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Mieke de Loof

Frage: Erinnern Sie sich noch, wann Sie Ihren ersten Kriminalroman gelesen haben?

Mieke de Loof: Schuld und Sühne von Dostojevski. Ich war 14 Jahre alt sollte ihn laut der Bibliothekarin des Internats noch nicht lesen.

Frage: Was interessiert Sie an Kriminalliteratur?

Mieke de Loof: Die vielen Arten, die das Böse annehmen kann, die vielen Ausprägungen von Streit und Gewalt.

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

Mieke de Loof: Ein Kollege überzeugte mich etwas von Elisabeth George und Ruth Rendell zu lesen. Seit dem habe ich mich ganz dem Kriminalroman verschrieben.

Frage: Warum schreiben Sie Krimis?

Mieke de Loof: Ich mag spannende Geschichten mit Tiefgang und in denen Lügen, Fiktion und Wahrheit von einander zu unterscheiden sind. Ich setze fiktionale Figuren in einen historischen Kontext, um so noch näher an die vielfältigen Ausprägungen von Wahrheit zu kommen. Dazu kommt noch, dass das Schreiben von Kriminalromanen eine Form von Meditation für mich ist. Eine Meditation über das Böse.

Frage: Seit wann schreiben Sie Kriminalromane?

Mieke de Loof: 1999 gab ich meine Arbeit an der Hochschule auf, um mich nur noch dem Schreiben widmen zu können.
Frage: Ihre erste Krimi-Veröffentlichung?

Mieke de Loof: Duivels offer, 2004, The House of Books.

Frage: Was bedeutet deutsche Krimininalliteratur für Sie?

Mieke de Loof: Kafka ist einer meiner großen Idole.

Frage: Gibt es einen Krimiautor / eine Krimiautorin, der oder die Sie beeinflußt hat?

Mieke de Loof: Ich bewundere John le Carré, wie er in einem Absatz eine perfekte Atmosphäre erzeugt oder die Personen in all ihrer Komplexität schildert ist wirklich phänomenal. Ich würde gerne etwas hiervon beeinflusst werden. .

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

Mieke de Loof: Ja.

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

Mieke de Loof: Meine Ignatzromane haben immer das gleiche setting: Wien 1913-1919 zum Ende des Habsburger Reiches.

Frage: Halten Sie das Schreiben von Kriminalromanen für schwieriger oder weniger schwieriger als das Schreiben in einer anderen Literaturgattung?

Mieke de Loof: Ich glaube, es schwieriger einen guten Kriminalroman zu schreiben, weil man die Regel der Kriminalliteratur ruhig etwas verändern, aber nicht ganz über Board werfen darf. Das ist eine echte Handwerkskunst, in die man rein wachsen muss.

Frage: Welches (Sub-)Genre der Kriminalliteratur bevorzugen Sie?

Mieke de Loof: Philosophisch- historische Kriminal- und Spionageromane.

Frage: Findet Ihrer Meinung nach der Kriminalroman im Feuilleton gebührende Beachtung?

Mieke de Loof: Viel zu wenig. Es gibt in Flandern/Belgien auch zu wenig Rezensenten, die vom Krimi-Genre Ahnung haben. Dazu kommt noch, dass der Kulturteil immer kleiner wird.

Frage: Arbeiten Sie zur Zeit an einem neuen Kriminalrorman / an einer neuen Krimistory?

Mieke de Loof: Ja, an meinem dritten Ignatzroman. Ignatz ist mein Protagonist, er ist Jesuit und Geheimagent.

Frage: Halten Sie das Genre Kriminalliteratur für eine wichtige Literaturgattung?

Mieke de Loof: ABSOLUT.

Frage: Sex im Krimi? - Wenn ja, warum?

Mieke de Loof: Sex gehört zum Leben und ist darum auch im Kriminalroman zu Hause.

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

Mieke de Loof: Für mich spielt das Geschlecht eines Autors keine Rolle, eher ob ich es mit einem guten oder schlechten Kriminalroman zu tun habe. Auch glaube ich, dass ich bis jetzt noch keinen echten Frauenkrimi gelesen habe.

Frage: Für wen schreiben Sie?

Mieke de Loof: Ich schreibe für niemanden speziell, aber wenn meine Leser mich fragen, wann der nächste Ignatzroman erscheint, spornt mich das schon an.

Frage: Plotentwicklung - Ihr erster Gedanke?

Mieke de Loof: Der Plot ist die Architektur von meinen Kriminalromanen.

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

Mieke de Loof: Ich arbeite ungefähr ein halbes Jahr an der Entwicklung eines Plots. Meine Ideen kommen aus meinen Recherchen, aus Bilder, die ich immer wieder sehe und aus einem bestimmten philosophischen Thema, welches ich in meinem Kriminalroman von allen Seiten und aus allen Richtungen/Perspektiven untersuchen will.

Frage: Wo schreiben Sie?

Mieke de Loof: In aller Stille, an meinem Knoll-Schreibtisch in meinem Arbeitszimmer.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

Mieke de Loof: Nein, überhaupt nicht. Erst schreibe ich mit der Hand, aber wenn der Text immer wieder verändert und unübersichtlicher wird, belohne ich mich, indem ich alles mit dem PC schreibe. Danach verbessere ich am PC, aber erst drucke ich den Text aus und korregiere mit Füller. So geht es noch eine Weile hin und her: schleifen und wieder schleifen ist meine Devise.

Frage: Welchen Kriminalroman hätten Sie selber gerne geschrieben?

Mieke de Loof: Shutter Island von Dennis Lehane.

