Alligatorpapiere.      Druckansicht    Alle Befragungen




ott-paul-befragung.jpg

Paul Lascaux


Frage: Warum Krimis?

P. Lascaux: Kriminalromane sind Spiegel der Wirklichkeit, die die Wahrnehmung auf das Wesentliche fokussieren, sei dies nun eine besondere Konstellation zwischen verschiedenen Personen, eine bestimmte gesellschaftliche Situation oder eine spezielle geografische Region. Aus dieser Konstellation heraus werden Grenzen ausgereizt (und teilweise überschritten), die man im Alltag respektiert. Die daraus entstehenden Geschichte zu erfinden, die Abgründe auszuloten, macht für mich die Faszination dieses zielgerichteten Erzählens aus.
Als Autor finde ich es besonders anregend, den Aufbau eines Romans zu konstruieren, dieses Nebeneinander von zunehmender Information für die Leser und gleichzeitig der abnehmenden Gewissheit, welche dieser Information für die Lösung eines Falles relevant sind, bis der Wendepunkt erreicht ist, von dem aus man sich auf die Lösung konzentriert. Faszinierend ist immer auch die Phase der Recherchen zu einem Text, der Auseinandersetzung mit Symbolen einer Region, die in ihrer Beständigkeit angekratzt werden, mit Personen, die eine (tödliche) Anziehung auf andere ausüben, mit Handlungsbestandteilen, die auf eine bestimmte Spur führen. Das Zusammenspiel all dieser Elemente bringt eine beunruhigende und letztlich doch zutiefst befriedigende Ausprägung imaginativer Literatur hervor: den Kriminalroman, eine Herausforderung an die Fantasie und Kreativität von Autor und Leser.

Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?

P. Lascaux: Heimatgeruch, alte Socken und feuchtes Papier. Endlose Qualitätsdiskussionen und genau so viele gute Bücher wie in anderen Sprachen.

Frage: Wer ist überschätzt?

P. Lascaux: Donna Leon, viele Amerikaner, einige Skandinavier.

Frage: Wer ist unterschätzt?

P. Lascaux: Der französische Krimi, der roman noir.

Frage: Krimi – eine Literaturgattung?

P. Lascaux: Was denn sonst? Es gibt genau so viele gute und schlechte Krimis, wie es gute und schlechte Lyrik, Prosa und Dramatik gibt.

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

P. Lascaux: Durch jugendliches Lesen und eine überbordende Fantasie.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

P. Lascaux: Das Gehirn.

Frage: Mord – muss das sein?

P. Lascuax: Ja. Nein. Das Gehirn kann auch anders.

Frage: Warum schreiben Sie?

P. Lascaux: Aus dem unverbesserlichen Drang, Geschichten zu erfinden und die Welt damit zu belästigen.

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

P. Lascaux: Ja.

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

P. Lascaux: Überall, wo sich eine meiner Figuren zu Hause fühlt.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

P. Lascaux: Eine hohe Bedeutung. Eine gelungene Kombination von Essen und Trinken ist wie ein perfekter Mord.

Frage: Sex im Krimi? / Wenn ja, warum? / Wenn nein, warum?

P. Lascaux: Ja, bitte. Aber die wenigsten wissen, wie das Ding ... Sie wissen schon ... die Sache heisst. Dann lieber nicht.

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

P. Lascaux: Vielleicht zwei?

Frage: Für wen schreiben Sie?

P. Lascaux: Für eine/n imaginäre/n Leser/in.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

P. Lascaux: Ein Satz, ein buntes Blatt im Wind, die Auslage in einem Schaufenster.

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

P. Lascaux: Ich notiere alles und stelle es zu Gruppen zusammen, letztlich wie sich selbst organisierende Materie. Die befiehlt mir dann, was ich zu tun und zu lassen habe.

Frage: Wo schreiben Sie?

P. Lascaux: Im Garten. Unterwegs. Im Büro.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

P. Lascaux: Nein.

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

P. Lascaux: "Jim Knopf und die vierzig Räuber" und der Weltatlas.

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
P. Lascaux: Wahrig Wörterbuch.

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
P. Lascaux: Marie & Joseph, vielleicht (Frankreich, 80er und 90er-Jahre).

Frage: Ihr Lieblingsfilm?
P. Lascaux: Alles von Peter Greenaway.

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

P. Lascaux: Teurer Rotwein.

Frage: Kochen Sie?

P. Lascaux: Ja. Immer.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

P. Lascaux: Selten. Fritierte Fische am Bielersee.

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

P. Lascaux: Socken. Sie halten die Füsse warm.

Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?

P. Lascaux: Wenn ich gar nichts anderes mehr mit mir anzufangen weiss – was allerdings selten vorkommt.

Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?

P. Lascaux: Ist das eine Scherzfrage?

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
P. Lascaux: Freiburg im Breisgau, wohl weil es Schweizer Städten ähnlich ist.

Frage: Ihr Lieblingsland?

P. Lascaux: St. Lucia und die Schweiz.

Frage: Was lieben Sie?

