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Norbert Horst

Frage: Warum Krimis?

N. Horst: Warum nicht?

Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?

N. Horst: Ich habe erst relativ spät angefangen, Krimis verstärkt zu lesen und verfolge auch die deutsche Szene erst seit dieser Zeit aufmerksamer. Es gibt da viel zu entdecken.

Frage: Wer ist überschätzt?

N. Horst: a) Alle, auf deren Buchdeckeln irgendwann mal steht "der/die beste, größte, spannendste ..." oder irgendwas "...ste". b) David Beckham.

Frage: Wer ist unterschätzt?

N. Horst: Eine ganze Reihe deutscher Krimis. Klingt nach einer artigen Antwort, ist aber ernst gemeint.

Frage: Krimi – eine Literaturgattung?

N. Horst: Zweifellos. Es gilt zwar unter manchen deutschen Literaturkritikern als schick, sich dazu zu bekennen, keine Krimis zu lesen, wer das dann aber mit der Begründung tut, sich nicht immer mit dem "Wer-war-es-denn?" aufhalten zu wollen, hat sicherlich nie Kontakt zu einer Gattung bekommen, die m.E. häufig näher am gesellschaftlichen Puls ist, als manche andere.

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

N. Horst: Zufällig. Über die Lyrik an den Kurzgeschichten vorbei und dann geradeaus. Ich schreibe seit fast dreißig Jahren und als es dann mal etwas Längeres werden sollte, ist daraus ein Krimi geworden. Vielleicht spielte auch unterbewusst mein Beruf eine Rolle.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

N. Horst: "Lieblings-" finde ich in dem Zusammenhang wirklich nett, hab ich aber nicht. Vielleicht etwas, was entweder ganz furchtbare Verletzungen macht, oder aber überhaupt keine Spuren hinterlässt.

Frage: Mord – muss das sein?

N. Horst: Natürlich nicht, Ani und auch andere zeigen ja, dass auch ohne Blut Gutes entstehen kann. Aber für Leser und vielleicht auch für viele Autoren scheint das immer noch der Gipfel des Grauens zu sein.

Frage: Warum schreiben Sie?

N. Horst: Erst mal, weil es Spaß macht, und dann, weil man als Schreiber auch mit 47 noch für einen Debutpreis nominiert werden kann.

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

N. Horst: Da sie im Hier und Jetzt spielen, natürlich, zumindest Teile der Gegenwart.

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

N. Horst: Eigentlich völlig egal, wo es halt für die Geschichte passend ist.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

N. Horst: Kommt auf den Zeitpunkt an. Von stumpfer Bedürfnisbefriedigung bis zu großem Genuss.

Frage: Sex im Krimi?

N. Horst: Sicher.

Frage: Wenn ja, warum?

N. Horst: Sexualität ist, wie Essen und Trinken, im täglichen Leben allgegenwärtig. Außerdem ist sie eine enorme Kraft. Menschen tun die irrationalsten Dinge, bis hin zum Töten eines anderen, aus sexuellen Gründen. Außerdem ist kaum ein Bereich bei uns noch so tabuisiert wie Sex. Welche Geschichte kann schon ohne so etwas auskommen?

Frage: Wenn nein, warum?

N. Horst: –––

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

N. Horst: Wenn man dafür eine Definition findet, schon. Aber dann gibt es auch einen Männer-, Kinder-, Ausländer-, Pferde-, Verkäufer- usw. -krimi.

Frage: Für wen schreiben Sie?

N. Horst: Der Jazztrompeter Dizzie Gillespie hat einmal gesagt: Zuerst spiele ich für mich, dann für meine Musiker und dann für das Publikum. Ich halte das für eine sehr ehrliche Antwort, mit der ich viel anfangen kann.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

N. Horst: Eine Leitidee. Es hilft mir sehr beim Schreiben, neben aller Detailbeschreibung oder dem Feilen an guten Dialogen einen Gedanken zu haben, der die Geschichte tragen und mit ihr von Anfang bis Ende verwoben sein soll.

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

N. Horst: Den ersten Roman habe ich fast aus dem Bauch heraus geschrieben. Beim zweiten habe ich allerdings begonnen mir Notizen zu machen. Mir fallen z.B. gute Dialoge in den unmöglichsten Augenblicken ein. Früher gingen die häufig verloren, heute notiere ich mir so etwas.

Frage: Wo schreiben Sie?

N. Horst: Überall. Am Flussufer, in der Bahn, gern in Kneipen, was früher auch leichter möglich war, da ich fast alles mit der Hand vorgeschrieben – und dann in den Computer übertragen habe. Beim zweiten Roman habe ich mir diesen Luxus aus zeitlichen Gründen nicht mehr gegönnt und leider nur am PC geschrieben. Ein Notebook könnte da eine Lösung sein, ist auch schon fest eingeplant.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

N. Horst: Überhaupt nicht. Begründung s.o.

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
N. Horst: Die Hasenschule. [von Fritz Koch-Gotha. Anm. TP]

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
N. Horst: Das letzte Mal, dass ich ein richtiges Lieblingsbuch hatte, ist, glaub ich, dreißig Jahre her. Damals war ich 17 und fand Hesses "Narziß und Goldmund" einfach grandios.
Heute – schwer zu sagen. Ich finde in vielen Büchern Dinge, bei denen ich denke: Toll hingekriegt. Das letzte Buch, das mich so richtig begeistert hat, war "Die New York Trilogie" von Paul Auster.