Frage: Als ausländischer Autor: Haben Sie Kontakt zu deutschen Kollegen/Kolleginnen?

Mieke de Loof: Dank AIEP/ IACW (International Association of Crime Writers) habe ich nun Kontakt mit vielen Kollegen. Herrlich.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

Mieke de Loof: Karate (wörtlich: leere Hand). Und der Schreibstift natürlich.

Frage: Mord - muss das sein?

Mieke de Loof: Es gibt Morde, also müssen wir uns auch damit beschäftigen. Das lässt mich an ein Zitat von Joseph Brodsky denken: Vielleicht besteht die wirkliche Kultur darin, dass du keine Illusionen schaffst.

Frage: Wer ist überschätzt?

Mieke de Loof: -

Frage: Wer ist unterschätzt?

Mieke de Loof: Ken Bruen.

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

Mieke de Loof: Winnetou.

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?

Mieke de Loof: Musil: Der Mann ohne Eigenschaften.

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?

Mieke de Loof: John le Carré.

Frage: Ihr Lieblingsfilm?

Mieke de Loof: The Great Dictator von Charlie Chaplin.

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

Mieke de Loof: Single Malt Whisky.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

Mieke de Loof: Mit Freunden zusammen Essen und Trinken ist sehr wichtig und besonders hilfreich beim Schreiben.

Frage: Kochen Sie?

Mieke de Loof: Aus Zeitmangel selten.

Frage: Ihr Lieblingsgericht:

Mieke de Loof: Fritten und mit Nordseekrabben gefüllte Tomaten.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

Mieke de Loof: Früher oft, aber seitdem ich Vollzeitschriftsteller bin, nur noch zu feierlichen Anlässen. Italienisch und Thailändisch esse ich am liebsten.

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

Mieke de Loof: Eine Jacke von meiner Mutter, leider schon ziemlich verschlissen.

Frage: Fußball - ist das ein Thema für Sie?

Mieke de Loof: Absolut. Ich spielte selbst in der berühmten Mannschaft Meniscus als rechter Verteidiger.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?

Mieke de Loof: Berlin, auch wenn ich noch nie da gewesen bin. Für Berlin sprechen meine Vorbilder: meine Lieblingsschriftsteller John le Carré und Alfred Döblin haben großartige Romane über Berlin geschrieben und wenn ich ihre heutige Metamorphose in den Dokumentarfilmen darüber auf Arte sehe...

Frage: Ihr Lieblingsland?

Mieke de Loof: Flandern, mit dem ganzen Chaos und einem Hauch Anarchie; Flandern als Region von Europa.

Frage. Was lieben Sie?

Mieke de Loof: Ich mag neugierige, offene Menschen mit einem warmen Herz und einer großen Leidenschaft. Menschen, die ungeachtet ihrer eigenen Meinungen auch Menschen mit anderen Vorstellungen und Eigenheiten respektvoll und tolerant begegnen.

Frage. Was verabscheuen Sie?

Mieke de Loof: Die Gleichgültigen, die Lauen.

Frage: Beste Schulnote - worin?

Mieke de Loof: Niederländisch und Turnen.

Frage: Schlechteste Schulnote - worin & warum?

Mieke de Loof: Chemie, weil ich die Formeln nicht auswendig lernen konnte.

Frage: Ihr Traumberuf?

Mieke de Loof: Schriftsteller.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

Mieke de Loof: Für Dich Gisela. Als kleines Dankeschön für das, was Du mir als Schriftsteller gegeben hast.

Die Befragung erfolgte ohne Zeugen im Januar 2009.

Mieke de Loof.
Geboren 1951 in Aalst/Belgien ist Kriminalschriftstellerin, Soziologin und Philosophin. Sie arbeitete in der Wissenschaft, als Dozentin, Taxifahrerin und als Bedienung in einem Nachtlokal. Sie beherrscht Kyokushin-Karate. Mieke de Loof schrieb Theaterstücke für und mit marokkanischen Kinder. Mit ihrem Vater schrieb sie En niemand hoort je huilen (1982) (Und keiner hört dich weinen), eine medizinisch-kriegswissenschaftliche Studie über die Gefahren eines Atomkrieges.
Seit 2000 arbeitet sie an einem Zyklus von sieben Kriminalromanen, die alle in Wien in den Jahren 1913-1919 spielen und deren Protagonist der Jesuit und Geheimagent Ignatz ist. Der erste Kriminalroman dieser Reihe Duivels offer (2004) wurde für den Schaduwprijs (niederländischer Debütpreis) nominiert und erhielt den Hercule Poirot-Preis. Der zweite Ignatzkrimi Labyrint van de waan (2006) wurde wiederum für den Hercule Poirot-Preis (Peis für den besten flanderischen Kriminalroman des betreffenden Jahres) nominiert. Zur Zeit schreibt sie an ihrem dritten Ignatzroman.
Mieke de Loof ist Vorsitzende der Vereinigung der belgischen Kriminalromanschriftstelle, der Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs.
(Übersetzung der Antworten aus dem Niederländischen von Gisela Lehmer-Kerkloh. Hier geht es zur Originalbefragung
[Homepage]
www.misdaadauteurs.be (auteurs)

Die Krimis:
En niemand hoort je huilen (1982)
Duivels offer (2004)
Labyrint van de waan (2006)



Die Krimikurzgeschichten:
Maria van de Lange Neeldekenstraat 2008


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Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag


Die Befragungen von Gisela Lehmer-Kerkloh und Thomas Przybilka
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Alfred Miersch
NordPark Verlag
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