezies sind diese beiden der Anfang vom Ende. Tiere fressen einander um satt zu werden, aber diese beiden zerfleischen einander völlig sinnlos.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
R. Kramp: Das gemütlich Bad Münstereifel, weil ich dort aufgewachsen bin. Und wenn ich mir eine Großstadt wählen müsste, dann würde mir Köln zusagen.

Frage: Ihr Lieblingsland?

R. Kramp: Man ahnt es: Großbritannien. In der Mitte des Lebens angekommen, fühle ich mich aber auch in Deutschland immer wohler.

Frage: Was lieben Sie?

R. Kramp: Meine Gefährtin und meine Jungs. Weihrauch und Gewürzseife. Frisch gebügelte Hemden und das Gefühl, beim Friseur gewesen zu sein. Gute Kriminalfilme und die Eifel. Gewitternächte und Sommerabende.

Frage: Was verabscheuen Sie?

R. Kramp: Amerikanische Fernsehserien. Die Seitenbacher-Müsli-Werbung im Radio.

Frage: Beste Schulnote – worin?

R. Kramp: Kunst – Eins.

Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?

R. Kramp: Physik – Sechs im Abitur. Ich hatte fälschlicherweise gedacht, ich könnte mich mit einer Dauer-Vier bis zum Ende durchmogeln. Mein Trost ist, dass die von mir aufgestellten physikalischen Theorien erst in einigen Jahrzehnten bewiesen werden.

Frage: Ihr Traumberuf?

R. Kramp: Ich übe ihn aus.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

R. Kramp: Mehrere Möglichkeiten: 1) Die Verfasser haben mich wahllos aus dem Telefonbuch herausgesucht. 2) Ich nehme hiermit an einer Heizdecken-Lotterie teil. 3) Man versucht, mein neues Zeitmanagement zu torpedieren.


Ralf Kramp
Geboren 1963 in Euskirchen. Ralf Kramp lebt und arbeitet als Karikaturist, Kriminalschriftsteller, Veranstalter des erfolgreichen Eifel-Krimi-Events "Blutspur" (Infos siehe Homepage des Autors) und, seit 2002, als Verleger des KBV Verlages.

1996 erhielt er den Förderpreis des Eifel-Literatur-Festivals für seinen Debüt-Krimi "Tief unterm Laub", 2002 wurde ihm der Kulturpreis des Kreises Euskirchen zuerkannt. Ebenfalls 2002 wurde er auf der Criminale in München mit dem "Black & Silver Socks Award" des Bonner Krimi Archivs, zusammen mit der schwedischen Kriminalschriftstellerin Maj Sjöwall, ausgezeichnet.

Neben eigenen Krimis (darunter ein historischer Kriminalroman und ein Jugendkrimi) und zahlreichen Kurzkrimis, hat sich Ralf Kramp auch als Herausgeber diverser Krimi-Anthologien (Grenz-Echo Verlag und Scherz Verlag) etablieren können.


Homepage:
www.ralfkramp.de

www.kbv-verlag.de/

Die Krimis (als Autor):

1996, Tief unterm Laub. KBV 11
1997, Spinner. Krimi aus der Eifel. KBV 25
1998, Rabenschwarz. KBV 35
1999, Der neunte Tod. KBV 44
2000, Still und starr. KBV 51
2001, Denn sterben muß David. Ein Kriminalroman aus der Zeit Karls des Großen. KBV 82
2002, Malerische Morde. KBV 100
2003, Hart an der Grenze. KBV 105 2003, Wenn Goldfinger rauskommt. Das Schwarze Kleeblatt, Bd. 1. KBV Krimi-Kids
2004, Ein kaltes Haus. KBV

Die Krimikurzgeschichten (als Autor):
2001, Kurz vor Schluss. Mörderische Geschichten. KBV 99
2003, Ein Viertelpfund Mord. Mehr mörderische Geschichten. KBV 118

Die Krimikurzgeschichten (als Herausgeber und Beiträger):
1999, Abendgrauen. Schauergeschichten aus der Eifel. KBV
1999, Mord After Eight. Kriminalgeschichten de Luxe. Scherz 1712
2001, Abendgrauen 2. Noch mehr Eifeler Schauer- und Gruselgeschichten. KBV
2001, Der Ferienkrimi. Eiskalt serviert für einen heißen Sommer - die spannendsten Kriminalfälle. Scherz 1781
2001, Mit 66 Jahren, da fängt das Morden an. Scherz 1817
2001, Der Tod klopft an. Lauter kriminelle Geschichten. Grenz-Echo Verlag
2002, Der Ferienkrimi. Ein mörderischer Sommer. Scherz 1829
2002, Mörderisch kalt. Scherz 1862
2002, Sport ist Mord. Scherz 1847
2002, Der Tod tritt ein. Kriminelle Geschichten aus der Eifel. Grenz-Echo Verlag
2003, Frühling, Sommer, Herbst und Mord. Kriminelle Geschichten aus der Eifel. Grenz-Echo Verlag


Stand: 25.7.2004

© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka

Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag



Die Befragungen von Gisela Lehmer-Kerkloh und Thomas Przybilka
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