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
N. Horst: Lieblingsautor, puuh. Es stehen da einige nebeneinander, an denen ich verschiedene Dinge gut finde, aber so völlig ragt da niemand heraus.
Unbefriedigend? Na gut, nenne ich mals Ellroy, der war der Erste, den ich so gut fand, dass ich mehrere Bücher hintereinander gelesen habe. Finde ich auch heute noch gut.

Frage: Ihr Lieblingsfilm?
N. Horst: Krieg ich wirklich nicht hin. Ich habe eine längere Liste von Filmen, die ich mir auch beim zweiten Mal noch mit Lust ansehe. Unter Krimigesichtspunkten sind "Memento", "Blue Velvet" und "Der Clou" sicherlich auf dem – oder in der Nähe des Treppchens.

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
N. Horst: Trockener und vollmundiger Rotwein (Shiraz, Merlot oder Zinfandel aus Australien, Südafrika oder Chile).

Frage: Kochen Sie?

N. Horst: Da ich Familienvater bin und meine Frau auch ein ausgefülltes Berufsleben hat, koche ich öfter als ich möchte.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

N. Horst: Sehr gern und ich bin dann überhaupt nicht festgelegt, sondern ganz meinem augenblicklichen Bedürfnis ausgeliefert.

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

N. Horst: Je länger ich mit einem Kleidungsstück zusammenlebe, desto schwerer trenne ich mich davon, sehr zum Leidwesen meiner Familie.

Frage: Fußball - ist das ein Thema für Sie?

N. Horst: Ich habe selber zwanzig Jahre im Amateurbereich Fußball gespielt und finde es nach wie vor ein faszinierendes Spiel, über das – trotz "Fever Pitch" – das ultimative Buch noch nicht geschrieben wurde ...

Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?

N. Horst: Na klar.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
N. Horst: Aus beruflichen Gründen habe ich viele Jahre sehr gern in Düsseldorf gelebt und hatte zu dieser Stadt immer eine besondere Beziehung. Doch auch bei meinen damals häufigen Besuchen in Köln – viele Düsseldorfer raufen sich die Haare – hatte ich immer das Gefühl, dass ich mich auch dort hätte wohlfühlen können. Und Bielefeld ist viel besser als sein Ruf.

Frage: Ihr Lieblingsland?

N. Horst: Immer das, dessen Prospekt ich grad in der Hand halte. Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich wirklich gern (fast) alle Länder der Welt bereisen. Ich käme allerdings auch immer gern wieder zurück.

Frage: Was lieben Sie?

N. Horst: Unabhängigkeit mit Wurzeln.

Frage: Was verabscheuen Sie?

N. Horst: Machtmissbrauch.

Frage: Beste Schulnote - worin?

N. Horst: Eine Eins in Sport.

Frage: Schlechteste Schulnote - worin & warum?

N. Horst: Eine Fünf in Physik, was natürlich ohne jeden Zweifel am Lehrer lag.

Frage: Ihr Traumberuf?

N. Horst: In jungen Jahren wäre das sicherlich irgendwas Sportliches gewesen, wahrscheinlich Fußballer. Heute fände ich es schon reizvoll, von was Künstlerischem zu leben, als Schreiber halt oder Musiker.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

N. Horst: Weil es Spaß gemacht hat und weil es ein aufregender Gedanke ist, einmal denselben Fragebogen ausfüllen zu dürfen wie Val McDermid.


Norbert Horst
1956 in Bad Oeynhausen geboren und dort aufgewachsen. Norbert Horst ist seit 1974 Polizeibeamter. Nach mehrjährigen beruflichen Stationen im Rhein-/Ruhrgebiet lebt und arbeitet er heute wieder in Westfalen. Norbert Horst hat, nach eigenem Bekunden, so fast alles gemacht, was man als Polizeiermittler machen kann: langjährige Ermittlungstätigkeit u.a. in Mord- und anderen Kommissionen. Seit 1995 leitet er am Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei NW Seminare zu den Themen Stressbewältigung, Konfliktmanagement und Kommunikation. Norbert Horst ist Kriminalhauptkommissar. Norbert Horst ist verheiratet und hat zwei Kinder.
2004 wurde ihm der "Friedrich-Glauser-Preis - Krimipreis der Autoren" für seinen Kriminalroman "Leichensache" in der Sparte "Debut" zuerkannt.

Homepage: "under construction"

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Die Krimis:
Die Krimis: 2003, Leichensache. Goldmann 45230
2005, Todesmuster. Goldmann 45912
2006, Blutskizzen. Goldmann 46305 (erscheint 11/2006)



Stand: 27.3.2004

Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
Zweigniederlassung Bonn
Thomas Przybilka
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag



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