Alligatorpapiere. Druckansicht Alle Befragungen
Christian Linker
Frage: Erinnern Sie sich noch, wann Sie Ihren ersten Kriminalroman gelesen haben?
Christian Linker: Das war "Fünf Freunde erforschen die Schatzinsel" von Enid Blyton - wenn ich mich recht entsinne, zugleich überhaupt das allererste Buch, das ich als Erstklässler allein und selbst gelesen habe.
Frage: Was interessiert Sie an Kriminalliteratur?
Christian Linker: Der Blick in die menschlichen Abgründe, die immer auch das dunkle Potenzial der eigenen Seele zumindest erahnen lassen.
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
Christian Linker: Vollkommen unabsichtlich, indem meine Jugendromane von Rezensenten teilweise als Krimis eingeordnet wurden.
Frage: Warum schreiben Sie Krimis?
Christian Linker: Mich reizt es, gesellschaftskritische oder auch philosophische Themen in eine spannungsgeladene Handlung einzuweben. Anspruch und Unterhaltung gehören für mich unbedingt zusammen, nicht nur im Jugendbuch. Und da ist das Krimi-Genre ein dankbares.
Frage: Seit wann schreiben Sie Kriminalromane?
Christian Linker: Wenn ich mein Kinderbuch "Die Jagd nach den Feen" vielleicht als meinen ersten Krimi bezeichnen darf, dann seit dem Jahr 2000.
Frage: Ihre erste Krimi-Veröffentlichung (bitte nennen Sie Titel, Erscheinungsjahr und Verlag)?
Christian Linker: Dementsprechend dann: "Die Jagd nach den Feen", 2000, Patmos, Düsseldorf (2002 auch als Taschenbuch bei dtv junior).
Frage: Was bedeutet deutsche Krimininalliteratur für Sie?
Christian Linker: Ohne ein Kenner zu sein, meine ich doch, dass der deutschsprachige oder überhaupt auch der europäische Krimi stärker als andere grundsätzliche Fragen aufwirft, vielleicht gar mit Kant die Fragen nach Wissen, Glauben, Hoffen - was ist der Mensch?
Frage: Gibt es einen Krimiautor / eine Krimiautorin, der oder die Sie beeinflußt hat?
Christian Linker: Ich bewundere die Art, wie Ingrid Noll erzählen kann.
Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?
Christian Linker: Etwas besserwisserisch möchte ich sagen: Meine Bücher bilden gar nichts ab, aber zumindest ist mir realistisches Erzählen wichtig - insofern: unbedingt.
Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?
Christian Linker: Die Settings liegen auf der Straße; wenn mich was irgendwie anspricht oder fasziniert, kann das nächste Buch durchaus da spielen.
Frage: Halten Sie das Schreiben von Kriminalromanen für schwieriger oder weniger schwieriger als das Schreiben in einer anderen Literaturgattung?
Christian Linker: Beim Krimi verwende ich zumindest sehr viel Energie darauf, einen stimmigen, logischen und dabei aber möglichst überraschenden Plot zu kreieren.
Frage: Welches (Sub-)Genre der Kriminalliteratur bevorzugen Sie?
Christian Linker: Das kann ich so nicht sagen. Am wenigsten interessiert mich jedenfalls das "Whodunit" von Polizei- oder Detektivgeschichten; die Ermittler als solche machen wir einfach keinen Spaß.
Frage: Findet Ihrer Meinung nach der Kriminalroman im Feuilleton gebührende Beachtung?
Christian Linker: Da ich meinerseits das Feuilleton wenig beachte, wäre es vermessen von mir, darauf zu antworten.
Frage: Arbeiten Sie zur Zeit an einem neuen Kriminalrorman / an einer neuen Krimistory?
Christian Linker: Nein - mein neues Projekt ist wohl eher in der Schublade des "Coming-of-Age-Romans" zu Hause.
Frage: Halten Sie das Genre Kriminalliteratur für eine wichtige Literaturgattung?
Christian Linker: Unbedingt! Wie vorhin gesagt, reizt mich der Blick in die menschlichen Abgründe. Schuld und der Umgang damit sind ja uralte Menschheitsthemen.
Frage: Sex im Krimi?
- Wenn ja, warum?
Christian Linker; Sex ist eine wichtige Triebfeder des Menschen. Gerade im Jugendroman würdige ich diesen Umstand gern. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn der literarische Sex in bloße Effekte abgleitet.
Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?
Christian Linker: Von solchen Etiketten halte ich nichts. Ich mag es jedenfalls, wenn geschlechtsspezifische Blickwinkel in Büchern deutlich werden. Und für mich als Mann ist es zum Beispiel immer sehr spannend, beim eigenen Schreiben den weiblichen Figuren gerecht zu werden, zum Beispiel einer Ich-Erzählerin. Ah - vielleicht doch ein Etikett: Was zur Hölle fasziniert so viele Frauen an Inspektor Lynley?
Frage: Für wen schreiben Sie?
Christian Linker: Im Grunde schreib ich mir die Bücher, die ich selber gerne lesen würde.
Frage: Plotentwicklung - Ihr erster Gedanke?
Christian Linker: Wenn ich das wüsste, dann wär mir vieles einfacher.
Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?