P. Lascaux: Katzen.

Frage: Was verabscheuen Sie?

P. Lascaux: Langweilige und rücksichtslose Menschen.

Frage: Beste Schulnote – worin?

P. Lascaux: 6, das heisst wohl 1 in Deutschland. In Chemie und Geschichte, aber das ist lange her.

Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?

P. Lascaux: Ziemlich tief, in Latein, nach 7 Jahren Missbrauch (obwohl ich am Anfang begeistert war).

Frage: Ihr Traumberuf?

P. Lascaux: Archäo-Ethnologe.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

P. Lascaux: Weil mich Thomas auf den Knien darum gebeten hat. Da konnte ich einfach nicht nein sagen. Und weil ich glaube, dass ich jetzt berühmt werde.


Paul Lascaux
(d.i. Paul Ott)

Paul Ott, geboren am 16.5.1955 in Romanshorn. Er wuchs in Goldach, auf der Schweizer Seite des Bodensees und in Sankt Gallen auf. Lebt seit 1974 in Bern. Nach dem Studium (Germanistik und Kunstgeschichte) geht er seit 1980 seinen Brotberuf als Lehrer nach.

Seit Mitte der 80er Jahre schreibt er unter dem Pseudonym Paul Lascaux Kriminalromane und kriminelle Geschichten, deren Handlungsorte meist die Stadt Bern oder Gemeinden und Gegenden um Kanton Bern sind. Zu dem ist ein Theaterkrimi entstanden (Uraufführung im Schloss Erlach). Auch als Herausgeber von Krimianthologien hat sich der Autor einen Namen gemacht. Einige seiner Kurzkrimis liegen als Übersetzungen in Polen und den USA (z.B. in "The World's Finest Mystery and Crime Stories" herausgegeben von Ed Gorman und Martin H. Greenberg) vor. Paul Ott ist Initiator oder Organisator der "Schweizer Mordstage" und der Veranstaltungsreihe "Literaturkantine".

Neben seinen Kriminalromanen und Kurzkrimis ist Paul Ott in der Schweiz auch Herausgeber und Mitautor diverser Sachbücher (populäre Musik, Lehrmittel für Schulen), Erzählungen und journalistischer Texte bekannt.
2005 erschien sein Handbuch über den Schweizer Kriminalroman "Mord im Alpenglühen. Der Schweizer Kriminalroman – Geschichte und Gegenwart", übrigens die bisher erste, einzige und auch wichtigste Abhandlung zur Kriminalliteratur des Alpenlandes.

Homepage:
www.literatur.li

Die Krimis (als Autor):

Als Paul Lascaux:
1987, Arbeit am Skelett. Orte Verlag
1990, Der Teufelstrommler. Orte Verlag 1996, Totentanz. Orte Verlag
1998, Kelten-Blues. Orte Verlag
2000, Der Lückenbüßer. Verlag der Criminale
2001, Europa stirbt. Verlag der Criminale


Als Herausgeber Paul Ott:
2001, Im Morgenrot. Die besten Kriminalgeschichten aus der Schweiz. Scherz Krimi 1801
2003, Mords-Lüste. Erotische Kriminalgeschichten. Scherz Krimi 1945
2005, Tatort Schweiz. 18 kriminelle Geschichten. Limmat Verlag


Die Krimikurzgeschichten (als Autor):

Als Paul Lascaux:
1995, Un-Zyt-Glogge. In: Banken, Blut und Berge
2001, Das Brandopfer. In: Morgenrot
2003, Beruf und Berufung. In: Mörderische Mitarbeiter
2003, Ein Glas Rotwein für meinen Kater. In: Weinleichen
2003, Das Jungfrauensterben. In: Mords-Lüste
2004, Uedem – Das Schweigen der Kühe. In: Mord am Niederrhein
2005, Schachmatt in Ostermundigen. In: Tatort Scchweiz


Theaterkrimi:
Als Paul Lascaux:
2002, Die Gemeindepräsidentin


Die Sekundärliteratur:
Als Paul Ott:
2005, Mord im Alpenglühen. Der Schweizer Kriminalroman – Geschichte und Gegenwart. KrimiKritik 4, NordPark Verlag

Stand: April 2005

© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka

Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
Zweigniederlassung Bonn
Thomas Przybilka
Buschstr. 14
53113 Bonn
Fax: 0228 – 24 21 385
Tel: 0228 – 24 21 383
e-mail: mlbonn@t-online.de
- deutsche Bücher stets porto- und verpackungskostenfrei! - fremdsprachige Titel ab einem Rechnungsendbetrag von EUR 52,00 innerhalb der BRD stets porto- und verpackungskostenfrei!


Nach oben

Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag


Die Befragungen von Gisela Lehmer-Kerkloh und Thomas Przybilka
Ein Service der Alligatorpapiere.
Gestaltet von
Alfred Miersch
NordPark Verlag
Klingelholl 53
42281 Wuppertal
Tel.: 0202/51 10 89
Kontakt