Christian Linker: Notizen mache ich mir im Auto, im Café und im Bett, und das sind zugleich auch Orte, an denen viele Ideen entstehen oder aber zumindest ins Bewusstsein kommen.
Frage: Wo schreiben Sie?
Christian Linker: Wo ich mein Notebook habe.
Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?
Christian Linker: Im Gegenteil. Ohne PC hätte ich nie auch nur eine Zeile veröffentlicht. Und wie Autoren ohne Internet recherchieren konnten, wird mir auf ewig ein Mysterium bleiben.
Frage: Welchen Kriminalroman hätten Sie selber gerne geschrieben?
Christian Linker: "Der Name der Rose".
Frage: Haben Sie Kontakt zu ausländischen Kollegen/Kolleginnen?
Christian Linker: Sporadisch.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
Christian Linker: Das Wort.
Frage: Mord - muss das sein?
Christian Linker: Kommt auf den Toten an, weniger auf den Täter.
Frage: Wer ist überschätzt?
Christian Linker: Der islamistische Terrorismus.
Frage: Wer ist unterschätzt?
Christian Linker: Meine Heimatstadt Leverkusen.
Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
Christian Linker: "Tom Saywer"
Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
Christian Linker: "Elementarteilchen"
Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
Christian Linker: Ingrid Noll.
Frage: Ihr Lieblingsfilm?
Christian Linker: Trainspotting.
Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
Christian Linker: Frühkölsch.
Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?
Christian Linker: Ich esse zuviel und trinke zu wenig.
Frage: Kochen Sie?
Christian Linker: Ich erhitze Speisen. Aber Kochen kann man das nicht nennen.
Frage: Ihr Lieblingsgericht [Rezept am Schluß des Fragebogens]:
Christian Linker: Pizza.
Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?
Christian Linker: Mit kleinen Kindern wird das zum sehr seltenen Ereignis.
Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
Christian Linker: Jeans.
Frage: Fußball - ist das ein Thema für Sie?
Christian Linker: Als Leverkusener zwangsläufig - und eher selten ein erfreuliches.
Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland? Ihr Lieblingsland?
Christian Linker: Musterstadt.
Frage: Ihr Lieblingsland?
Christian Linker: Nordrhein-Westfalen.
Frage. Was lieben Sie?
Christian Linker: Harte Musik und weiche Handtücher.
Frage. Was verabscheuen Sie?
Christian Linker: Borniertheit.
Frage: Beste Schulnote - worin?
Christian Linker: Eine zwei in Sport (war zwar auf dem Papier nicht die beste Note, aber nie habe ich eine Note härter erarbeitet).
Frage: Schlechteste Schulnote - worin & warum?
Christian Linker: Die fünf in der Mathe-Abi-Klausur; ich habe einfach nach einer halben Stunde abgegeben, weil es doch keinen Zweck hatte.
Frage: Ihr Traumberuf?
Christian Linker: Vordenker.
Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?
Christian Linker: Ich beantworte immer alle Fragen, selbst wenn's keine Fragen mehr gibt.
Die Befragung erfolgte ohne Zeugen im Juli 2009
Rezept
Das Rezept Pizza für 4 Personen. Guten Appetit.
Pizza-Service für 4 Personen
Zutaten: Telefon, Flyer, Freunde
Freunde einladen, hinsetzen, gut abhängen lassen.
Anrufen, bestellen, fertig.
(Kartons bitte nicht im Treppenhaus stapeln.)
Christian Linker.
Christian Linker wurde am 12. Februar 1975 in Leverkusen geboren. Nach dem Abitur studierte er Theologie und arbeitete in der Jugendbildung. Danach leitete er bis heute eine Dachorganisation von Jugendverbänden in Köln.
2001 erschien sein erstes Kinderbuch "Ritter für eine Nacht" im Patmos Verlag. Sein Jugendroman "Raumzeit" (2002 als dtv 20565 erschienen) wurde 2003 von der Jugendjury für den Deutschen Literaturpreis nominiert. "Heldenprojekt" (2005, dtv 78207) war für den "Hansjörg Martin-Preis", den Kinder- und Jugendbuchpreis des Syndikats nominiert. 2009 erhielt er den "Hansjörg Martin-Preis" des Syndikats für seinen Jungenkrimi "Blitzlichtgewitter" (dtv 78224, 2008).
Homepage: www.christianlinker.de
Die Krimis:
Die Krimis:
2001, Ritter für eine Nacht, dtv 70608
2002, Raumzeit, dtv 20565
2003, Die Jagd nach den Feen, dtv 70743
2005, Das Heldenprojekt, dtv 78207
2007, Doppelpoker, dtv 78214
2007, Raumzeit, dtv 78217
2008, Blitzlichtgewitter, dtv 78224
2010, Absolut am Limit, dtv Pocket
Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
Zweigniederlassung Bonn
Thomas Przybilka
Buschstr. 14
53113 Bonn
Fax: 0228 - 24 21 385
Tel: 0228 - 24 21 383
e-mail: mlbonn@t-online.de
- deutsche Bücher stets porto- und verpackungskostenfrei!
- fremdsprachige Titel ab einem Rechnungsendbetrag von EUR 52,00 innerhalb der BRD stets porto- und verpackungskostenfrei!
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Die Befragenden:
Gisela Lehmer-Kerkloh
rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM
(Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier"
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag
Thomas Przybilka
verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien.
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag