Thomas Przybilkas Krimi-Tipp |
Willkommen bei Thomas Przybilka und BoKAS, dem Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur), zugleich ein Service der Buchhandlung Missing Link. Inhaltsverzeichnis: Liebe Leser des KRIMI-TIPP,
Mr Chandler, bei allem Respekt, Sir, hierin irrten Sie. Und wo immer Sie sich nun aufhalten, seien Sie versichert, dass Ihr Werk die Klasse seines Schöpfers noch heute immer wieder aufs Neue beweist. All jenen, die etwas von Literatur, dem Leben und beider Tücken verstehen. "Boll ist kerngesund und zwerchfellerschütternd normal. Vor allem ist ihr die Erbkrankheit des deutschen und besonders des Frauenkrimis erspart geblieben: Sie muss nichts beweisen (ausser das, was in jedem Fall zu beweisen ist: Wer der Täter war). Endlich mal keine Werbeträgerin in schwarzem Lederjäckchen, keine Emanzipationstransporteurin, sondern eine junge Frau wie Hunderttausende, verliebt, unbeherrscht, schlampig, manchmal mit Migräne, immer mit Intuition und scharfem Verstand. Kein erhobener Zeigefinger, nirgends!" Ihre Bestellungen der hier vorgestellten Bücher und Hörbücher bitte an:
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Seit Jahren sammelt Thomas Przybilka Sekundärliteratur zum Krimi und informiert mit seinem Krimi-Tipp über Neuerscheinungen. Hier finden Sie den aktuellen Krimi-Tipp 52/2008!
Die römischen Ziffern vor dem jeweiligen Buchtipp ordnen ihn unter folgender Kategorie ein (Dieser aktuelle Krimi-Tipp ist im Gesamtverzeichnis noch nicht enthalten!):
I. Kriminalroman
A-L;
M-Z
II. Hörfunk / TV / Video
III. Kriminalistik
IV. Varia
V. Preise
Alle besprochenen Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
KRIMI-TIPP 52
Januar - Juni 2009
auch dieser KRIMI-TIPP erscheint wieder in zwei Teilen.
KT 52 berichtet über die Sekundärliteratur des Genres,
Teil 2 (PKT = Primärliteratur Krimi-Tipp) weist monatlich auf die im Archiv eingetroffenen Kriminalromane und Thriller hin (hierzu bitte den ständigen Hinweis Click-Tipp beachten).
der KRIMI-TIPP erscheint wie immer in zwei Teilen. KT 52 berichtet über die Sekundärliteratur des Genres, Teil 2 (PKT = Primärliteratur Krimi-Tipp) weist auf die im Archiv eingetroffenen Kriminalromane und Thriller hin (hierzu bitte den ständigen Hinweis Click-Tipp beachten).
Für das Kapitel "Unter der Lupe" stellte Bettina Kraemer von der Japanischen Fremdenverkehrszentrale in Frankfurt/M (JNTO) freundlicherweise ihren Pressetext "Japans spannende Seiten" zur Verfügung. Ergänzend dazu habe ich jeweils eine kleine Auswahlbibliographie entsprechender Krimis und der weiterführenden Literatur zusammengestellt. Brigitte Frizzoni, die bereits einen Aufsatz für den KRIMI-TIPP 51 beisteuerte, ist auch in diesem KRIMI-TIPP vertreten, "'Popfeminismus' und 'Frauenkrimi'" lautet ihr Beitrag.
Sehr fleißig war der Kollege Norbert Spehner aus Langueil / Québec. Neben der 4 x jährlich erscheinenden Sekundärbibliographie zur populären Literatur "Marginalia", hat Prof. Spehner -neben anderen- bisher 4 Supplements zur Kriminalliteratur vorgelegt (No. 3: Film Noir / No. 4: Le Roman Noir / No. 7: Sherlock Holmes 1 / No. 8: Sherlock Holmes 2)!
Auch im KRIMI-TIPP 52 wird wieder auf einige Titel aus dem GRIN Verlag hingewiesen. Der GRIN Verlag hat sich auf die Herausgabe von Magister-, Diplom- und Dissertationsarbeiten spezialisiert, und zwar in herkömmlicher (Buch-)Form oder als E-Book. Zugegeben, die Titel sind nicht ganz billig, aber dies ist wohl dem oftmals überschaubaren Empfängerkreis geschuldet. Auf der anderen Seite bietet der GRIN Verlag auch Arbeiten in verschiedenen Disziplinen zum kostenlosen downloaden von seiner Internetseite an. Da es keinen gedruckten Katalog gibt, ist es also der pure Zufall, wenn ich auf einen krimi-relevanten Titel aus über 15200 Publikationen stoße (es können daher schon einmal Doppelhinweise vorkommen).
Wie immer hoffe ich, daß ich Sie wieder auf interessante Sekundärliteratur, spannende Hörbücher und unterhaltsame Krimis (PKT) aufmerksam machen konnte. Die Bezugsanschrift für alle hier vorgestellten Titel finden Sie am Schluß der KRIMI-TIPP (bitte geben Sie bei Bestellung stets die KT-Nummer an, die sich am Schluß jedes Hinweises befindet - danke). Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören, bis dahin
Wie immer hoffe ich, daß ich Sie wieder auf interessante Sekundärliteratur, spannende Hörbücher und unterhaltsame Krimis (PKT) aufmerksam machen konnte. Die Bezugsanschrift für alle hier vorgestellten Titel finden Sie am Schluß der KRIMI-TIPP (bitte geben Sie bei Bestellung stets die KT-Nummer an, die sich am Schluß jedes Hinweises befindet - danke). Ich würde mich freuen von Ihnen zu hören, bis dahin
mit besten Grüßen
Ihr Thomas Przybilka
Hier die Tips zur Sekundärliteratur:
Ständiger Hinweis – Click-Tipp: Die KRIMI-TIPPS 1 – 52 sind, wie immer, in sortierter und illustrierter Form unter www.alligatorpapiere.de (Link "Sekundärliteratur") zu finden.
Ständiger Hinweis – Click-Tipp: Die bei den Alligatorpapieren eingerichtete Kolumne "Die Befragungen" wächst kontinuierlich. Hier wird mit der Zeit eine Sammlung von Interviews mit deutschen und ausländischen Krimiautorinnen und Krimiautoren nachzulesen sein.
Ständiger Hinweis – Click-Tipp: PRIMÄLITERATUR: Auch die Hinweise zu neuen Kriminalromanen und Thrillern werden vom webmaster der Alligatorpapiere archiviert. Zu finden sind diese Hinweise unter www.alligatorpapiere.de/, natürlich auch wieder mit Cover-Abbildungen.
Ständiger Hinweis – Mail-Tipp: Der KRIMI-TIPP wird seit einigen Ausgaben in Kanada von Prof. Norbert Spehner für sein französischsprachiges Bulletin MARGINALIA übernommen. Wer "Marginalia – Bulletin bibliographique des études internationales sur les littératures populaires" kennenlernen oder abonnieren möchte wende sich an
nspehner@globetrotter.net.
Ständiger Hinweis – Click-Tipp: Seit April 2005 gibt es die "KrimiWelt-Bestenliste", initiiert von Tobias Gohlis, Krimirezensent der Wochenzeitung "Die Zeit". Eine unabhängige Jury von 17 Krimikritikerinnen und -kritikern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wählt Monat für Monat die zehn, in ihren Augen, besten Kriminalromane (deutschsprachige wie Übersetzungen) des laufenden Monats aus. "KrimiWelt" ist ein Gemeinschaftsunternehmen von "Die Welt", "Arte" und "Nordwestradio". Jetzt wurden auch die besten Krimis des Jahres 2005 gekürt. Erst recht ein Grund www.arte-tv.com/krimiwelt anzuklicken.
Ständiger Hinweis – Click-Tipp:Lars Schafft, webmaster der »Krimi-Couch« aktualisiert und ergänzt nach und nach die dort bereits erschienenen Autorenporträts: www.krimi-couch.de anzuklicken.
Mord und Totschlag im Archiv
30.000 echte Krimis, 10.000 Bücher über Krimis und 70.000 Artikel über Krimis stehen in Deutschlands einzigem Sekundär-Literatur-Krimi-Archiv in Bonn. Sein Besitzer, Buchhändler Thomas Przybilka, betreibt das Archiv in seiner Freizeit.
Ditmar Doerner hat ihn für den WDR besucht. Ein Beitrag, den Sie sich ansehen können ...mehr
DIE SEKUNDÄRLITERATUR
I - Hinweis zur Kriminalliteratur
II - Hinweis zu Film / TV / Video / Hörspiel
III - Hinweis zu Kriminalistik / True Crime / Spionage
IV - Hinweis zu Varia
V - Hinweis zu Krimi-Preisen
(at) = Autorentext
(vt) = Verlagstext
I. Andersen, Frank Egholm:
Den nordiske femikrimi.
Læbestiftslitteratur eller fornyelse af en genre.
2008, 199 S., Bogforlaget HER&NU, 97-90184-57-2 / 978-87-90184-57-7, ca. Kr. 199,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Gibt es einen "Frauenkrimi" und wenn ja, was ist ein "Frauenkrimi"? Fragen, die nicht nur oft in deutschsprachigen Ländern gestellt werden, sondern auch in Skandinavien. Frank Egholm Andersen erweitert die Fragestellung noch: Gibt es eine spezielle "nordische" Variante des sogenannten Frauenkrimis? Auf über 160 Seiten gelingt es Andersen, Autor verschiedener Sachbücher zur Kriminalliteratur und Literaturhistoriker (Universität Roskilde, Dozent an Universitäten in Texas und Minnesota), diese Fragen in aller Ausführlichkeit zu beantworten. Er hat für seine Untersuchung skandinavische Kriminalromane der letzten 25 Jahre analysiert, die von Frauen geschrieben oder deren Hauptprotagonisten weibliche Ermittler sind. Geschlechterkampf, Feminismus aber auch der banale Alltag einer Protagonistin, die zwischen Familie, Kindererziehung und Beruf (oftmals privat ermittelnde Journalistinnen aber auch Kriminalkommissarinnen) hin und her pendelt, gibt es eben auch in den skandinavischen Krimis. Waren es zunächst nur wenige Frauen, die bis Ende der 1980er Jahre in den skandinavischen Ländern Krimis publizierten, so änderte dies sich rasant mit Beginn der 90er Jahre zunächst in Norwegen und Schweden. "Frauenkrimis" aus Dänemark hinkte in diesem Subgenre etwas hinterher (um die Jahrtausendwende traten dann auch dänische Krimiautorinnen vermehrt ins Blickfeld des Publikums). Natürlich gibt es auch diverse Grenzfälle, wie zum Beispiel Kirsten Holst, die sowohl die hard-boiled-Tradition aber auch den "Frauenkrimi" mit ihren Spannungsromanen bedient oder die Krimis von Grete Lise Holst, deren Krimis mehr eine politische Botschaft transportieren, so daß bei ihr das Merkmal des "Frauenkrimis" etwas in den Hintergrund tritt. Letztendlich kommt Frank Engholm Andersen zu dem Schluß, daß es sehr wohl einen "nordischen Frauenkrimi" gibt und dessen Vertreterinnen überaus zahlreich sind. Abgerundet wird Andersens Untersuchung mit einem kleinen "Minileksikon", in dem die wichtigsten Spielarten der Kriminalliteratur erklärt werden. Dazu eine Auflistung wichtiger und maßgeblicher Autorinnen mit Kurzbiographien, Hinweisen zu ihren Krimis und Angaben der homepages (soweit vorhanden). Dieser Anhang "Kriminalforfattere" ist nach Ländern gegliedert: Schweden, Norwegen, Island, Dänemark, und Hinweise auf die wichtigsten Vertreterinnen aus den USA und Großbritannien. Ergänzt mit einer kleinen Aufstellung bekannter Autoren, die die Kriminalliteratur nachhaltig beieinflußt haben. Im anschließenden Autorenregister (mit Nennung der Titel) listet Andersen die Kriminalromane auf, die er für seine Untersuchung herangezogen hat. Die Bibliographie der Sekundärliteratur ist sehr überschaubar (insgesamt 20 Quellen), ergänzt durch eine Liste von website zur Kriminalliteratur bzw. "femikrimi" (7 websites). An dieser Stelle noch meinen Dank an Dr. Jost Hindersmann, ULB Osnabrück, der mich auf die Untersuchung von Frank Engholm Andersen aufmerksam gemacht hat. KT 52
(Bestellen bei Missing Link)
III. Angern, Wolf von:
Das Liechtenstein-Syndrom.
Das Geschäft meines Lebens. 2009, 221 S., s/w Abb. und Fotos, im Anhang: Weiterführende Literatur, Rotbuch Verlag, 3-86789-073-0 / 978-3-86789-073-1 / K 22 20 22 43, EURO 19,90
Köln-Marienburg, 14.2.2008. Vor den Augen zahlreicher Journalisten, Pressefotografen und Fernsehkameras wird der Verstandsvorsitzende der Deutschen Post, Klaus Zumwinkel verhaftet. Haftgrund ist der Verdacht auf Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Am 26. Januar 2009 wird der Verhaftete zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung und einer Geldbuße in Höhe von einer Million Euro verurteilt. Ausgangspunkt für die spektakuläre Verhaftung waren DVDs mit über 4500 vertraulichen Datensätzen über Stiftungen und Institutionen, die ein Informant ausländischen Nachrichtendiensten, aber auch dem BND anbot. Die Mitarbeiter des BND waren schneller als ihre Kollegen im Ausland. Für die DVDs sollen dem Anbieter 5 Millionen Euro gezahlt worden sein (abzüglich von 800.000 Euro Steuern!) und ihm wurde eine neue Identität versprochen. Der Fall Zumwinkel schlägt bis heute noch Wellen (in denen unter anderem eine ermittelnde Staatsänwältin untergegangen ist). Wolf von Angern, Autor vieler Tatsachenberichte über aufsehenerregende Kriminalfälle und "True Crime"-Spezialist, analysiert in "Das Liechtenstein-Syndrom" die Hintergründe zum Fall Zumwinkel und fragt nach warum z.B. - die Staatsanwaltschaft ca. ein halbes Jahr verstreichen ließ, bis sie zuschlug? / - die Ermittlungen sich auch gegen die Schweiz und Liechtenstein richteten? / - wer hat die Medien über die bevorstehende Verhaftung informiert?/ oder warum wurde die Identität des Informanten bekannt gegeben? KT 52
(Bestellen bei Missing Link)
I. Bacher, Christina / Noller, Ulrich / Rudolph, Dieter Paul (Hg):
Krimijahrbuch 2009
359 S., Pendragon Verlag, 3-86532-119-4 / 978-3-86532-119-0 / K 21 98 51 40, EURO 12,90
Das von Bacher, Noller und Rudolph u.a. nun schon im vierten Jahr herausgegebene Krimijahrbuch erweist sich auch in seiner neuen Bielefelder Verlagsheimat Pendragon als sehr nützlicher, aufschlussreicher und lesenswerter Begleiter durch den breiten und unübersichtlichen Strom der deutschsprachigen Kriminalliteratur.
Herausragend an dem Kompendium sind dieses Jahr vor allem Pieke Biermanns Übersetzer/innen-Schelte (untertitelt mit "Kleiner Steinhagel aus dem Glashaus", S. 80-90), denn der etwa 30seitige Schwerpunkt zum polnischen Kriminalroman und schließlich die wiederholte und dabei recht erfreuliche Akzentsetzung auf Jugendkrimis mit vielen generationenübergreifenden Krimi-Empfehlungen für Erwachsene, Kinder und Jugendliche.
Bemerkenswert ist darüber hinaus im Krimijahrbuch 2009 u.a. der Autoren-Schwerpunkt zu dem österreichischen Kriminalschriftsteller Manfred Wieninger. Diese "Hommage" nimmt etwa 35 Seiten ein und lässt dabei u.a. in vier sarkastischen Texten den Autoren selbst in einer autobiographischen Skizze, einer kleinen Abhandlung über den "zeitgenössischen Krimi als letztes kritische Korrektiv einer eskapistischen Gesellschaft" sowie zwei erzählerischen Essays zu Wort kommen. Gefühlt ist das dann mit Thomas Wörtches erklärendem Begleitwort heuer der kritische Kern des Jahrbuchs. Wieninger selbst bringt pointiert einiges im Verhältnis Kriminalroman vs. Realität auf den Begriff, ohne gleichzeitig jedoch das schriftstellerische Pathos eines "hard-geboilten" und gleichzeitig romantisch veranlagten Schriftstellers zu scheuen: "Ein guter Kriminalroman vermag es jedenfalls, die Welt in jedem Augenblick neu zu schaffen und einen silbernen Mond auf die große Traurigkeit zu wälzen, die Toten reden machen, das Rätsel zu stellen und das Rätsel zu lösen." (Manfred Wieninger: Oh, du mein Österreich. In: Bacher, u.a. (Hg), Krimijahrbuch 2009, S. 152). Wieninger zieht so in seinem bitterbösem Essay "Oh, du mein Österreich" gnadenlos über die verdorbene und korrupte politische und gesellschaftliche Kultur der bedenklich nach rechts geschwenkten Alpenrepublik her. Er weckt mit seiner Kritik im Ganzen Assoziationen zu historischen Situationen aus den 20er- und 30er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, als sich der Durchbruch des genauso kranken wie menschenverachtenden Faschismus gerade an seinem erfolgreichen Anfang (Italien 1922) und seinem damaligen vorläufigen Erfolgsendpunkt vor Beginn der großen Katastrophe (Österreich 1938) letztlich in aller Brutalität abzeichnete. - Aber ist das nun schlicht austriakische Misanthropie und gesellschaftspolitischer Defätismus - oder mehr oder weniger begründete Kassandrie?
Lesenswert sind gerade in diesem Zusammenhang allzumal Steffen Richters Betrachtungen zur italienischen Kriminalliteratur in seinem kleinen politischen Aufsatz "Im Zeichen des Berlusconismo". Einen weiteren gesellschaftspolitischen und nicht minder bedenkenswerten Akzent setzen die recht aufschlussreichen und empfehlungsreichen Bemerkungen Anna Veronica Wutschels in ihrem "Streifzug durch die zeitgenössische südafrikanische Krimilandschaft". Die Analyse in diesem Beitrag mag zwar kurz sein, dafür aber übersichtlich und triftig.
Das Krimijahrbuch 2009 orientiert sich sehr am lesefreudigen und kritischen Krimifan, der tatsächlich nach grundsätzlicher Orientierung sucht. Glücklicherweise gestaltet sich das Buch nicht als Verbandsorgan für alle Kriminalliteraturschaffenden (das würde sich für einen Verlag auch gar nicht lohnen), sondern bleibt seiner Linie doch noch weitgehend treu. So sind mithin auch die beiden erzählfreudigen Beiträge von den passionierten Krimisammlern Mirko Schädel und Josef Hoffmann durchaus ebenso aufschlussreich zu lesen wie die Erfahrungsberichte der beiden Krimiautoren Sebastian Fitzek (im Interview) und Peter J. Kraus, die recht offen über ihren Erfolg oder relativen Misserfolg auf dem deutschen Krimimarkt berichten.
Womit sich der Rezensent auch im vierten Jahr des Krimijahrbuchs nicht so recht anfreunden kann, sind die wiederholten Beiträge von Herausgeber Noller und Rudolph zur Rückschau auf das Krimigeschehen des betrachteten Jahres, die in lockerer Dialogform gehalten sind. Hier wird munter gekalauert und buchstäblich wie im Internet "gebloggt". Dabei entstehen eher launige Schlaglichter, als dass sich ein Gefühl des lesenswerten und informativen Dialogs einstellen würde. (Sokrates z.B. würde angesichts der tendenziellen Logorrhoe der Dialogisierenden jenen wohl schnell die Windeln wechseln!) Das alles mag zwar dem einen oder anderen durchaus noch großen Spaß bringen, tut's bei mir aber trotz wiederholter Lektüre so ganz und gar nicht. Nicht ganz dumm das Ganze, aber auch einfach doch nur irgendwie albern.
Auf meiner in Gedanken gefühlten Negativliste zu diesem Krimijahrbuch sind dann schließlich nur noch etwa drei, für den Moment vielleicht nicht ganz so schwer ins Gewicht fallende Dinge, die gleichzeitig als Anregungen dienen sollen:
1.) Eine - wie auch immer geartete - Jahresbibliographie der deutschen Kriminalliteratur täte sich wohl jeder eingefleischte Krimifan oder Sammler wünschen. Natürlich würde dies das Jahrbuch so ziemlich und auf ca. 50 zusätzliche Seiten aufblähen. Aber dadurch hätte man ein wirkliches Kompendium zur Hand, dass nicht nur spekulativ und durch Meinungen wirkt, sondern das Krimigeschehen auch entsprechend nachweist. (Ein Autor des Jahrbuchs, Mirko Schädel, wird mir da, wenn er dies liest, womöglich eifrig zunicken.) - Nun wirkt diese Forderung im Internetzeitalter, wo Inhalte massenhaft irgendwo irgendwie einstehen, vielleicht ein wenig absurd. Aber "editiert" der Pendragon Verlag nun ernsthaft Inhalte, oder vermarktet er schlicht wie alle anderen nur möglichst optimal Texte; - oder böse (und wohl ungerecht) gesagt nur möglichst profitorientiert "Content"? (NEIN!)
2. Viele der hier veröffentlichten Texte wurden bereits an anderen Orten veröffentlicht, ob im Internet oder in diversen Zeitschriften. Diese schlichte Tatsache ist vor allem für den eingefleischten Krimifan ein wenig ärgerlich, der sich ohnehin genauestens orientiert und dem viele der Beiträge dadurch meist bereits bekannt sind. Editorisch bleibt betrüblich, dass dies im Buch nicht durch entsprechende Publikationshinweise hinreichend offengelegt wird.
3. Meiner Meinung nach darf in einem ernstzunehmenden "Krimijahrbuch" kein - wie auch noch so gearteter - Überblick über die amerikanische, britische oder auch französische Kriminalliteratur fehlen. Dies sind traditionell die bestimmenden Länder und der Maßstab für das Genre. Wenn man will und kann, zählt man dazu derzeit gut und gerne noch "Skandinavien" dazu. Auf Dauer ist das unentbehrlich. Insgesamt wäre hier doch weit mehr Systematik und editorischer Drang zur Chronistenpflicht wünschenswert.
Ähnliches gilt übrigens für die Darstellung, Bewertung und Einordnung der bekannten Krimipreise (Edgar, Shamus Award … bis hin zum Deutschen Krimipreis, Glauser etc. pp.). Das Buch bietet hier 2009 dazu im weiteren Sinne nur seltsam marketinggeprägte Texte zu Krimifestivals in der beschaulichen deutschen Provinz. Nett, aber im übergreifenden Kontext wirklich nicht so relevant, dass die gleich zwei gesonderte, ausführliche Beiträger erforderlich macht!?
Insgesamt erschienen mir die vorangegangenen Krimijahrbücher (vormals beim NordPark Verlag angesiedelt) um einiges profunder, vielseitiger und auch informativer. Daran hatte ich als Interessierter durchaus zu nagen. Das "Krimijahrbuch 2009" arbeitete ich demgegenüber relativ schnell durch. Ich erkenne aber durchaus an, dass hier zwecks Abverkaufs offenbar ein unterhaltsameres, weniger theorielastiges Konzept verfolgt wurde. Ich ließ es mir ja auch gefallen … - Meine wenigen Eselsohren und Merkpunkte sind für mich 2009 so andererseits auch schnell und leicht wiederzufinden. Darum verwundert mich auch nicht, dass ich nach der Erstlektüre auf dieses Krimijahrbuch wohl kaum noch einmal zurückgreifen muss. Dazu fehlt mir u.a. zu sehr die bisher so geschätzten Überblicke wie Thomas Przybilkas ausführliche Tipps zur Sekundärliteratur oder den eigentlich unentbehrlichen Blick auf Film und Fernsehen.
Fazit: Auch das Krimijahrbuch 2009 bleibt insgesamt aufschlussreich, lesenswert und "gut". Und seine grundsätzliche Leistung zur Beförderung und Orientierung in der Kriminalliteratur ist kaum gering zu schätzen. Dennoch kann das aber alles noch viel besser werden!
(hs [d.i. Heinz Scheffelmeier] / 30.03.2009)
Für die freundliche Erlaubnis, diese Rezension übernehmen zu dürfen bedankt sich das Archiv herzlich bei Heinz Scheffelmeier von der Berliner Krimibuchhandlung Hammett. KT 52
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I. Bagossy, Renate:
Elemente der "gothic tradition" in den Kurzprosawerken Edgar Allan Poes.
2007, 108, S., GRIN Verlag (Diplomarbeit), 3-638-70659-1 / 978-3-638-70659-9, ca. EURO 59,90
Gegenstand dieser Arbeit ist es, die Elemente der gothic tradition, oder auch gothic elements genannt, in Kurzprosawerken von Edgar Allan Poe zu untersuchen. Zunächst wird ein kurzer Überblick über den englischen Schauerroman, über seine Entstehungszeit und der Leserschaft gegeben. Dann werden die einzelnen gothic elements aufgezählt und kommentiert. Die sechs ausgewählten Erzählungen, "Ligeia", "The Fall of the House of Usher", The Tell-Tale Heart", "The Black Cat", "The Facts in the Case of M. Valdemar" und "The Cask of Amontillado" werden gemäß deren Erscheinung, in chronologischer Reihenfolge angeordnet und untersucht. Bei "Ligeia", Poes Lieblingsgeschichte, wird zunächst der Schauplatz und dessen Auswirkung auf den Erzähler untersucht. Bei dieser Geschichte spielt - je nach Interpretation - auch Inzucht, das Übernatürliche und die Seelenwanderung eine wichtige Rolle. Man kann diese short story aber auch als eine Art Krimi lesen, wo der Erzähler seine Frauen tötet. Eine weitere Interpretationsmöglichkeit erlaubt das Übernatürliche und die Seelenwanderung auszuschließen, denn nach dieser Deutung hat der opiumsüchtige Erzähler die seltsamen Ereignisse nur geträumt, es war eine Halluzination. Diese Möglichkeiten werden neben dem unheimlichen Schauplatz und der Atmosphäre in Betracht gezogen und die daraus resultierenden gothic elements werden untersucht. Bei "The Fall of the House of Usher" gibt es genauso wie bei "Ligeia" mehrere Deutungsmöglichkeiten. Dementsprechend gibt es Elemente, die nur bei der jeweiligen Interpretation in der Geschichte zu finden sind. Der gruselige Schauplatz, die unheimliche Atmosphäre und die Angst der beiden Protagonisten sind die Grundbausteine der Erzählung. Hinzu kommt ein dunkles Familiengeheimnis, Familienkrankheit oder Familienfluch der Ushers. Inzest und die Möglichkeit, dass es sich bei der short story um eine Vampirgeschichte handelt, wird auch erläutert. In "The Facts in the Case of M. Valdemar" steht der Tod und das Sterben im Mittelpunkt. Poe verbindet in dieser Erzählung die Wissenschaft mit dem Grauen. Daraus resultiert eine Gruselgeschichte, die seinerzeit viele Leser als Tatsache betrachteten. Die Hintergünde und der Effekt der Geschichte werden untersucht, denn falls die Leser dem Bericht glaubten, müssen die Ereignisse für diese gutgläubigen Leser noch unheimlicher erscheinen. Angst und Grauen sind die hauptsächlichen Elemente, die analysiert werden. (Abstract der Autorin) KT 52
(Bestellen bei Missing Link)
I. Brehme, Susanne:
Coolness in Raymond Chandler's "The Big Sleep".
2008, 24 + 2 S. (einseitig bedruckt), GRIN Verlag (Studienarbeit), 3-640-26339-1 / 978-3-640-26339-4 / K 22 48 34 20, EURO 13,99
Was versteht man unter "coolness"? - eine "... habitualisierte Technik des Sich-Entziehens …" (so die Definition von Andreas Urs Sommer in "Coolness. Zur Geschichte der Distanz"). Susanne Brehme überprüft diese Definition anhand von Chandler's Kriminalroman "The Big Sleep", der 1939 im Verlag Alfred A. Knopf erschien. Ist Chandler's Protagonist Philip Marlowe, ein cooler Ermittler? Susanne Brehme analysiert Marlowe's Sprache, sein Aussehen und seinen Ehrenkodex. Seine Distanz, seine Sprache (Slang und harte Phrasen) oder auch seine Ritterlichkeit Frauen gegenüber läßt die Autorin zum Schluß kommen, daß Philip Marlowe cool ist, da "... dieser hartgesottene Kerl auch Gefühle hat und … er trotz aller Widrigkeiten nicht aufgibt".KT 52
[s.a.: Chandler, Diogenes, Gelly, Gischler]
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I. Buchholz, Sabine:
Die literarische Rezeption der Detektivromane Agatha Christies in Deutschland.
2005, 52 S., GRIN Verlag (Bachelor Thesis), 978-3-638-85489-4, EURO 39,90
Agatha Christie dürfte wohl die weltweit meist gelesene Krimischriftstellerin sein. Eine Schätzung aus dem Jahr 1990 spricht von über 2 Milliarden weltweit gedruckter Exemplare ihrer insgesamt 95 Bücher. Ihre Krimis wurden in 103 Sprachen übersetzt und im Dezember 2000 wurde Agatha Christie auf dem Bouchercon zur "Besten Kriminalschriftstellerin des Jahrhunderts" gekrönt. In Deutschland erschien und erscheint das Gesamtwerk der "Queen of Crime" in mehr als dreißig Verlagen. Sabine Buchholz untersucht in ihrer Arbeit die auch in Deutschland ungebrochene Popularität, die die Krimis von Agatha Christie in Buchform, Verfilmungen oder als Hörbücher genießen (Kapitel 4 "Zur Popularität der Christie-Rezeption", Kapitel 5 "Psychologisch determinierte Rezeptionsmotive", Kapitel 6 "Zur medialen Ausweitung des Christie'schen Werkes"). In diesen Kapiteln wird u.a. auf die Einbandgestaltung, die Titelgebung oder die Rezeption durch die Leser (sowohl in der Nachkriegszeit wie auch heute) eingegangen. In ihrem Schlußkapitel betrachtet Sabine Buchholz "Die produktive Christie-Rezeption in Deutschland" anhand einer "Exemplarischen Autorenanalyse: Sabine Deitmer - eine deutsche Autorin auf Christies Spuren?" und versucht eine "Übertragungen auf die aktuelle deutsche Krimi-Landschaft". Die Autorin zieht folgendes Fazit: "Auch in der heutigen Zeit ...… ist die von Agatha Christie mitentwickelte Genreform noch in der Lage ... Lesermassen zu faszinieren. … Insgesamt hat das durch Christie geschürte Verlangen nach Kriminalliteratur in Deutschland für einen Aufschwung dieser Genrekonjunktur gesorgt und hiesige Kriminalautoren haben sich die Kernelemente der Christie'schen Form ebenso zueigen gemacht wie die Produzenten von Fernsehkrimis." Die abschließende Auflistung der Sekundärliteratur verzeichnet Quellen zur Kriminalliteratur allgemein wie auch zu Agatha Christie. Eine kleine Filmographie ergänzt dieses Literaturverzeichnis. KT 52
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IV: Busch, Holger / Hesse, Gitta / Heßbrügge, Markus (Hg):
Das Krimi-Kochbuch.
Mörderische Rezepte für den perfekten Tatort.
2007, 95 S., plV pro literatur Verlag, 3-86611-330-7 / 978-3-86611-330-5, EURO 12,00
Krimi-Dinner sind seit einigen Jahren groß in Mode gekommen. Man zahlt einen oftmals nicht unerheblichen Betrag für ein Mehrgang-Menü und wird zwischen den Gängen durch ein Krimispiel unterhalten bzw. kann sich selber an der Auflösung des Falls beteiligen. Bevor das Dessert serviert wird, sollte dies geschehen sein. Bei "Kupferberg Kreativ" hat Holger Busch mit Hilfe von Gitta Hesse und Markus Heßbrügge ein "Krimi-Kochbuch" entwickelt, das Rezepte für solch ein Krimispiel im häuslichen Rahmen anbietet. "Kupferberg Kreativ" ist auf Krimispiele und Events spezialisiert, die von den drei o.g. Herausgebern, alle Diplom-Pädagogen, entwickelt werden. Neben dem "Krimi-Kochbuch" bietet "Kupferberg Kreativ" auch Krimispiele für die Familie und speziell auch für Kinder (8 bis 13 Jahren) an. Diese Krimispiele lassen sich auch sehr gut als kommunikative Methoden in der Bildungsarbeit einsetzen. Löblich ist, daß die Herausgeber/Autoren von "Kupferberg Kreativ" 10 % ihres Honorars für das Armenviertel Birere in Goma/Kongo und das Ernährungszentrum Centre Nutritionel spenden. Informationen zu den Krimi-Spielen und dem erwähnten Projekt findet man unter www.kupferberg-kreativ.de. KT 52
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I. Cabell, Craig:
Ian Flemings Secret War.
2008, 2008 S., Fotos auf 4 Tafeln, Pen & Sword (Casemate Pub.), 1844157733 / 978-1844157730, £ 19,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Wie sein Protagonist James Bond, so liebte auch Ian Fleming Extravaganzen und war bekannt für seinen doch ziemlich glamourösen Lebensstil. Was allerdings seinen Lebensstil bzw. seine Arbeit während des 2. Weltkrieges betrifft, war bisher nur Wenigen bekannt. Zu Beginn des Krieges war Ian Fleming Assistent des Leiters der "Naval Intelligence", des britischen Marinegeheimdienstes. Seine Arbeit brachte es mit sich, daß Ian Fleming mit wichtigen politischen wie auch militärischen Führern zusammenkam. Fleming wurde auf undercover-Reisen nach Kontinental-Europa und nach Nordafrika geschickt, um für den Navel Intelligence über die aktuelle Lage dort zu berichten. Zudem kam Fleming mit der "30 AU" (30 Assaul Unit), dem Kommando einer britischen Spezialkampfeinheit in Verbindung. Craig Cabell konnte diese wenig bekannte Seite aus dem Leben des Erfolgsautors an Hand von amtlichen Dokumenten, Flemings privaten Papieren und seinen ehemaligen Kontakten im "Naval Intelligence" rekonstruieren. Es mag daher nicht wundern, daß Flemings Erlebnisse und Erfahrungen bei "Naval Intelligence" und "30 AU" stark in seine Romane um 007 James Bond, Geheimdienstler Ihrer Majestät einflossen. KT 52
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I. Chandler, Raymond:
Notizbücher.
Drei Geschichten und Parodien, Aufsätze, Skizzen und Notizen aus dem Nachlaß.
2009, 2. Auflage, 255 S., Diogenes Taschenbuch 23957, 3-257-23957-2 / 978-3-257-23957-7 / K 21 91 39 17, EURO 9,90
Vor 50 Jahren, am 26.3.1959, starb Raymond Chandler an den Folgen einer Lungenentzündung in der Scripps Clinic in La Jolla. Der Diogenes Verlag ehrt einen der Begründer des amarikanischen "hard-boiled" Krimis mit einer Neuausgabe seine Werke: Eine 7-bändige Kassettenausgabe der Philip-Marlowe-Romane, 5 Bände seiner Stories und 4 Bände zur Biographie des am 23.7.1888 geborenen Raymond Thornton Chandler.
In seinen Notizbüchern tritt uns ein anderer Chandler entgegen: ein verspielter Humorist und gewitzter Parodist, ein Sammler von möglichen Buchtiteln, ein Essayist und Autor von phantastischen Erzählungen. Chandlers Vermächtnis und eine Fundgrube für Fans. Mit einer Erinnerung an den Drehbuchautor Chandler von John Houseman und einem Vorwort von Patricia Highsmith. Im Anhang eine "Chandler-Bibliographie und -Filmographie", darin Buchausgaben der "Romane", "Geschichten", und "Essays, Drehbücher, Briefe, Nachlaß". Dazu Zeitschriftenveröffentlichungen "Geschichten", "Essays, Aufsätze, Interviews" und "Rezensionen", eine Aufstellung der realisierten und nicht realisierten "Drehbücher von Chandler" und "Filme nach Werken von Chandler". Eine kleine Aufstellung der "Sekundärliteratur in Auswahl" (Bibliographisches, Biographisches, Essay-Sammlunge, deutschsprachige Kritiken und Rezensionen zur Neuübersetzung" beschließen Chandlers "Notizbücher". (tp & vt) KT 52
[s.a.: Brehme, Diogenes, Gelly, Gischler]
(Bestellen bei Missing Link)
I. Chlastacz, Michel:
Trains du mystère.
150 ans de trains et de polar.
2009, 299 S., s/w Ill., L'Harmattan (Mollat libraire), 978-2-296-07667-9, EURO 29,00
Cette étude, qui porte sur une centaine de récits, montre comment rail et polar sont issus d'une même modernité qui a imprimé entre 1800 et 1950 une accélération extraordinaire à la marche du monde. L'évocation de ces liens est soutenue par les principes du lieu clos et de la rencontre qui structurent la mise en place de l'énigme à bas ferroviaire. (vt) KT 52
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IV. Cipolla, Joe:
Das Mafia-Kochbuch.
Italo-amerikanische Küche.
1976 & 1998, 63 S., zahlr. s/w Illustrationen und Fotos, Verlag Wolfgang Hölker, 3-88117-484-2 / 978-3-88117-484-8 / K 01 17 77 60, EURO 7,95
Zufällig bin ich auf das kleine Bändchen "mit echtem Durchschuß!" gestoßen. Die insgesamt 44 Rezepte (Teigwaren u. Suppen / Fleischgericht, Wild u. Geflügel / Gemüse u. Salate / Desserts), einfach und schnell zuzubereiten, bereichern jetzt meine kleine Sammlung der "Krimi-Kochbücher". Auch böse Buben mussten essen, da aber Überfälle, Erpressungen oder Mafia-Kriege etc wenig Zeit für kulinarische Feinheiten ließen, sind die hier enthaltenen Rezepte "basics" einer sowohl nahrhaften wie auch schnellen Küche. Die 44 Rezepte kann man entweder als Menüfolge (12 Menüs - Vorspeise, Hauptgericht, Dessert) zubereiten oder als schnell Einzelgerichte kochen. KT 52
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I. Dierkes, Andreas:
Zeitgenössische Neubearbeitung von Robert Louis Stevensons "Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde".
2009, ca. 200 S., Königshausen & Neumann (text und theorie, Bd. 9), 978-3-8260-4024-5, ca. EURO 38,00
Robert Louis Stevensons "Strange Case of Dr. Jekyll and Mr. Hyde" (1886) gehört zu den meistgelesenen Kurzromanen der englischsprachigen Literatur und erfreut sich seit seinem Erscheinen einer breiten kreativen Rezeption, zum Beispiel in Film, Drama, Musical und Cartoon. Seit Ende der 1970er Jahre dient dieser Klassiker der Horrorliteratur aber auch vermehrt als Vorlage für literarische Neubearbeitungen in Form von Romanen und Kurzgeschichten. Solche "sequels" und "re-writes" erzählen die Geschichte meist aus einer anderen Perspektive und kommentieren sie unter Einfluss zeitgenössischer kultureller Strömungen. Diese Studie führt zunächst in Stevensons Text ein und liefert anschließend einen Überblick über die allgemeine Rezeptionsgeschichte von "Jekyll and Hyde". Der Hauptteil beschäftigt sich mit sieben literarischen Neubearbeitungen des Textes, u.a. von Robert Bloch & Andre Norton, Valerie Martin, Susan Sontag und Emma Tennant. Neben dem formalen Aufbau und den Charakteren werden vor allem die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen und die daraus resultierenden Aussagen der Texte untersucht. Hier lassen sich interessante Neuakzentuierungen erkennen, denn egal ob Dr. Jekyll auf Sherlock Holmes trifft oder ob Mrs. Hyde das London der 1980er Jahre verunsichert: "Jekyll and Hyde" entpuppt sich immer wieder als Folie für retrospektive und zeitgenössische Sozialkritik. (vt)
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I. Diogenes Verlag (Red.):
Raymond Chandler.
o.J., 16 S., s/w Fotos und Abbildungen, Diogenes Verlag (Diogenes Magazin), kostenfrei
Eines der, wie stets, liebevoll gestalteten Diogenes Magazine, mit Zeittafel, Auszügen aus Chandlers Büchern und Briefen (Selbstporträt, Raymond Chandler über Inspiration, Philip Marlowes Leben), Zitate bekannter Schriftsteller zu Raymond Chandler und der Artikel "Der lange Abschied - das Buch meines Lebens" von Clemens Meyer. Das Chandler Magazin kann heruntergeladen werden: www.diogenes.ch. KT 52
[s.a.: Brehme, Chandler, Gelly, Gischler]
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I. Fischer, Benjamin F.:
The Cambridge Introduction to Edgar Allan Poe.
2008, 146 S., Cambridge University Press, Paperback 978-0-521-67691-5, £ 10,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt) / Hardcover 978-0-521-85967-7, £ 30,00 (Tegeskurs, zzgl. MWSt)
Aimed at students new to Poe's work, this book offers an overview of his life, works, contexts and reception. (vt) KT 52
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I. Frank, Lawrence:
Victorian Detective Fiction and the Nature of Evidence.
The Scientific Investigations of Poe, Dickens and Doyle.
2009, 264 S., Palgrave Macmillan (Palgrave Studies in Nineteenth-Century Writing and Culture), 978-0-230-23030-9, £ 18,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Bereits 2003 habe ich auf die Hardcover-Ausgabe dieses Titels aufmerksam gemacht. Seit Sommer 2009 liegt jetzt auch die Paperback-Ausgabe vor.
In this innovative book, Frank investigates an intertextual exchange between nineteenth-century historical disciplines (philology, cosmology, geology archaeology and Darwin's theories of evolutionary biology) and the detective fictions of Poe, Dickens, and Doyle. (tp & vt) KT 52
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I. Frizzoni, Brigitte:
Verhandlungen mit Mordsfrauen.
Geschlechterpostionierungen im "Frauenkrimi".
2009, ca. 224 S., 10 s/w Abb., Chronos Verlag, 3-0340-0946-1 / 978-3-0340-0946-1 / K 22 17 90 93, ca. EURO 24,00
Die Schweizer Hochschuldozentin Brigitte Frizzoni ist durch Hinweise auf ihre Publikationen aber auch mit ihren Aufsätzen in den KRIMI-TIPPS (so auch in KT 52, s. "Popfiminismus" und "Frauenkrimi") den Beziehern des review-newsletters bereits gut bekannt. Daß es den sogenannten "Frauenkrimi" gibt, belegen zwei Publikationen, die in diesem Jahr erscheinen. Zum einen ist es eine Untersuchung aus Finnland (Krisimarja Tielinens Dissertation zum deutschsprachigen Frauenkrimi, Universität Helsinki - auf diese Analyse wird in einem der folgenden KRIMI-TIPPS hingewiesen), zum anderen Brigitte Frizzonis Arbeit "Verhandlungen mit Mordsfrauen". Ursprünglich geplanter Erscheinungstermin war April/Mai 2009, nun hat sich das Erscheinen etwas verzögert. Der neue Erscheinunstermin wird mit Juni/Juli 2009 angegeben. Da der nächste KRIMI-TIPP (No. 52) erst gegen Ende 2009 fertiggestellt sein wird, Frizzonis Unterssuchung mir aber interessant und wichtig ist, möchte ich jetzt schon darauf hinweisen. Hier daher der vorläufige Verlagstext:
In den 1980er und 1990er Jahren wurden Krimis von Frauen vorübergehend unter dem Label "Frauenkrimi" vermarktet. Als "Sisters in Crime" organisiert, setzen sich die Autorinnen erfolgreich für die Förderung weiblichen Krimischaffens ein und entwerfen Figuren jenseits traditioneller Genderrollen und Heteronorm. Ob Kommissarin oder Forensikerin, Privatermittlerin oder Amateurin, Täterin oder Rächerin: allen Protagonistinnen gemeinsam sind Unerschrockenheit, Handlungsfähigkeit und ein Sensorium für Genderfragen. Der "Frauenkrimi" wird so zum Ort der Verhandlung von neuen Geschlechterpostionierungen. Anlass zu Auseinandersetzung auf Text- und Kontextebene bieten etwa der Zweifel an der Tauglichkeit des Krimigenres für die Verbreitung feministischer Anliegen, die Kritik an der Gestaltung weiblicher "Wuchtbrummen" im Rahmen des medialen Trends zur starken Frau oder die Thematisierung zwischengeschlechtlicher, sexualisierter Gewalt, die zur Bildung eines neuen Figurentypus führt - der furiosen Rächerin und Richterin von Unrecht, das an Frauen verübt wird. Neuere Texte gestalten zudem den schönen, erotischen Mann, der sich gezielt dem begehrenden weiblichen Blick präsentiert, und integrieren ihn zugleich als potenziellen "homme fatal" in die Kriminarration. Diese "new wave of crime writing" findet seit den 1980er Jahren in allen Krimisubgenres intermedial und international Verbreitung. Die breite öffentliche Aufmerksamkeit und die damit verbundenen Kontroversen, die zum Teil bis heute andauern, sind Gegenstand der Studie. Zur Analyse der textinternen und -externen Verhandlungen werden dreissig international verbreitete angelsächsische Frauenkrimiserien sowie Verlagsunterlagen, Werbeanzeigen, Mailinglisten, Leserbriefe, Rezensionen und Forschungsarbeiten aus dem deutschen und englischen Sprachraum beigezogen. (tp & vt) KT 52
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Garcia, Joaquin "Jack" (mit Michael Levin):
Ich war Jack Falcone.
Wie ich als FBI-Geheimagent einen Mafiaclan zerschlug. 2009, 272 S., (Making Jack Falcone. An Undercover FBI Agent Takes Down a Mafia Family, Ü.v. Martin Rometsch), riva Verlag, 3-86883-018-9 / 978-3-86883-018-7 / K 21 92 45 28, EURO 19,90
"Big Jack Falcone" wurde Joaquin "Jack" Garcia in New Yorker Mafiakreisen genannt. Seinen Clan-Namen erhielt er allerdings erst nach einem intensiven Training und einer fundierten "Gangsterausbildung", die ihm das FBI angedeihen ließ. "Big Jack Falcone" wurde als undercover Agent in die New Yorker Mafia eingeschleust. Der gebürtige Kubaner konnte sich so gut in seiner (nicht ungefährlichen) Rolle bewegen, dass er bald das Vertrauen des Capo Greg DePalma des New Yorker Gambino-Clans erlangte und so Einzelheiten und Interna erfahren konnte. Dank seiner undercover Tätigkeit konnte das FBI Razzien durchführen und Verhaftungen vornehmen und schließlich den Gambino-Clan zerschlagen. Allerdings wurde das Leben von Joaquin "Jack" Garcia dadurch nicht ungefährlicher. Die Mafia setzte ein Kopfgeld von 250.000 US-Dollar auf den FBI-Agenten aus. Seine Zeit innerhalb der Mafia beschreibt Garcia in einem semidokumentarischen Roman. Für seine außergewöhnlichen Leistungen im Kampf gegen das organisierte Verbrechen wurde Garcia von den US-Bundesstaatsanwaltschaften in Philadelphia, New York, Boston und Miami mit Preisen geehrt, zudem erhielt er den Lifetime Achievement Award der Federal Law Enforcement Foundation. Unterstützung bei der Niederschrift erhielt er von Michael Levin, Chef einer Ghostwriting-Agentur in Kalifornien. KT 52
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I. Gelly, Christophe:
Raymond Chandler - Du roman noir au film noir.
2009, 233 S., Éd. Michel Houdiard, 291267395X / 9782912673954, ca. EURO 15,00
Christophe Gelly beschäftigt sich in seinem Werk mit dem Drehbuchautor Raymond Chandler [realsiert wurden seine Drehbücher zu "Double Indemnity" (1943), "And Now Tomorrow" (1944), "The Unseen" (1944), "The Blue Dahlia" (1945) und "Strangers on a Train" (1950)]. Inhalt: 1. L'auteur, l'oeuvre et le genre / 2. L'Amérique de Chandler / 3. Le texte et son double, ou les avatars de la métafiction / 4. Du roman noir au film noir. KT 52
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I + III. Gentner, Stefanie:
Die Mafia und ihre literarische Betrachtung in den Detektivromanen Leonardo Sciascias.
2007, 92 S., GRIN Verlag (Magisterarbeit), 978-3-638-92155-8, EURO 59,90
Leonardo Sciascia (8.1.1921 - 20.11.1989), einer der wohl wichtigsten Kriminalschriftsteller und Publizisten Italiens, hat einen Großteil seines schriftstellerischen Lebens den gesellschaftlichen und politischen Verhältnisses seines Landes gewidmet. Zwangsläufig somit auch der Mafia, die auf jeden Bereich der Gesellschaft und der Politik starken Einfluss genommen hat und immer noch nimmt. Stefanie Gentner erläutert im ersten Teil ihrer Arbeit das "Phänomen Mafia" (z.B. unter dem Aspekt der traditionellen Kultur, als Unternehmen oder als Staat im Staat). Der zweite und größere Teil ihrer Arbeit widmet sich dem Publizisten und Schriftsteller Leonardo Sciascia, der in seinen Kriminalromanen und -erzählungen immer wieder das Gebilde Mafia und ihre kriminellen Machenschaften thematisiert hat. Sie versucht "herauszustellen, wie Sciascia das Bild der Mafia in seinen Detektivromanen umsetzt und warum und wie er sich dabei des Genres des Detektivromans bedient". KT 52
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I. Gischler, Katrin:
The Development of the Detective in American "hard-boiled" Fiction with Reference to Philip Marlowe in Raymond Chandler's "The Curtain", "Killer in the Rain" and "The Big Sleep".
2004, 27 S., einseitig bedruckt, GRIN Verlag (Scholarly Paper), 978-3-638-65921-5, EURO 12,99
1919 erschien das erste "Black Mask Magazine", herausgegeben von H.L. Mencken und G.J. Nathan. Der Siegeszug des Magazins begann aber, nachdem es von Joseph T. Shaw gekauft wurde. Shaw hatte ein untrügliches Gespür für talentierte Autoren. So konnte er u.a. nicht nur Caroll John Daly (den Erfinder des "tough guy detective" für Stories verpflichten, sondern auch Dashiell Hammett und Raymond Chandler. Hammett und Chandler begründeten die sogenannte "hard-boiled school" - sie brachen mit dem Stil des klassischen englischen Kriminalromans (" … ein ermüdendes Häkelwerk aus öden Indizien." Chandler in "The Simple Art of Murder") und propagierten einen neuen, realistischen Krimi. Ihre Protagonisten waren zynisch und hart, wussten ihre Fäuste zu gebrauchen und konnten mit Waffen umgehen. "Der Kriminalroman muß in Hinblick auf Gestalten, Schauplatz und Atmosphäre realistisch sein", so Chandler in "The Simple Art of Murder". Katrin Gischler gliedert ihre Untersuchung zur Entstehungsgeschichte der "hard-boiled" fiction in zwei Teile. "The way to American 'hard-boiled' fiction" (The origins / "The Golden Age of the Detective Novel" / American "hard-boiled" fiction / The "tough guy") und "The creation of Philip Marlowe" (The Metamorphosis / The sleuth's moral / The chivalrous knight / Protection of the client / Women). KT 52
[s.a.: Brehme, Chandler, Diogenes, Gelly]
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I. Gizbili, Turan:
Der skandinavische Kriminalroman.
Genese, Strukturen, Motive und Erfolg.
2005, 110 S., GRIN Verlag (Magisterarbeit), 978-3-638-89723-5, EURO 59,90
"Der skandinavische Kriminalroman in der Tradition des sozialen Realismus" ist das Fazit von Gizbilis Untersuchung. Und wie er selbst schreibt "ist [dies] nichts wirklich Neues" und bezieht sich u.a. auf Publikationen von Ernst-Ullrich Pinkert (Der Krimi als Mittel zum Zweck) und Jürg Brönnimann (Der Soziokrimi. Ein neues Genre oder ein soziologisches Experiment?). Turan Gizbili hat sich für seine Analyse auf vier wichtige Vertreter der skandinavischen Kriminalliteratur gestützt: Zwei Krimis von Maj Sjöwall & Per Wahlöö ("Schöpfer des Schwedenkrimis") bieten ihm Gelegenheit über "Die Wurzeln der skandinavischen Kriminalliteratur" zu referieren [und zwar "Der Mann, der sich in Luft auflöste" und "Das Ekel von Säffle"]. Nach dieser Einleitung zur skaninavischen Kriminalliteratur beschäftigt sich dann Gizbili in drei weiteren Kapiteln mit Karin Fossum (Untersuchungsgegenstand ist der Krimi "Stumme Schreie"), Åke Edwardson ("Die Schattenfrau") und Gunnar Staalesen ("Im Dunkeln sind alle Wölfe grau"). Jedes dieser Kapitel bietet eine kurze Inhaltsangabe der genannten Krimis, um dann zu einer "Inhalts- und Strukturanalyse" zu kommen. Ausführlich beschäftigt sich Gizbili danach mit "Figuren und Milieu" dieser Krimis. Seine Schlußanalysen beziehen sich auf "Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" a) in Norwegen (Realer Hintergrund zu "Stumme Schreie") und b) Schweden (Realer Hintergrund zu "Die Schattenfrau") bzw. auf die "Vergangenheitsbewältigung im Krimi: Norwegen unterm Hakenkreuz" ("Im Dunkeln sind alle Wölfe grau"). Warum gerade Krimis aus Skandinavien in Deutschland solch einen ungeheuren Erfolg verzeichnen, analysiert Gizbili in seinem abschließenden Kapitel "Der 'Nordland-Mythos'". Turan Gizbili beigefügtes Literaturverzeichnis hätte, in Anbetracht des Titels seiner Magisterarbeit, etwas umfangreicher als nur 4 1/2 Seiten ausfallen dürfen. KT 52
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I. Gorrara, Claire (Hg):
French Crime Fiction.
2009, 141 S., University of Wales Press (European Crime Fictions), 978-0-7083-2101-0, £ 75,00 (Tageskurs zzgl. MWSt)
Bereits 2007 wurde die Reihe "European Crime Fictions" vom Verlag angekündigt. Jetzt, im Frühjahr 2009, liegt der erste von insgesamt fünf Bänden vor. Jedes 5. Buch, das in Frankreich verkauft wird ist ein Kriminalroman. Dies ist nun wahrscheinlich nicht der Grund, daß die Reihe mit einer Darstellung zur französischen Kriminalliteratur eröffnet wird, mag aber für die Betreuer der Reihe (neben Claire Gorrara sind dies Shelley Godsland [auf Shelley Godsland wurde bereits in einem der früheren KRIMI-TIPPS hingewiesen] und Giuliana Pieri) ein wichtiger Grund gewesen sein. Claire Gorrara und weitere fünf Autorinnen und Autoren beschäftigen sich mit der Entwicklung der französischen Kriminalliteratur ausgehend von der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart. Festgemacht werden ihre Analysen an verschiedenen Vertretern des Genres. Es handelt sich dabei sowohl um Autorinnen und Autoren, die im englischen Sprachraum bestens bekannt sind (Pioniere des Genres wie z.B. Gaston Leroux oder Maurice Leblanc, "big shots" wie z.B. Georges Simenon oder Fred Vargas) oder durch "French Crime Fiction" dem Lesepublikum näher gebracht werden können (wie z.B. Léo Malet oder Jean Echenoz). Jedem der Kapitel ist eine englischsprachige kurze Zusammenfassung eines der jeweils behandelten Kriminalromane beigefügt, weiterhin eine Auswahlbibliographie wichtiger Primärliteratur des untersuchten Zeitraums und eine kleine Auswahl an entsprechender Sekundärliteratur. Claire Gorrara, Professorin für französische Sprache und Literatur an der Universität Cardiff (Autorin von "Women's Representations of the Occupation in Post-1968 France" oder "Roman Noir in Post-War French Culture") konnte diese fünf Beiträger für das vorliegende Werk verpflichten:
David Platten (Origins and Beginnings. The Emergence of Detective Fiction in France) / Christopher Shorley (Georges Simenon and Crime Fiction Between the Wars) / Susanna Lee (May 1968, Radical Politics and the Néo-Polar) / Véronique Desmain (Gender and Genre - Women in French Crime Writing) / Simon Kemp (Postmodern Detectives and French Traditions).
Von der Herausgeberin stammt der Essay "Post-War French Crime Fiction - The Advent of the Roman Noir", die Zusammenfassung und die "Annotated Bibliography of Criticism on French Crime Fiction" [unterteilt in "Full-length studies", "Selected specialist journals and special issues" sowie einige wenige, aber wichtige "websites"]. Selbstverständlich erschließt ein Index das vorliegende Werk.
In der Reihe "European Crime Fictions" ist vom Verlag und den o.g. Herausgeberinnen "Italian Crime Fiction" als nächster Band geplant (Erscheinungstermin ca. Frühjahr 2010). Hochkarätig ist auch das Editorial Board besetzt: Margaret Atack (Leeds), George Demko (Dartmouth), John Foot (London), Stephen Knight (Cardiff), Nickianne Moody (Liverpool), Elfriede Müller (Berlin) und Anne White (Bradford) - diese Namen dürften den Beziehern des KRIMI-TIPP nicht unbekannt sein. KT 52
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III. Gottschalk-Solger, Leonore (mit Anke Gebert):
Die Strafverteidigerin.
Erinnerungen.
2009, 252 S., 13 s/w Fotos auf Tafeln, Lesebändchen, Kindler Verlag, 3-463-40564-4 / 978-3-463-40564-3 / K 21 88 52 01, EURO 19,90
Leonore Gottschalk-Solger war nicht nur eine der ersten Frauen im Strafrecht, sondern vertritt auch eine sehr illustre Klientenrunde: Kiezgrößen, Hochstapler und Massenmörder. Der Baader-Meinhof-Kronzeuge Gerhard Müller, der Terrorverdächtige Hamadi, Hochstabpler Harksen, der "Säuremörder" Lutz R., der "König von Rostock", die Bosse der Hells Angels - Leonore Gottschalk-Solger, die wohl bekannteste Strafverteidigerin Deutschlands, war stets mit spektakulären Fällen betraut. Die engagierte Strafverteidigerin ist eine geschickte Grenzgängerin zwischen bürgerlichem und kriminellem Milieu - sie versteht und spricht die Sprache ihrer Mandanten. Oft wurde sie bedroht, einer ihrer Mandanten sogar vor Gericht ermordet: Dennoch ist die Leidenschaft für ihren Beruf ungebrochen. Unerschrocken und ohne Dünkel kämpft sie für ihre Mandanten, egal ob schuldig oder unschuldig. Leonore Gottschalk-Solger ist überzeugt: Auch Schwerverbrecher haben das Recht auf einen fairen Prozess. Doch nicht nur ihre Fälle sind aufsehenerregend - auch die Lebensgeschichte von Leonore Gottschalk-Solger ist faszinierend und beeindruckend. Anke Gebert hat diese Geschichte der Juristin aufgezeichnet und bietet einen spannende Innensicht auf Prozesse und Klienten, das Gericht und Kollegen. (vt) KT 52
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I. Hamann, Hanjo (mit Ulrich Völkel und Stefan Wogawa) (Hg):
Harry Thürk.
Sein Leben, seine Bücher, seine Freunde.
2007, 240 S., zahlreiche s/w Abbildungen. mdv Mitteldeutscher Verlag, 3-89812-420-7 / 978-3-89812-420-1 / K 18 43 01 77, EURO 12,90
In der ehemaligen DDR war Harry Thürk einer der meistgelesenen Krimi-, Spionage- und Abenteuerautoren. Im Westen wurde er nach der Wende durch die Neuauflagen seiner 10 Hongkong- und Asien-Thriller um den Privatdetektiv Lim Tok in der (inzwischen eingestellten) DIE-Reihe (Delikte, Indizien, Ermittlungen) bekannt. Seine Arbeit als Redakteur, Reporter und auch als Propagandist führte Thürk für fast 10 Jahre nach und durch Asien (China und Vietnam). Das Leben des Reporters, Schriftstellers und Autors von Spannungsliteratur (8.3.1927 - 24.11.2005) wird von Hanjo Hamann zusammen mit Thürks Freund Völkel und des Publizisten Wogawa ausführlich beleuchtet. In vier Teilen wird über "Sein Leben", "Seine Bücher", "Seine Kritiker" (Strittmatter, "Der Spiegel", Verleger Matthias Oehme) und "Seine Freunde" (diese kommen hier mit Beiträgen selbst zu Wort) berichtet. Im recht umfangreichen Anhang wird Auskunft gegeben über die "Biographie", "Preise und Auszeichnungen", "Buchveröffentlichungen", "Übersetzungen" und seine "Drehbücher und Filmszenarien". Eine Auswahlbibliographie der Sekundärliteratur, von Hamann schlicht "Quellennachweis" überschrieben, ist mit 130 Quelleneintragungen ebenfalls recht umfangreich. Weitere Informationen zu Harry Thürk bietet die von Hanjo Hamann seit 2001 betriebene website www.harrythürk.de. KT 52
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I + III. Herzog, Todd:
Crime Stories.
Criminalistic Fantasy and the Culture of Crisis in Weimar Germany.
2009, 182 S., 15 Illustrationen, Berghahn Books (Monographs in German History, Bd. 22), 978-1-84545-439-5, £ 45,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
The Weimar Republic (1918 - 1933) was a crucial moment not only in German history but also in the history of both crime fiction and criminal science. This study approaches the period from a unique perspective - investigating the most notorious criminals of the time and the public's reaction to their crimes. The author argues that the development of a new type of crime fiction during this period - which turned literary tradition on its head by focusing on the criminal and abandoning faith in the powers of the rational detective - is intricately related to new ways of understanding criminality among professionals in the fields of law, criminonolgy, and police science. Considering Weimar Germany not only as a culture in crisis (the standard view in both popular and scholarly studies), but also as a culture of crisis, the author explores the ways in which crime and crisis became the foundation of the Republic's self-definition. An interdisciplinary cultural studies project, this book insightfully combines history, sociology, literary studies, and film studies to investigate a topic that cuts across all of these disciplines. Inhalt: Introduction - Criminalistic Fantasy and the Culture of Crisis in Weimar Germany / 1. Crime, Detection, and German Modernism / 2. Writing Criminals - Outsiders of Society and the Modernist Case History / 3. Understanding Criminals - The Cases of Ella Klein and Franz Biberkopf / 4. Seeing Criminals - Mass Murder, Mass Culture, Mass Public / 5. Tracking Criminals - The Cases of Peter Kürten, Franz Beckert, and Emil Tischbein / Conclusion - Criminalistic Fantasy After Weimar. (vt) KT 52
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IV: Hoffmann, Elisabeth / Heinrich, Karl-L.:
Brunettis Venezia.
Auf den Spuren des beliebten Commissario.
Brunettis Leichen I.
2009 (Version 1.0), 15 S., 14 Farbfotos, 1 Übersichtskarte, Verlag Hoffmann & Heinrich, EURO 4,00
Der in KRIMI-TIPP 51 angekündigte neue "Spaziergang" durch "Brunettis Venezia" liegt jetzt vor: Brunettis Leichen, Teil 1. Wie immer haben die beiden Autoren Elisabeth Hoffmann und Karl-L. Heinrich ihre Führung klar und gut strukturiert, so daß der Brunetti-Fan sich in ca. zweieinhalb Stunden, sollte er keine ausgedehnten und eingehenden Besichtigungen einplanen, einen ersten Überlick über die Fundorte diverser Gemeuchelter aus Donna Leons Venedig-Krimis verschaffen kann. Der Mittelteil des kleinen Führers ist wie immer einer Farbfototafel vorbehalten. Inzwischen liegen 4 "Spaziergänge" vor, 1 Stadtplan und 1 "Vaporetto-Tour" (s. frühere KRIMI-TIPPS). Ein 5. "Spaziergang" ist in Vorbereitung - nach Erscheinen wird darauf hingewiesen. Der vorliegende "Spaziergang" kostes 4,00 EURO (portofrei, und zwar weltweit!), das Gesamtpaket kann für EURO 20,00 erworben werden. Bezugsanschrift:
Bestellung bitte direkt an Hoffmann / Heinrich, Dollmannstr. 15, D - 81451 München oder www.brunettistadtplan.de oder brunettistadtplan@googlemail.com
KT 52
I. Horsley, Lee:
The Noir Thriller.
2009, 320 S., Palgrave Macmillan (Crime Files), 978-0-230-21886-4, £ 18,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Ebenfalls in einem der KRIMI-TIPPS von 2001 habe ich auf die Hardcover-Ausgabe von "The Noir Thriller" in der Reihe "Crime Files" hingewiesen. Im Sommer 2009 erscheint jetzt die Paperback-Ausgabe.
What is literary noir? How do British and American noir thrillers relate to their historical contexts? Lee Horsley's updated study of the genre ranges over hundreds of novels from the hard-boiled fiction of Hammett, Chandler and Cain to the game-players, voyeurs and consumers of contemporary thrillers and future noir. (tp & vt) KT 52
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I. Russell, James:
Great British Fictional Detectives, A - Z.
2008, 240 S., zahlreiche s/w und farbige Illustrationen & Fotos, Vorwort von Mark Billingham, Pen & Sword (Remember When), 1-84468-026-6 / 978-1-84468-026-9, £ 19,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
"Great British Fictional Detectives" gehört in jene Reihe englischesprachiger Nachschlagewerke, um die man englische und amerikanische Verlage beneiden kann: Eine gelungene Symbiose aus Nachschlagewerk, Lesebuch und Bildband. Die Informationen sind knapp, aber nicht zu knapp, dabei präzise und übersichtlich; die Ausstattung mit (fast 530) Illustrationen und Fotos auf jeweils dem linken bzw. rechten Randstreifen jeder Seite ergänzen die (teilweise humorvollen) Texte hervorragend (angeboten werden Portraits der Autoren und/oder Protagonisten, Abbildungen der Buchcover oder Illustrationen aus Kriminalromanen oder Fotos aus Filmen).
Dem Teil "An A - Z of Fictional British Detectives" hat James Russell vier Kapitel ("Exhibit" genannt) mit Einführungen und Erläuterungen zur Kriminalliteratur im Allgemeinen ("Why We Love Detective Stories") und verschiedenen Subgenres ("The First Detectivis", "Puzzles and Mysteries" und "The Procedural and The Scientific Investigator") vorangestellt. In diesen Ausführungen sind die Namen wichtiger und richtungsweisender Autoren/Autorinnen bzw. Spielarten des Subgenres hervorgehoben. Auch in diesen vier Kapiteln wurde an aussagekräftigen Illustrationen/Fotos nicht gespart.
Im Referenzteil "A - Z" werden die Ermittler vorgestellt und ihre Vorgehensweise beschrieben (teilweise mit Zitaten aus den Krimis versehen), Hinweise auf Serien gegeben, häufig auch kurze Inhaltsüberblicke präsentiert, und die wichtigsten Titel der Autoren aufgeführt.
Die letzten 25 Seiten sind dem Teil "Further Evidence" gewidment. Hier zu finden sind: "Also Known As - Crime Writers' Pseudonyms", "Cinema: films with a strong detective element", "Day Jobs of the Amateur Detective", "Laugh Lines", "Mystery Magazines", "Olden Time Detectives", "Sidekicks", "TV Detectives" und "A Timeline of Detection". Die Einträge in diesem letzten Teil sind, bis auf "Mystery Magazines", überwiegend als Listen angelegt.
Der britische Krimiautor und Bestseller Mark Billingham, einer der Großen der Szene auf der Insel und auch in Deutschland nicht unbekannt (seine Krimis erscheinen als Goldmann Taschenbücher), steuert das Vorwort bei. Wie eingangs erwähnt, kann man neidisch sein auf solche Referenzliteratur, die es leider in Deutschland in dieser Form nicht gibt [ein einsam dastehender Versuch war "Kreuzverhöre", 1999 im Gerstenberg Verlag erschienen]. 'As Columbo would have said ... "Just one more thing ...". Read on, and enjoy', aus dem Vorwort von Mark Billingham. KT 52
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III. Jamieson, Allan / Moenssens, Andre A. (Editors-in-Chief):
Wiley Encyclopedia of Forensic Science.
2009, 5 Bde, 3600 S., Wiley 978-0-470-01826-2, ca. EURO 1399,00
Nicht ganz billig, dafür aber das englischsprachige Nachschlagewerk für die Gerichtsmedizin. Die beiden Hauptherausgeber haben in diesem 5-bändigen Werk mehr als 440 Artikel von über 200 internationalen Beiträgern (allesamt Spezialisten und Experten in ihren Teilgebieten) in insgesamt 12 Hauptteilen versammelt. Diese 12 Teile werden von sogenannten "Section Editors" verantwortet:
Behavioral Sciences (Carl N. Edwards) / Biological Sciences (Allan Jamieson) / Criminalistics (Claude Roux) / Digital Evidence, Multimedia and Engineering (Zeno Geradts) / DNA and the Analysis of Biological Fluids (Allan Jamieson) / Fire and Explosives (John Lentini) / Investigation and Law Enforcement (Allan Scott) / Law (Andre Moenssens) / Medicine (Pekka Saukko) / Statistics and Evidence Evaluation (Christophe Champod & Tacha Hicks) / Toxicology and Drug Analysis (Olaf H. Drummer) / Trace Evidence (Sheila Willis).
This A to Z encyclopedia provides a comprehensive, definitive, and up-to-date reference of the main areas of specialist and expert knowledge and skills used by those involved in all aspects of the forensic process, including, but not limited to, forensic scientists, doctors, practicing and academic lawyers, paralegals, police, crime scene investigators, analytical chemists, behavioral scientists and toxicologists. This five-volume set covers all topics which, either as part of an established forensic discipline or as a potentially useful emerging discipline, are of interest to those involved in the forensic process. This includes both the scientific methodology and the admissibility of evidence. The encyclopedia also provides case studies of landmark cases in the definition and practice of forensic science. "Wiley Encyclopedia of Forensic Science" presents all material on a level and in a style that makes it accessible to a wide range of readers. In particular, lawyers needing a better understanding the key aspects of the science, and scientists who require a deeper insight into legal issues will find the encyclopedia an important resource, as will physical, biological and behavioral scientists who require background information on the most important aspects of each other's areas of expertise. (tp & vt) KT 52
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IV. Joachimsmeier, Jean-Pierre:
Tatort Hotel.
Fotografische Fahndundsversuche von Jean-Pierre Joachimsmeier anlässlich der CRIMINALE 2005.
2009, 80 S., 77 s/w Fotos, anfallendes Porto, nicht über Buchhandel!
Jean-Pierre Joachimsmeier arbeitet hauptberuflich als Pressefotograf und Bildredakteur. Neben seinem Brotberuf realisiert er aber auch freie Projekte. Eines dieser Projekte waren die Portraitinszenierungen von über 70 deutschen Krimiautoren und -autorinnen, die sich vom 28. bis 30. April 2005 im Dorint-Hotel in Arnsberg-Neheim (Hochsauerlandkreis) zur jährlichen Criminale trafen. Joachimsmeiers Ansatzpunkt war das Hotelzimmer. Ein Krimi-setting, das Zuflucht und Versteck bieten kann; das einen idealen und anonymen Ausgangspunkt von Vergeltungs- und Racheaktionen darstellen kann; oder das Detektiv oder Gauner zu illegalen Pokerspielen, Saufgelagen oder Liebesabenteuer ansteuern. Joachimsmeier hat in dramatischer Schwarzweiß-Manier, und stets im gleichen Format, einige Autoren der Criminale mal als Opfer, mal als Täter abgelichtet oder ihnen nur beim Auspacken der Koffer über die Schultern geschaut; sie beim Abruhen nach Lesungen oder nach nicht minder anstrengenden Bargesprächen beobachtet. "Tatort Hotel" ist nicht über den Buchhandel zu beziehen! Bezugsanschrift: Gegen anfallendes Porto (und solange der Vorrat reicht) bitte anfordern bei: Hochsauerlandkreis, Fachdienst Kultur/Musikschule, Frau Karin Kraft, Steinstr. 27, D - 59872 Meschede, Fax: +49 (0) 291 - 94 26 171, e-mail: Karin.Kraft@hochsauerlandkreis.de. KT 52
I. Kampa, Daniel u.a. (Red.):
D - Diogenes Magazin. No. 1
Sommer 2009, 88 S., zahlr. s/w und farbige Fotos und Illustrationen, Diogenes Verlag, 978-3-257-85001-7, EURO 2,00 zzgl. Porto
Dreimal jährlich (Sommer, Herbst, Winter) soll das neue Diogenes Magazin "D" erscheinen und ausführlich über die Diogenes Bücher und Diogenes Autoren informieren. Es soll "… vor allem unterhalten" so Verleger und Ehren-Herausgeber Daniel Keel. Blättert man durch die erste Ausgabe, so sind die Ziele des Herausgebers und der Redaktion erreicht und wurden bestens umgesetzz. "D" Diogenes Magazin Nr. 1 ist über weite Strecken den Kriminalschriftstellern des Verlages gewidmet. Die neue Maigret-Gesamtausgabe begleitet das Magazin mit drei Beiträgen: "Bond contra Maigret. Ian Fleming trifft Georges Simenon", eine Unterhaltung zwischen den beiden Spannungsautoren, die im Jahr 1964 nach einem Golfturnier im Chaâteau d'Echandes bei Lausanne stattfand. Beide tauschen sich über ihre Arbeitsmethoden, ihre Lektoren und Verleger und über den eventuellen Nachruhm aus (Ian Fleming: ... Ich glaube, in etwa hundert Jahren werden sie einer der großen Klassiker sein ..." worauf Georges Simenon kurz und knapp antwortet: "Ehrlich gesagt ist mir dies egal, denn ich werde nicht mehr da sein."). Tilman Spreckelsen (FAZ), der jede Wochen einen der Maigret-Romane liest und darüber berichtet (www.faz.net) wird zu seinem "Maigret-Marathon" befragt und John Simenon, zweitältester Sohn des Autors berichtet über seine sehr spezielle Beziehung zu Maigret und dessen Schöpfer ("Mit Maigret leben"). Die Bestseller-Autorin Donna Leon findet in der Titel-Geschichte ausreichend Raum um über ein Rezept "Orecchiette con Amorini" zu reden, im anschließenden Interview ("Ist Essen in Italien eine Religion?") erläutert Donna Leon den Stellenwert des Essens in Amerika, ihrer Wahlheimat Italien und gibt Einblick in ihre ganz persönlichen kulinarischen Vorlieben. Eine anschließende Erzählung "Iss nur, das tut dir gut" rundet diesen kulinarischen Teil ab. Natürlich ist die Autorin auch mit einem Essay über Venedig vertreten "Versunkenes Venedig. Vier Venedig-Bilder". Peter Roth, Bar-Chef der berühmten Kronenhalle-Bar, plaudert elegant über Cocktails, insbesondere ob gerührt oder geschüttelt, die er Bond-Darstellern Roger Moore und Daniel Craig servierte und wie es zu dem von ihm kreiierten, inzwischen weltberühmten, "Ladykiller"-Cocktail kam. Eine Hommage zum 50. Todestag von Raymond Chandler ist die Zusammenstellung der coolsten Aussprüche seines Protagonisten Philip Marlowe ("Die Straßen waren dunkel von etwas mehr als Nacht"). Und die beiden Erfolgsautoren Ingrid Noll und Martin Suter lassen sich über ihre erste Leseerfahrungen aus ("Das erste Mal"). Darüber hinaus bietet "D" Diogenes Magazin Nr. 1 selbstverständlich auch Beiträge von anderen oder über andere Diogenes-Autoren. Mehr Informationen über das Magazin oder zum Abo finden sich unter www.diogenes.ch. KT 52
IV. Kahnt, Antje:
Kax, Kaschott und Karzer.
Gruselige und amüsante Kriminalfälle und ihre Bestrafung im alten Düsseldorf.
2006, 48 S., 1 farb. Teil-Stadtplan, zahlr. Farbfotos, Bachem Verlag (Entdecker Touren / zu Fuß), 3-7616-1826-3 / 978-3-7616-1826-4, EURO 5,00
In seiner liebevoll gestalteten Reihe "Entdecker Touren / zu Fuß" liegen inzwischen auch 3 "kriminelle" Stadtführungen im Kölner J.P. Bachem Verlag vor [1 x Köln, 2 x Düsseldorf / s. dazu auch Anke Pfennig und Ilona Priebe]. In drei Führungen durch Kaiserfalz, Kö und Karlstadt geleitet die Düsseldorfer "Stadtstreicherin" Antje Kahnt den Wissbegierigen auf die Spuren von "klüngelnden" (rheinisch für korrupt) Schöffen, Kleinganoven, Räubern, Mördern, Hexenjäger und Scharfrichter. Die Touren führen zu historischen Richtstätten und Gefängnissen, dazu erfährt man wie es z.B. bei der so genannten "Halsgerichtsbarkeit" zuging ("Constitutio Criminalis Carolina", eingeführt von Kaiser Karl V.) oder wird über "Henkersmalzeiten" informiert. Alle drei Kapitel sind mit ausführlichem Text und umfangreichen Fotomaterial versehen. Als Einführung zu diesen Stadtführer wird im 1. Kapitel über "Kindesentführung und 'Großem Willkomm' - Schauriges im Norden" berichtet [unter "kleinem" oder "großem Willkomm" sind 15 oder 30 Schläge mit dem Ochsenziemer zu verstehen]. Die beiden Führungen beschäftigen sich mit "Korruption und Köpfmaschinen - Kriminelles in der Alten Stadt" (kleine Stadtführung) und mit "Hexenwahn und Mörderjagd - Unheimliches hinter der Stadtmauer" (große Stadtführung). Beide Stadtführungen sind im Teil-Stadtplan (Hinweise zu Start und Ende) verschieden farblich eingezeichnet. Infos zu diesen Stadtführungen unter Tel. 0177 - 2 49 73 91 oder unter www.stadtstreicherin.de. KT 52
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IV. Klein, Sonja:
Kunststück.
Krimi-Kartenspiel für clevere Kunstdiebe.
2009, 119 Karten, Spieldauer ca. 60 Minuten +, Gmeiner Verlag 3-89977-787-5 / 978-3-89977-787-1 / K 21 92 36 50, EURO 12,90
2 bis 5 Spieler (ab 10 Jahre aufwärts) können in 60 oder mehr Minuten beweisen, daß sie mit Taktik, Glück, Überlegung und entsprechender Kommunikation untereinander, in der Lage sind, schwierige Aufgaben als Meisterdiebe zu bewältigen. Kunstsammler, die lieber im Verborgenen bleiben möchten, haben es auf Bilder von da Vinci, Rembrandt oder van Gogh abgesehen. Sie engagieren in der Szene bekannte Kunstdiebe, die sich in den internationalen Museen bestens auskennen und jede Alarmanlage austricksen können. Allerdings sollten sie nicht anderen Kunstdieben in die Quere kommen, die es ebenfalls auf die wertvollen Ausstellungsstücke abgesehen haben. Und dann gibt es natürlich noch die Polizei, die nicht untätig diesen raffinierten Kunstdiebstählen zusehen will und versucht, mit Razzien den Meisterdieben auf die Spur zu kommen. Wer also seine Beute gut verstecken kann, der Polizei aus dem Weg geht, und die gestohlenen Gemälde dann an die dubiosen Auftraggeber verkaufen kann, der hat am Ende ein gutes Geschäft gemacht. Die Autorin hat dieses Spiel für 2 bis 5 Spieler (ab 10 Jahren) entwickelt, die Spieldauer kann 60 Minuten und mehr betragen. Auf den insgesamt 119 Spielkarten stehen den Spielern zur Verfügung: 72 Gemälde, 36 Aufträge, 8 Verstecke, 1 Asservatenkammer, 1 Razzia, 1 Großrazzia und natürlich wird eine detaillierte Spielanleitung mitgeliefert. Als Spielcharakteristika werden von der Autorin genannt und bewertet: Glück * / Taktik *** / Überlegung *** / Kommunikation **. KT 52
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III. Knauer, Sebastian:
Barschel - Die Akte.
Originaldokumente eines ungelösten Kriminalfalls.
2009, ca. 480 S., mit zahlr. z. Tl. farb. Abb., B & S Siebenhaar Verlag, 3-936962-56-1 / 978-3-936962-56-7 / K 22 98 89 58, ca. EURO 24,80
Selbstmord, Mord, Tötung auf Verlangen, Sterbehilfe? Noch immer gibt es keine endgültige Antwort zum Tod des ehemaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Dr. Uwe Ulrich Barschel in der Badewanne des Zimmer 317 des Genfer Hotels "Beau Rivage" am 11. Oktober 1987. Die Fotos des damaligen Stern-Reporters Sebastian Knauer von dem toten Politiker gingen um die Welt. Die "Waterkantgate"-Affäre um die Bespitzelung von Oppositionspolitikern in Kiel hatte eine dramatische Wende genommen. Mit "Barschel - Die Akte" stellt der heutige Spiegel-Redakteur Knauer nochmals alle verfügbaren Originaldokumente zusammen. Das Ergebnis ist ein faszinierender Einblick in die Welt der Ermittler, der Geheimdienste, der Gerichtsmediziner, in dubiose Waffengeschäfte mit deutschen U-Booten, aber auch in das Innenleben einer Politikerfamilie und die Machenschaften zweifelhafter Medienvertreter. Der kommentierte Dokumentarband legt erstmals im Zusammenhang die originalen Quellen einer der am besten recherchierten Kriminfälle vor - vom Genfer Polizeibericht bis zum Tod eines Detektivs bei einer Züricher Prostituierten. Knauer liefert keine neue Theorie zum Tod in Genf, sondern präsentiert geprüfte Dokumente aus den abgeschlossenen Ermittlungsakten. (vt) KT 52
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I. Korte, Barbara & Paletschek, Sylvia (Hg):
Geschichte im Krimi.
Beiträge aus den Kulturwissenschaften.
2009, 254 S., 8 s/w Abb., Böhlau Verlag, 3-412-20253-3 / 978-3-412-20253-8 / K 20 97 35 05, EURO 29,90
Bereits im KRIMI-TIPP 51 (Mai - Dezember 2008) habe ich auf diesen Sammelband höchst interessanter Essays zum Subgenre "Historischer Kriminalroman" hingewiesen. Der Erscheinungstermin hatte sich leider verzögert, seit Frühjahr 2009 liegt nun "Geschichte im Krimi" vor. Die hier versammelten Essays sind in drei Teile gegliedert: I. Kriminalliteratur, (Geschichts-)Wissenschaft und Detektion; II. Sozial- und Kulturgeschichte im historischen Krimi; III. Krimi, Geschiche und (national-)politische Identitätsstiftung. In ihrer Einführung erläutern die Herausgeberinnen Korte und Paletschek "Geschichte und Kriminalgeschichte(n). Texte, Kontexte, Zugänge".
Im ersten Teil untersuchen: Friedrich Lenger: Detektive und Historiker - Detektivgeschichten und Geschichtswissenschaft / Frank Zöllner: Dan Browns Sakrileg. Hermeneutik zwischen Aby Warburgs Ikonologie und Giovanni Morellis Stilkritik? / Matthias Bauer: Der unheimliche Fall der Psychoanalyse. Wie Sigmund Freud im historischen Kriminalroman erst als Detektivfigur eingesetzt und dann des 'Seelenmords' verdächtigt wird / Klaus Peter Müller: Fakt und Fiktion im historischen Kriminalroman. Die Nell Bray-Romane von Gillian Linscott und die Fernsehserie Inspector Jericho / Silvia Mergenthal: Kulturwissenschaftliche Perspektiven in der Beschäftigung mit Kriminalliteratur / Irmtraud Götz von Olenhusen: Mord verjährt nicht. Krimis als historische Quelle (1900 - 1945).
In Teil II berichten: Stefanie Lethbridge: "An alien yet eerily familiar world" - Römerkrimis im angloamerikanischen Raum / Christoph Bode: Krimis als Sozialgeschichte einer Metropolis. Die Los Angeles-Romane von Raymond Chandler, James Ellroy und Walter Mosley / Walter Göbel: Die Negation historischen Fortschritts im afroamerikanischen Kriminalroman oder die Faszination des Absurden.
Den letzten und dritten Teil beschließen: Elisabeth Cheauré: Russland im Strudel des Verbrechens. Geschichte und nationale Identität in Krimis von B.[oris] Akunin / Sandra Schaur: "Die Verbindung Militarismus und Kapital wird offenkundig" - Zum Geschichtsrekurs in Friedrich Karl Kauls DDR-Kriminalroman Mord im Grunewald (1953) / Jochen Petzold: Geschichte als Verbrechen. Zur Verknüpfung von history und crime in Romanen André Brinks / Eva Ulrike Pirker: Keine weiße Geschichte. Mike Phillips' Thriller über ein geteiltes und vereintes Europa A Shadow of Myself. Alle Essays sind großzügig mit Hinweisen (in Form von Fußnoten) zu weiterführender Literatur ausgestattet. Für Liebhaber historischer Kriminalromane bieten die Essays in "Geschichte im Krimi" vertiefendes und interessantes Hintergrundmaterial, zugleich ist dieses Werk eine hervorragende Ergänzung zu anderen Untersuchungen zum Genre, auf die bereits in früheren KRIMI-TIPPS hingewiesen wurde.
Kriminalromane erleben seit dem späten 20. Jahrhundert eine Konjunktur, deren Abklingen bislang nicht abzusehen ist. Zwar dienen sie nicht ausdrücklich der Vermittlung historischen Wissens, transportieren jedoch als Nebeneffekt mehr oder weniger gesicherte Kenntnisse über die Vergangenheit oder aber die Gegenwart. Erfolgreiche Krimis werden zudem in fremde Sprachen übersetzt, sodass der Leser nicht nur mit der jeweils "eigenen" nationalen oder regionalen Geschichte, sondern auch mit der anderer Nationen, Regionen und Ethnien bekannt gemacht wird. Mit seinen vielen Variationen bietet der Kriminalroman zahlreiche Anknüpfungspunkte für eine breite Palette kultur- und literaturwissenschaftlicher sowie historischer Fragestellungen. Bisher gibt es jedoch nur wenige Vorarbeiten zum Themenfeld "Krimi und Geschichte" und kaum einschlägige, wissenschaftliche Publikationen. Im vorliegenden Band begeben sich Autorinnen und Autoren verschiedener kulturwissenschaftlicher Disziplinen auf die Spur der im Krimigenre konstruierten Geschichtsbilder und der erkenntnistheoretischen Aspekte von Kriminalromanen. Beleuchtet wird dabei auch die Funktion historischer Krimis für nationale Identitätsstiftung und Vergangenheitsbewältigung. Sylvia Paletschek ist Professorin für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Freiburg. Barbara Korte ist Professorin für Anglistik an der Universität Freiburg. (tp & vt) KT 51 & 52
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III. Krieger, Wolfgang:
Geschichte der Geheimdienste.
Von den Pharaonen bis zur CIA.
2009, 384 S., C.H. Beck Verlag (BsR 1891), 3-406-58387-3 / 978-3-406-58387-2 / K 21 52 29 90, EURO 16,95
Sein Name ist Krieger - Wolfgang Krieger. Und er gehört zu den besten Kennern der internationalen Geheimdienste und ihrer Arbeitsweisen. Er erzählt faktenreich und kompetent die spannende Geschichte der Geheimdienste von den frühen Hochkulturen bis in unsere Tage. Doch er begnügt sich nicht mit der historischen Darstellung der Nachrichtendienste, ohne die keine Macht der Welt jemals auszukommen glaubte; und er bleibt auch nicht bei den berühmten Spionagefällen stehen. Vielmehr fragt er grundsätzlich nach der Bedeutung der Geheimdienste und ihrer Existenzberechtigung, die zwar immer wieder angezweifelt wird, ohne die sich aber keine Gesellschaft aktueller Bedrohungen erwehren und völlig neuartiger Gefahrenlagen Herr werden könnte. (vt) KT 52
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IV. Krüger, Günter:
Criminale 2009 Singen - Schaffhausen.
2009, 60 S., 163 Farbfotos, Selbstverlag Günter Krüger, EURO 75,00 (inkl. Porto & Verpackung)
Auch die Criminale 2009 (6. bis 10. Mai in D-Singen & CH-Schaffhausen) wird in diesem Jahr mit einem Fotobuch dokumentiert. Der Fotograf Günter Krüger hat aus hunderten von Aufnahmen, die er im Verlauf der wenigen Tage während Criminale 2009 geschossen hat, 163 Fotografien (unterschiedliche Größen) ausgewählt und sie in einem großformatigen (30 x 30 cm) Fotoband zusammengestellt. Stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen, der Rheinfall von Schaffhausen, Ansichten aus Singen und Schaffhausen, die Preisverleihungen während des "Tango Criminale", das Fußballspiel des "FC Criminale" gegen die Betriebssportgruppe der Stadtverwaltung Singen, Momentaufnahmen von diversen Lesungen, und natürlich Autoren, Autoren, Autoren. Autoren-Porträts, Autoren im Gespräch, beim Bier oder Wein oder mit dem Absacker zu Beginn des Morgengrauens - Günter Krüger und seine Kameras waren stets mit von der Partie. Herausgekommen ist ein sehr opulentes Fotobuch mit Momentaufnahmen, welche die ruhigen aber auch quirligen Seiten des jährlichen Treffens von Krimiautoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz abbildet. Günter Krüger kann sich als Fotograf sehen lassen. Bereits mit seinen biesherigen Arbeiten hat er bewiesen, daß er nicht nur ein Auge für Situationen und Momente hat, sondern auch gekonnt Atmosphäre mit der Kamera einzufangen weiß. Wer sich über seine fotographischen Arbeiten informieren will, klicke www.guenterkrueger.de an, und gehe dann zum Kapitel "Portfolio". Der vorliegende Fotoband wird nicht in Serie produziert, sondern erst auf Bestellung einzeln in Handarbeit hergestellt. Der Fotoband ist nicht über den Buchhandel zu beziehen.
Bezugsquelle: Günter Krüger piccodom@web.de. KT 52
III. Leake, John:
Der Mann aus dem Fegefeuer.
2008, 455 S., 16 Farbfotos, mit einem Nachwort von Reinhard Haller, (Entering Hades, Ü.v. Clemens J. Setz), Residenz Verlag, 3-7017-3101-2 / 978-3-7017-3101-5 / K 21 10 08 78, EURO 24,90
1974 wird Johan Unterweger wegen Mordes an einer jungen Frau zu lebenslanger Haft verurteilt. Zwanzig Jahre später bekommt er noch einmal lebenslang. Er soll neun Prostituierte umgebracht haben, von Prag über Wien bis Los Angeles, von 1990 bis 1992. Unterweger erhängt sich in seiner Zelle. Dazwischen sitzt er 18 Jahre im Gefängnis und schreibt einen Romane, der ihn schlagartig zum Star macht: "Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus". Jack Unterweger ist der umjubelte Haftpoet, der gefeierte Knastliterat, und wird 1990 mit Unterstützung einflussreicher Persönlichkeiten aus Kultur und Politik als Paradefall geglückter Resozialisierung auf freien Fuß gesetzt. Vier Monate später findet man die Leiche einer ermordeten Prostituierten, dann noch eine, noch eine, schließlich sind es neun. Alle mit ihrem BH erdrosselt, die Tat eines Serienmörders. Jack Unterweger flieht, aber er entkommt nicht. John Leake nähert sich dem Kriminalfall wie der Person Jack Unterweger dokumentarisch wie fiktiv. Er bleibt bei den Tatsachen, bleibt nüchtern angesichts des Faszinierend-Monströsen, er geht ins Detail, ohne sich zu verlieren, er erzählt eine wahre Geschichte, die so hätte gewesen sein können. (vt) KT 52
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III. Leidenfrost, Martin:
Die Tote im Fluss.
Der ungeklärte Fall Denisa Š. 2009, 143 S., zahlreiche s/w Fotos, Residenz Verlag, 3-7017-3128-4 / 978-3-7017-3128-2 / K 22 00 54 97, EURO 14,90
"Es begann alles damit, dass ich als Österreicher, der in der Slowakei lebt, von einer Slowakin las, die man in Österreich fand, in einem Fluss. Die Tote war nackt". Denisa Šoltisová wurde zuletzt lebend gesehen, als sie in der Nacht vom 19. Jänner 2008 durch eine österreichische Bezirksstadt irrte, in Unterwäsche und ohne Schuhe. Zehn Tage später fand man sie, tot und nackt. Sie war 29 Jahre, sie war Slowakin und eine 24-Stunden-Pflegekraft. Die Polizei schloss den Fall ab: "Selbstmord". Doch die in der Slowakei durchgeführte Obduktion ergab Spuren von Gewaltanwendung und von Medikamenten gegen Krankheiten, an denen Denisa gar nicht litt. Es sind 700 Kilometer von Ratkovská Lehota, wo Denisa lebte, bis zu dem Ort, an dem sie ihr Leben ließ. 700 Kilometer, die zwei Welten voneinander trennen, zwischen denen ständig Kleinbusse pendeln, gefüllt mit Pflegerinnen. Martin Leidenfrost reist in die Lebenswelten beider Seiten, der Pflegerinnen und der Gepflegten. Er fährt in die vergessene slowakische Region Gemer, wo Dorf für Dorf an zugewanderte Roma fällt, und zu den österreichischen Wohlstandsbürgern, die um ein würdevolles Sterben in den eigenen vier Wänden ringen. Zwei Welten, in denen Martin Leidenfrost den Spuren einer von ihnen nachgegangen ist, die nicht wieder zurückkehren wird, hinter die Grenze. Er sucht den Menschen, der schuld ist an dem Tod von Denisa Šoltisová. (vt) KT 52
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IV. Leenders, Hiltrud / Bay, Michael / Leenders, Artur:
Ackermann kocht.
Mörderische Rezepte vom Trio Criminale.
2007, 127 S., zahlreiche farb. Abb. und Fotos, Verlagshaus Wohlfarth (Mercator-Verlag), 3-87463-416-7 / 978-3-87463-416-8 / K 19 46 59 24, EURO 18,90
"Ackermann tanzt" lautete der Titel eines Niederrhein-Krimis von Leenders/Bay/Leenders, auch bekannt unter dem pen-name "Trio Criminale", der 1999 im Grafit Verlag erschien. 2007 legen die Drei mit "Ackermann kocht" nach - leider ging dieses nette Krimi-Kochbuch erst jetzt im Archiv ein -. Kollege Norbert van Appeldorn ist Vater geworden und will sich zukünftig als Hausmann und Koch betätigen. Da hat Jupp Ackermann, Kommissar im Betrugsdezernat Kleve, so seine Zweifel. Ackermann, nie um irgendwelche wichtigen oder unwichtigen Kommentare verlegen und immer auf der Suche nach einer Gelegenheit, die ihn in die Mordkommission des KK 11 von Kleve katapultieren könnte, trommelt die Kollegen vom KK 11 zusammen. Seiner, wieder einmal maßgeblichen, Meinung nach ist Vater und zukünftiger Koch van Appeldorn sogar in der Lage "Miracoli zu versauen". Daher muß unbedingt eine Rezeptsammlung her, die das Überleben der jungen Familie sichert. Unter seiner Federführung macht sich das KK 11 geschlossen daran, in Heimarbeit 66 Rezepte zu notieren, die mit bodenständigen, exotischen, herzhaften und süßen Menüs den künftigen Speiseplan der van Appeldornschen Küche revolutionieren soll. Begleitet werden die Rezepte von Illustrationen und Fotos des Kochpiraten Günni Hendricks, dem es sogar gelang, die einzigen fünf lila Kühe vom Niederrhein an der Tränke zu fotografieren. Das Rezeptbuch des KK 11 ergänzt auf nette Weise den Krimireiseführer "Mörderischer Niederrhein" (ebenfalls Mercator-Verlag), der zu den Schauplätzen der Krimis von Leenders/Bay/Leenders führt (zur erw. u. erg. Neuauflage siehe KRIMI-TIPP 48). Die Entstehung der Rezepte sind in eine Rahmenhandlung um die Mitarbeiter des KK 11 eingebettet. KT 52
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I. Lerchbacher, Hannes u.a. (Red.):
Buchkultur Krimi Spezial.
Krimi, Spannung, Abenteuer.
2009, 30 S., Buchkultur VerlagsgmbH, ca. EURO 2,50 zzgl. Porto
Seit Ende Juni liegt das traditionelle Buchkultur-Jahressonderheft "Krimi-Spezial" wieder vor. Wie in jedem Jahr, wurden die 10 besten Krimis der Saison von einer internationalen Jury ermittelt. Jede der zehn Nominierungen ist mit einer Rezension versehen. Darüber hinaus werden weiteren Nominierungen, die nicht unter die Top 10 fiehlen, gelistet, ebenso wie die jeweils 3 "Top Hörbuch-Krimis" und "Tpo Krimis Junior". Tobias Hierl sprach mit Andrea Maria Schenkel ("Das Dunkle zieht mich an!"). In einem weiteren Beitrag beschäftigt er sich mit historischen Krimis ("Spiel mit Geschichte"), dazu Kurzinterviews mit Volker Kutscher und Robert Hültner. Thomas Wörtche holt zu seinem berühmt-berüchtigten Rundumschlag aus: "Schauderhaft & Jammervoll. Wenn Krimis stocklangweilig werden ...", und erläutert dabei, wie gute Krimis auszusehen haben und wie sie auf keinen Fall sein sollen. Der anschließende Rezensionsteil der "Krimi-Spezial"-Ausgabe wird durch den kleinen Beitrag mit Buchempfehlungen für Leser ab 13 Jahren aufwärts ergänzt: "Ganz ohne Fantasy". Und Lorenz Braun liefert knappe "Jubliäumssteckbriefe" zu Raymond Chandler (Todestag vor 50 Jahren), Eric Ambler (Geburtstag vor 100 Jahren) und Arthur Conan Doyle (Geburtstag vor 150 Jahren). Einzelheftbesorgung leider nicht möglich, Bezugsquelle: office@buchkultur.net. KT 52
I. Mattalia, Sonia:
La ley y el crimen.
Usos del relato policial en la narrativa argentina (1880 - 2000).
2008, 237 S., Iberoamericana (Historia y crítica de la literatura, 41), 978-84-8489-416-5 / Vervuert (Historia y crítica de la literatura, 41), 978-3-86527-450-2, EURO 18,00
In ihrer Darstellung analysiert Sonia Mattalia das Zusammenspiel von Recht und Kriminalität in der Geschichte der argentinischen Literatur der Jahre 1880 bis 2000. Somit also gleichzeitig eine Untersuchung zur Detektiv- und Kriminalliteratur Argentiniens. Der erste Teil beschäftigt sich mit dem Genre allgemein (Alrededores del relato policial). Im zweiten Teil (Extraños en la ciudad) werden für die Jahre 1880 bis 1930 zur Begründung ihrer Untersuchung Werke der Autoren Paul Groussac, Eduardo Ladislao Holmberg, Horacio Quiroga und Roberto Arlt herangezogen. Für die Moderne werden von ihr Adolfo Bioy Casares, Silvina Ocampo, Jorge Luis Borges, Julio Cortázar, Rodolfo Walsh, Ricardo Piglia, Juan Sasturain, Luisa Velenzuela und Juan José Saer berücksichtigt. Die sehr umfangreiche Bibligraphie im Anhang ist in drei Teile gegliedert: I. Bibliografía directa / II. Bibliografía teórica e historias del relato policial / III. Bibliografía de narrativa policial (Publicadas en Argentina). KT 52
Hinweis:
Im Verlag Iberoamericana / Vervuert erscheint die Zeitschrift "Iberoamericana". Die Ausgabe Nummer 7 aus dem Jahr 2002 beschäftigt sich im Teil "Dossier" ausführlich mit der spanischen Kriminalliteratur. Dort sind folgende Essays zu finden: Albrecht Buschmann: Presentación / Georges Tyras: Novela negra española - Encuentros del tercer milenio (con Giménez Bartlett, Silva, Abasolo y Sánchez Soler) / Mari Paz Balibrea: La novela negra en la transición española como fenómenco cultural - una interpretación / José Maria Izquierdo: El modela de la narrativa policiaca en la narrativa española acutal / Alicia Valverde Velasco: Hacia una descripción del cuento policiaco español comtemporáneo / José R. Valles Calatrava: Los primeros pasos de la novela criminal española - 1900 - 1975.
Leider ist diese Ausgabe restlos vergriffen. Einige der o.g. Artikel können aber runtergeladen werden: www.iai.spk-berlin.de. KT 52
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IV. Mittelbach, Oliver:
Dan Browns Thriller-Schauplätze als Reiseziel.
Illuminati-Tour durch Rom / Sakrileg-Tour durch Paris & London / Diabolus-Tour durch Sevilla.
2006 (3. erweiterte Neuauflage), 148 S., über 100 farbige Fotos, Books & Friends (Leseratten unterwegs), 3-9809408-4-5 / 978-3-9809408-4-9 / K 14 18 27 05, EURO 9,95
Auf diesen Krimi-Reiseführer habe ich bereits im KT 40 (September 2005) hingewiesen (s. nachfolgenden Text). Jetzt ist die 3. erweiterte Neuauflage erschienen. In dieser aktualisierten Neuauflage werden jetzt von Oliver Mittelbach auch die Film-Schauplätze vorgestellt.
Auf eine Thriller-Tour durch Europa, genauer auf den Spuren von Dan Brown, nimmt Oliver Mittelbach die Fans des Autors in seinem üppig bebilderten Reiseführer mit. Auf jeder Seite eine kleine Spalte mit einer kurzen Zusammenfassung der entsprechenden Textstelle(n) aus Browns Thrillern zum beschriebenen Besichtigungspunkt, natürlich Anschriften von Hotels, Restaurants oder Bars die Robert Langdon, David Becker, Vittoria Vetra oder Sophie Neveu (die Hauptpersonen der Thriller) bei ihren Recherchen besuchen oder erkunden. Selbstverständlich gibt Mittelbach ausführliche Hinweise auf geführte Dan Brown-Touren (für Buchungen werden die Internetadressen angegeben), die verschiedenen Anreisemöglichkeiten oder eine von ihm empfohlene Tour, um auf eigene Faust die Schauplätze zu besichtigen. All dies wird ergänzt mit Anekdoten und Erklärungen zu den künstlerischen Freiheiten, die sich Dan Brown in seinen Thrillern herausnahm. Wie es sich für einen anständigen Reisebegleiter gehört, ist der Führer handlich und passt in jede Tasche. KT 40 & 52
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IV. Mulder, Martijn:
In the Tracks of 007.
2009, 288 S., zahlreiche Fotos, DMD Digital, Ausgabe ausschließlich mit s/w Fotos, 978-90-813294-1-5, ca. EURO 24,95 zzgl. Porto / limitierte Ausgabe (500 Exemplare) ausschließlich mit Farbfotos, 978-90-813294-2-2, EURO 59,95 zzgl. Porto
Martijn Muller legt mit "On the Tracks of 007" eine Fotoreise (gleichzeitig Reiseführer und Reisetagebuch) zu den Orten vor, die in den Bond-Thrillern eine wichtige Rolle spielten. Mit mehr als 665 Fotos illustriert, bietet dieses Reisehandbuch eine "location list" und eine Aufstellung aller "Bond Hotels". Unterstützung (in Form von Fotos, Reisebeschreibungen und Storys) für das Projekt erhielt M. Muller von Mitgliedern der weltweiten Bond-Fan-Gemeinschaft. Das Vorwort wurde von Guy Hamilton beigesteuert. Die Farbforto-Ausgabe wurde auf 500 Exemplaren limitiert. KT 52
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I + III + IV. O'Byrne, Michael:
The Crime Writer's Guide to Police Practice and Procedure.
2009, 176 S., Hale Books, 9780709086314, £ 9,99 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
"The Crime Writer's Guide to Police Practice and Procedure" is the detective in your pocket - something you can reach for when you feel your writing needs that short sharp shock of real-life investigating. Every crime writer has paused at some key point in the development of their book to wonder about what happens in real life. How far from that can they safely go for the sake of the plot and still be believable? How does a cop react to a bloated body, or even worse a part of one? This will-crafted book has been written with this in mind. It can be what you want it to be; a handy reference book - how can I use low count DNA to identify the killer? - or a textbook to guide you at the outset whilst you are still developing your plot, leaving you confident that you have covered all the angles. (vt) KT 52
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I. Oddie, William:
Chesterton and the Romance of Orthodoxy.
The Making of GKC, 1874 - 1908.
2008, 416 S., Oxford University Press, 978-0-19-955165-1, £ 25,00 (Tageskurs, zzzgl. MWSt.)
Bei "Chesterton and the Romance of Orthodoxy" handelt es sich um die erste umfassende biographische Studie (so der Verlag) zu Keith Gilbert Chesterton (28.5.1874 - 14.6.1936). Oddie konnte Chestertons unveröffentlichte Briefe und seine Notiz- und Tagebücher einsehen und auswerten. Zudem zog er die Zeitungs- und Zeitschriftenveröffentlichungen Chestertons und dessen frühe klassischen Schriften in seine Untersuchung mit ein. Gestützt auf dieses Material (freigegeben aus dem Archiv der British Library) konnte William Oddie so neue biographische Details publizieren, bislang bekannte Teile der Chesterton'schen Biographie korrigieren und damit die bislang vorliegenden Studien zur "prophetic figure" (Willfrid Ward) erweitern und ergänzen. "Chesterton and the Romance of Orthodoxy" gliedert sich in zwei Teile zu je vier Kapiteln: I: The Man with the Golden Key, 1874-1883 / School Days. St. Paul's and the JDC, 1883-1892 / Nightmare at the Slade. Digging for the Sunrise of Wonder, 1892-1894 / Beginning the Journey Round the World, 1894-1899. II: Who is GKC? 1900-1902 / The Man of Letters as Defender of the Faith, 1903-1904. Robert Browning; Blatchford I; The Napoleon of Notting Hill / The Critic as Polemicist, 1904-1906. G.F, Watts; Blatchford II; Heretics; The Ball and the Cross; Charles Dickens / Battles in the Last Crusade, 1907-1908. The Man Who Was Thursday and Orthodoxy. Abgeschlossen wird das Werk durch eine Bibliographie. KT 52
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III. Perry, Barbara (Hg):
Hate Crimes.
2009, 5 Bde, 1200 S., Greenwood Publishing Group (Praeger Perspectives), 0-275-99569-0 / 978-0-275-99569-0, £ 310,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Verbrechen begangen aus Hass oder motiviert von Vorurteilen begegnen uns fast jeden Tag. Zusammen mit vielen Beiträgern hat Herausgeberin Barbara Perry hat eine eindrucksvolle Untersuchung zu diesem Thema vorgelegt. Auf 1200 Seiten werden jedwede Aspekte hassgesteuerter Kriminalität in den USA - sei es in Krieg(en) [z.B. Unabhängigkeits- und Rezessionskrieg], im Schulalltag [z.B. Columbine High School, Littleton], mit rassistischem ["Lynchjustiz" des KKK], religiösen ["Islamaphobia"] und/oder politisch [z.B. 11.9.2001] motiviertem Hintergrund - beschrieben und analysiert. Ebenso werden aber auch Hinweise zum Umgang und zur Prävention mit dieser Form der Kriminalität und der möglichen Bewältigung [Zeugenschutzprogramm] aufgezeigt und beschrieben. "This comprehensive five-volume set addresses these areas in careful analyses that take into account the variety and incidence of hate crimes and the impact they have on the broader realm of crime, punishment, communities, society, and the security of a pluralistic society that seeks to remain peaceful even in the face of change". (tp & vt) 52
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IV. Pfennig, Anke:
Geister, Mörder und Schamanen.
Das gruselige Düsseldorf.
2008, 2. Auflage, 48 S., 1 Teil-Stadplan, zahlr. Illustrationen und Farbfotos, Bachem Verlag (Entdecker Touren), 3-7616-2204-X / 978-3-7616-2204-9, EURO 6,00
Wer zur Geisterstunde nach Schlag Mitternacht durch die Düsseldorfer Innenstadt schlendert, dem können jene unglücklichen Seelen begegnen, die im Grab keine Ruhe fanden. Anke Pfennig führt in vier kurzen Touren zu Sarkophagdeckeln, die sich knarrend öffnen, stellt die schöne Markgräfin Jacobe von Baden, Düsseldorfs bekanntestes Gespenst, vor oder vermittelt auch eine Begegnung mit dem Vampir. Vier schaurig wie auch schöne Geschichten berichten über Kultur und Stadtgeschichte Düsseldorfs: 1. Der Vampir im Hofgarten - Vom Hofgarten bis zur Andreaskirche / 2. Geisterstunde - Von der Bolkerstraße bis zur Schulstraße / 3. Der Mann ohne Kopf - Vom Rathaus bis zum Schlossturm / 4. Die Hand aus dem Grab - Vom Burgplatz bis zur Lambertuskirche. Alle vier Geistertouren können gebucht werden unter Tel. 0211 - 63 52 59 oder unter www.duesseldorfer-stadtfuehrung.de. KT 52
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III. Pollmann, Elsa:
Tatort Schule.
Wenn Jugendliche Amok laufen.
2008, 157 S., Tectum Verlag, 978-3-8288-9801-1, EURO 24,90
Columbine Highschool, Colorado, USA: Im April 1999 töten Eric H. (18) und Dylan K. (17) zwölf Mitschüler und einen Lehrer. 24 weitere Menschen werden verletzt. Gutenberg-Gymnasium Erfurt, Thüringen, Deutschland: Im April 2007 erschießt der 19-jährige Robert S. zwölf Lehrer, die Sekretärin, zwei Mitschüler und einen Polizisten. Virginia, Tech. Blacksburg, USA: Der aus Südkorea stammende Anglistik-Student Cho S. (23) feuert im April 2007 auf Studenten und Lehrende. 32 Menschen sterben, 20 werden verletzt. Bedauerliche Einzelfälle? Mit Amokläufen haben diese "School Shootings" jedenfalls nichts zu tun. Die Gewaltexzesse wurden präzise durchdacht und vorbereitet. Das ergeben übereinstimmend die Analysen der Täterbiographien. Damit stehen die Taten erst am Ende eines langen Entwicklungsweges, den zahlreiche Warnsignale begleiten. Fast alle späteren Täter weisen mehr oder weniger deutlich auf ihr Notlage und ihren verzweifelten Entschluss hin. Elsa Pollmann fragt: Warum hört sie niemand? Wer ist gefährdet? Wie lässt sich labilen Jugendlichen helfen? Klar ist: Nur eine konstruktive Analyse kann die Vorbeugung fördern. (vt) KT 52
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I. Postma, Heiko:
"Exzellent!" rief ich. "Elementar", sagte er.
Über Sherlock Holmes & Doktor Watson nebst einigen Beobachtungen zu Sir Arthur Conan Doyle sowie einem Anhang mit drei Holmes-Episoden außerhalb des Kanons.
2008, 76 S., Gesamtauflage 100 Exemplare, jmb-Verlag & Dienstleistungen, 978-3-940970-03-9, EURO 9,80
221B Baker Street war das Domizil des wohl legendärsten Privatermittlers aller Zeiten in der Kriminalliteratur. Vermietet wurden ein großer Wohnraum und zwei Schlafzimmer von einer gewissen Mrs. Hudson. Diese Wohnung teilten sich Dr. Watson, der gerade eine bereits möblierte Wohnung suchte und ein hagerer Mensch namens Sherlock Holmes, seines Zeichens "Consulting Detective". Wie das Zusammenleben und -arbeiten dieser beiden doch sehr unterschiedlichen Zeitgenossen vonstatten ging und wie es um die detektivischen Fähigkeiten des stets etwas arroganten CD stand, das schildert Heiko Postma auf seine unnachahmlich feine, mit trockenem Humor versetzte Art. Sein Porträt des erbarmungslos scharfsinnigen Detektivs Holmes und seines Chronisten, des jovialen Dr. Watson, eingestreut sind auch Postmas Anmerkungen zum Schöpfer der beiden Sir Arthur Conan Doyle, wird belegt mit ausführlichen Zitaten und Textauszügen aus den Doyle'schen Romanen und Erzählungen. Im Anhang sind drei "Sherlock Holmes Apokryphen" zu finden: "Der Spielfeld-Basar" (The Field Bazaar, 1896), "Wie Watson den Trick lernte" (How Watson Learned the Trick, 1924) und "Die bittere Bredouille des Sherlock Holmes. Eine Fantasia in ungefähr einem Zehntel-Akt", sowie eine kleine Literaturaufstellung englischer und deutscher Primärtexte, ebenso überschaubar sind die aufgeführten "Materialien & Kuriosa", ergänzt durch "Ein Dutzend Sherlock Holmes Legenden" (sprich Kriminalromane oder Theaterstücke anderer Autoren/innen mit Holmes als Protagonisten). "Das besondere Talent des Autors Heiko Postma besteht darin, über Schriftsteller vergangener Jahrhunderte zu plaudern wie über alte Bekannte" sagte einmal die Journalistin Ulrike Sárkány. Wie exzellent Postma dies anstellt, kann man in diesem kleinen Bändchen nachlesen. !Achtung, die Auflage ist auf 100 Exemplare limitiert! KT 52
[s.a. die Hinweise zu Schulze und Weinstein]
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I. Pouy, Jean-Bernard (in Zusammenarbeit mit Stéfanie Delestré):
Une brève Histoire ... du Roman Noir.
2009, 130 S., L'oeil Neuf éditions, 978-2-915543-25-4, EURO 14,90
Jean-Bernard Pouy, einer der bekanntesten Krimiautoren Frankreichs, liefert in der Reihe "Une brève Histoire ..." seinen Blick auf die Geschichte des Kriminalromans. In neun Kapiteln reflektiert er über die wichtigsten Vertreter der Gattung. Es sind Klassiker wie Zeitgenossen, aber auch Autoren, die in seinen Augen dem (Spannungs-)Genre Impulse gaben (z.B. Dostojewski, Stevenson, Zola u.a.). Er bezieht sich dabei vorwiegend auf anglo-amerikanische Autoren, selbstverständlich französische Kriminalschriftsteller und einige wenige Autoren aus Italien, Spanien und Kuba. Seine persönliche Sicht auf das Genre überschreibt er mit: Empoignons la bête / Les aiguilleus / Les forcenés / Les pessimistes - voire nihilistes / Les allumés - et autre freaks / Les étoiles filantes / Les intellos / Noir devant! / Sauvons un arbre, tuons un romancier!.Eine ausführliche Bibliographie ("Une brève bibliographie"), korrespondierend mit den neun Kapiteln, verweist auf die dort angesprochenen Autoren/innen. KT 52
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IV. Priebe, Ilona:
Diebe, Schurken, Mörderbanden.
Fälle und Begebenheiten aus Köln Kriminalgeschichte. 2003, 40 S., 1 farb. Teil-Stadtplan, 1 Aufrissplan Kölner Dom, zahlr. farb. Abb. u. Fotos, Bachem Verlag (Entdecker Touren / zu Fuß), 3-7616-1727-5 / 978-3-7616-1727-4, EURO 5,00
Am 13. Juli 1797 war das Leben des Peter Eick aus Siegburg vorbei - der Kirchenräuber wurde gehängt. Es war die letzte Hinrichtung, die in Köln vollzogen wurde. In drei Kapiteln wird von Ilona Priebe über Ehebruch, Plünderung, Raub und Mord in Köln berichtet und wie Richter Strafen verhängten und Henker sie ausführten (da war am Kax stehen, dem städtischen Pranger, noch verhältnismäßig human. Ansonsten gab es Blenden, Abschneider der Ohren, Rädern, Aufhängen oder Köpfen). Die drei Kapitel [als Touren im Stadtplan (mit Start und Ende) farbig markiert] informieren über "Kriminelle Begebenheiten. Kidnapping, Kirchenraub und 'Köpfmaschine'. - In, unter und um den Dom herum" / "Vergehen und ihre Bestrafung. Hölzerne Heuke, Henker, Hinrichtungen. - Vom Dom zur Altstadt" / "Markante Orte für Verbrechen. Weckschnapp, Klingelpütz, Rabenstein. - Von der Nordstadt nach Melaten". KT 52
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I. Rehbock, Kirsten / Nührig, Klaus:
Materialsammlung und konkrete Stundenplanung zum Roman "Auge" von Klaus Nührig.
2005, 39 S., Leda-Verlag (Pädagogische Handreichungen, Bd. 1), 3-934927-67-X / 978-3-934927-67-$ / K 13 85 56 96, EURO 6,90
Der Kriminalroman "Auge" von Klaus Nührig erschien 2002 im Leda-Verlag und eignet sich für den Deutschunterricht ab Klasse 10 - denn im Mittelpunkt des Krimis stehen Schüler und Lehrer. Die von K. Rehbock und K. Nührig entwickelten Handreichungen bieten ausführliches Hintergrundmaterial, konkrete Stundenplanungen, Aufgabenvorschläge und Tafelbilder. Zum Kriminalroman: Im Deutschkurs lässt eine Lehrerin Szenen aus "Faust" in die Jugendsprache übertragen - die gelungenste Version soll in der Schülerzeitung veröffentlicht werden. Die tonangebende Jungen-Clique macht aus dem Dialog zwischen Faust und Grete eine Sammlung versauter Klosprüche und die Lehrerin ist begeistert. Nur Kerstin Schwan will wieder einmal den Mund nicht halten und protestiert gegen die sexistische Goethe-Verballhornung, zumal die Deutschlehrerin gleichzeitig Frauenbeauftragte der Schule ist. Kerstin wird gemobbt, Schulleiter und Lehrer lassen sie auflaufen. Nach dem Erscheinen der Schülerzeitung, in der sie scharf angegriffen wird, setzt sich Kerstin ins Auto und fährt frontal gegen einen Lastwagen. Kommissar Steinhorst will schnell herausfinden, wer die Schuld an Kerstins Tod trägt, denn sein Sohn war in Kerstin verliebt und wird sich selbst auf die Suche nach dem Schuldigen machen. Jan, von allen nur Auge genannt, sitzt zwischen allen Stühlen: Eigentlich ist er mit den Jungs befreundet, andererseits liebt er Kerstin und fühlt sich schuldig, weil er ihr nicht beigestanden hat. Steinhorst läuft die Zeit davon. (tp & vt) KT 52
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I + IV. Reiners, Pia:
Krimi-Schauplätze am Beispiel von Jacques Berndorfs Eifel-Krimis.
2007, 20 S., geheftet, GRIN Verlag (Studienarbeit), 978-3-640-14597-3, EURO 12,99
Das kriminalliterarische Hohheitsgebiet Eifel untersteht Jacques Berndorf, Pseudonym des Journalisten Michael Preute. Es war 1989, als "morgens um sechs (...) die Nacht zu Ende" war, jedenfalls für Siggi Baumeister. In "Eifel-Blues", so der erste Titel einer ganzen Reihe von Eifel-Krimis, begann Journalist und Reporter Siggi Baumeister zum ersten Mal in der Vulkaneifel zu ermitteln. In früheren KRIMI-TIPPS habe ich bereits mehrfach auf weiterführende Literatur zu Siggi Baumeister und seinem sympathischen Schöpfer Jacques Berndorf hingewiesen. Pia Reiners' "Krimi-Schauplätze am Beispiel von Jacques Berndorfs Eifel-Krimis" ergänzt den (überschaubaren) Reigen der Sekundärliteratur. Ihre Studienarbeit hat sie im Fachbereich Germanistik / Fachdidaktik abgeliefert und ist als Hilfestellung für den Literaturunterricht (Sekundarstufe I) gedacht, in dem sie Anregungen zu "... Methoden zur Erarbeitung von Krimischauplätzen ..." gibt. Pia Reiners streift in ihrer Arbeit kurz "Jacques Berndorf und die Eifel-Krimis", "Orte und Schauplätze im Eifel-Krimi" und den "Eifelkrimi-Wanderweg", um dann "Didaktische Aspekte/Methoden zur Erarbeitung von Krimischauplätzen am Beispiel der Eifel-Krimis" zu präsentieren. Dem Umfang ihrer Studienarbeit entspricht das Literaturverzeichnis: es werden 6 Eifel-Krimis aus den Jahren 1989 bis 1997 genannt, die Sekundärliteratur umfasst 8 Quellen (hauptsächlich zur Unterrichtsmethodik) und 5 Hinweise auf Internetquellen. KT 52
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II. Reitz, Torsten:
James Bond.
Genese einer Kultfigur.
2009, 450 S., mit Abb. u. Fotos, Vorwort von Prof. Dr. Ulrich Horstmann, Tectum Verlag 978-3-8288-9846-2, EURO 29,90
"Bond. James Bond" - diese vielleicht berühmteste Filmbegrüßung dürfte beinahe jedem ein Begriff sein. Sie kommt, wie der Ausspruch "Shaken, not stirred", in praktisch jedem Film rund um den britischen Geheimagenten mit der Dienstnummer 007 vor, und beide sind zu vielzitierten Bestandteilen der Popkultur geworden. Wer aber ist dieser James Bond? Woher kommt er, welche Wandlungen hat dieser Archetyp von Filmagent durchlaufen - kurz: Wie wurde er zu der langlebigsten Kultfigur, die das moderne Kino hervorbebracht hat? Um auf diese Fragen eine Antwort zu geben, setzt "James Bond. Genese einer Kultfigur" bei den literarischen Anfängen, das heißt bei den Büchern von Ian Fleming, an und betrachtet die mittlerweile über zwanzig Filme umfassende Kinoreihe. Aus dem Inhalt: "Die Struktur der Bond-Romane von Ian Fleming", "Der Geheimagent", "Die übrigen Figuren", "Die Vorläuferformen" (z.B. Sherlock Holmes, Sam Spade, gothic novel, Spionagethriller), "From Russia with Love - Autobiograpische Elemente im Werk des Schriftstellers Ian Fleming", "Exkurs: Die historisch-politische gesellschaftliche Ausgangslage Großbritanniens vor und nach dem Zweiten Weltkrieg", "Die Entstehnung der Filmreihe und die Generierung serieller Elemente", "Der Agent als Volksheld - James Bond in der Ära Sean Connery", "Der Agent wird monogam - George Lazenby und das gescheiterte Experiment On Her Majesty's Secret Service", " 'The World ist not Enough' - Roger Moore als James Bond in außerweltlichen Abenteuern", Abenteuer mit Biss - Timothy Dalton als Frontkämpfer in der Spätphase des Ost-West-Konflikts", " 'Quo vadis, Bond?' - Pierce Brosnan als Agent nach dem Ende des Kalten Krieges", "Gestalterische Mittel innerhalb der Filmreihe und die für sie verantwortlichen Macher", "Vom Buch zum Film - Die Unterschiede zwischen literarischer Vorlage und Kinoadaption anhand ausgewählter Beispiele" (From Russia With Love / Moonraker / The Living Daylights / Casino Royale). Das abschließende Quelleverzeichnis berücksichtigt Primärquellen (dort gedruckte Texte und Film) und eine Auswahl der Sekundärliteratur. (vt) KT 52
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III. Roth, Jürgen:
Mafialand Deutschland.
2009, 320 S., Eichborn Verlag 3-8218-5632-7 / 978-3-8218-5632-2 / K 21 99 11 01, EURO 19,95
Seit den Morden von Duisburg ist die kalabrische "Ndrangheta" in Deutschland in der Öffentlichkeit bekannt. Was als Fehde verfeindeter Clans dargestellt wird, ist in Wahrheit nur ein "Betriebsunfall" bei der Unterwanderung Deutschlands durch die Mafiaorganisationen - egal ob durch italienische oder russische Clans. Denn es geht längst nicht mehr um Schutzgelderpressungen, Prostitution oder Drogenhandel, sondern um Macht und Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheidungen, die man sich durch milliardenschwere Investitionen erkauft. Williger Türöffner beim Eintritt in die ehrenwerte deutsche Gesellschaft spielt eine illustre Seilschaft aus Politikern, Wirtschaftsbossen und Justiz, die auf beiden Augen blind ist - solange die Kasse stimmt, denn: der Umsatz der Mafia in Deutschlang beträgt pro Jahr immerhin ca. 150 Milliarden Euro. Seit Jahren beschäftigt sich der renommierte Journalist Jürgen Roth mit den Strukturen der Mafia und der Organisierten Kriminalität in Deutschland. Für sein aktuelles Buch hat er italienische Mafiosi in Deutschland und Italien interviewt, italienische Mafiaermittler befragt, die Berichte italienischer und deutscher Geheimdienste ausgewertet, Finanzfachleute konsultiert und Einsicht in die aktuellsten Erkenntnisse von Ermittlern im Bereich Wirtschaftskriminalität und Organisierte Kriminalität bekommen. Sein Fazit lautet: Die "Mafia" ist in der Mitte der deutschen Gesellschaft angekommen - strukturell in der Verquickung legaler und illegaler Operationsbereiche, organisatorisch in der Vereinnahmung von Wirtschaft und Politik und in der Legislative bzw. Judikative "verdrängt" als "nicht existent". Konkret geht es in diesem durch Quellen belegten und recherchierten Buch vor allem um die italienische bzw. die kalabrische Mafia und hier insbesondere die "Ndrangheta", um die russische Mafia bzw. die osteuropäische Mafia und ihre Oligarchen, die eng eingebunden sind in die traditionellen Strukturen der Organisierten Kriminalität sowie um die Mafia-Strukturen, die durch ehemalige Stasi- und SED-Seilschaften vor allem in Ostdeutschland etabliert worden sind. Betroffen und mit zahlreichen Fällen belegt sind insbesondere die Bundesländer Sachsen und Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Thüringen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sowie im Umfeld Österreich und die Schweiz. (vt) KT 52
ACHTUNG: Dieses Buch ist auf Grund einer einstweiligen Verfügung, die auf Antrag der Anwälte eines Leipziger Gastronomen nach einer mündlichen Verhandlung vom Landgericht Leipzig erlassen wurde nur in geschwärzter Fassung lieferbar!
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I + II. Schneider, Florian:
Serienmörder in Literatur und Film.
2007, 126 S., GRIN Verlag (Magisterarbeit), E-Book 978-3-638-89083-0, ca. EURO 49,90
Literatur, die Verbrechen zum Gegenstand hat, gibt es, seitdem Menschen versuchen, diese Thematik künstlerisch zu verarbeiten. Reduziert auf den Begriff des Verbrechens lassen sich unzählige Beispiele in der Weltliteratur finden: In der Antike hat Sophokles mit König Ödipus einen Vatermörder zum Protagonisten gemacht, in den Götter- und Heldensagen der Wikinger und Griechen wird gemordet. Shakespeare, Dostojewski und Schiller schicken Verbrecher, Verräter, Räuber und Mörder ins Rennen. Richard Alewyn nennt bspw. den Tod Abels im vierten Kapitel des ersten Buch Moses "den ältesten und berühmtesten Kriminalfall". So lassen sich unzählige Beispiele finden, die das Verbrechen als spannungsförderndes und unterhaltendes Element und damit auch zum literarischen Gegenstand haben. Dass sich Literatur und Film explizit mit Serienmördern beschäftigen, ist hingegen eine Entwicklung der neueren Zeit. Dennoch hat gerade dieses Motiv vor allem in den letzten Jahrzehnten Konjunktur; kein Tag an dem nicht in irgendeinem TV-Krimi oder einer Fernsehserie Serienkiller gejagt werden, kein Jahr, in dem nicht diverse Kriminalromane über Serienmorde erscheinen. Die Anzahl ist kaum mehr zu überblicken. Die Zahl in der Literatur ist nicht mehr zu beziffern und selbst im Alltag drängt sich das Thema Serienmord beinahe täglich in die Medien. Dabei erlangen reale wie auch fiktive Serientäter nicht selten Kultstatus.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Serienmördern in Literatur und Film. Dass sich der Serienmord sowohl in Literatur als auch im Film etabliert hat, ist eine direkte Konsequenz aus der Entwicklung das Kriminalerzählungsgenres, das sich aus der Wiedergabe und Reproduktion tatsächlicher Begebenheiten entwickelt hat. Mit der Erforschung des Serienmords durch unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen, und hier vor allem durch die Kriminologie, aber auch durch die Soziologie und Psychologie, rückt dieses Phänomen immer stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft und damit auch in den Fokus der Autoren. Mord - und insbesondere Serienmord - setzt Logik voraus. Nur wenn die Kriminalerzählung als solche logisch aufgebaut ist, kann sie (zufrieden stellend) gelöst werden. Wenn man also Logik unterstellt, muss es auch möglich sein, den Mord auf unterschiedliche logische und somit wissenschaftliche Verfahren zu untersuchen. Gibt es bspw. eine Verschiebung von der metaphysischen über die analytische hin zu einer hermeneutischen Fallaufklärung? (Abstract des Autors) KT 52
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III. Schreiber, Jürgen:
Die Stasi lebt.
Berichte aus einem unterwanderten Land.
2009, 224 S., Knaur Taschenbuch 78251, 3-426-78251-0 / 978-3-426-78251-4 / K 21 87 28 35, EURO 8,95
Jürgen Schreiber, ehemaliger Chefreporter beim "Tagesspiegel", berichtet in 20 Reportagen über hochrangige Stasi-Mitarbeiter und Stasi-Spione, über deren Aktionen und die flächendeckende Überwachung der ehemaligen DDR, aber auch über die Stasi-Spionage-Tätigkeit in der Bundesrepublik. Schreiber hat diese Leute aufgesucht und befragt, und stieß immer auf deren selbstgerechte Empörung über diese Befragungen. "Die meisten meiner Gänsehaut-Begegnungen mit Stasi-Offizieren fanden in beklemmender Stimmung statt. ... Man wünscht seinem ärgsten Feind nicht, sonntagsmorgens bei einem Ex-General klingeln zu müssen, um ihn nach einem Mann zu fragen, der von der Stasi in eine Falle gelockt und in Dresden geköpft wurde. Die Mächtigen von gestern ... entpuppten sich als unbelehrbar ..." (aus dem Vorwort). KT 52
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IV. Schultz, Joachim (in Zusammenarbeit mit dem Bayreuther Plakatmuseum): Die letzten Aufklärer.
Sherlock Holmes und Kollegen.
Detektive, Fahnder und Agenten aus zwei Jahrhunderten. 2009.
Es handelt sich hierbei um eine Austellung in der Bayreuther Universitätsbibliothek vom 19. Mai bis 30. Juli 2009, aus Anlass des 150. Geburtstages von Conan Dyole. Geplant ist eine Begleitbroschüre zu dieser Ausstellung. Sollte dies Broschüre im Archiv eintreffen, wird im nächsten KRIMI-TIPP darauf hingewiesen. Die Austellung ist ein Projekt der "Literaturwissenschaft: berufsbezogen" unter der leitung von Dr. J. Schultz (Uni Bayreuth). Zur Ausstellung schreibt der Projektleiter: Am 22. Mai 1859 wurde Sir Arthur Conan Doyle in Edinburgh geboren. Doyle hat zwar nicht die literarische Gestalt des Detektivs erfunden - diese Ehre gebührt Edgar Allan Poe mit seinem Dupin -, doch mit Doyles Sherlock Holmes wurde ein Protagonist geboren, der für viele literarische Fahnder nach ihm, zumindest zum Teil, als Vorbild gelten kann. Etwa 50 von ihnen sollen hier präsentiert werden, mal mit vielen Büchern und Doumenten, mal mit nur einem Buch und mit kurzen Erläuterungen. Vier Kapitel der Ausstellung sind aber zunächst Sherlock Holmes mit all seinen Bearbeitungen (Filme, Comics usw.) gewidmet.
Weitere Informationen zur Ausstellung unter Joachim.Schultz@uni-bayreuth.de. (tp & js) KT 52
I. Schulze, Hendrikje:
Laurie R. Kings "The Beekeeper's Apprentice" als Neufassung von Arthur Conan Doyles Detektivgeschichten.
Eine intertextuelle Untersuchung.
2005, 128 S., Tectum Verlag, 978-3-8288-8860-9, EURO 24,90
Dem diplomierten Arzt Arthur Conan Doyle (1859 - 1930) gelang gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Etalbierung eines Genres, das bis heute nichts an Lebenskraft und Faszination eingebüßt hat: Ohne die insgesamt vier Romane und 56 Erzählungen um den Meisterdetektiv Sherlock Holmes ist die moderne Detektivliteratur kaum vorstellbar. Überdies schuf er mit Sherlock Holmes und Dr. Watson zwei Figuren, die über die Jahrzehnte hinweg weit aus ihrem literarischen Kontext herausragen und ein eigenständiges mythologisches Potential entwickelten, das nicht zuletzt in zahlreichen Parodien und Nachahmungen Ausdruck findet. Es ist ein Kennzeichen von Werken der Gattung der Populärliteratur, ein vorgegebenes Schema innerhalb bestimmter Grenzen zu variieren und mehr oder weniger erfolgreich einem neuen kulturellen Kontext anzupassen. Dies trifft auch auf Laurie R. Kings Abwandlungen der Sherlock-Holmes-Erzählungen zu. In "The Beekeeper's Apprentice or On the Segregation of the Queen" (1994) stellt sie die junge Mary Russell an die Seite des mittlerweile als Bienenzüchter im englischn East Sussex lebenden Sherlock Holmes und bricht damit das Tabu in der Figurengestaltung des Meisters der Deduktion, um das sich die meisten Mythen ranken: Der einzelgängerische Holmes verliebt sich in eine Frau, die um einige Jahre jünger ist als er selbst, ihm jedoch an Intelligenz und Scharfsinn in keiner Weise nachsteht. Die vorliegende Arbeit untersucht am Beispiel von "The Beekeeper's Apprentice" intertextuelle Bezüge zu den Sherlock-Holmes-Erzählungen Arthur Conan Doyles und rückt dadurch Möglichkeiten der modernen englischsprachigen Populärliteratur, sich des Erbes der "klassischen" britischen Detektivliteratur zu versichern, in den Blickpunkt. Hendrikje Schulze untergliedert ihre Arbeit in 3 Hauptteile (neben der Einleitung und dem Abschlußkapitel Zusammenfassung und Ausblick): "Gattungsmerkmale der Detektivliteratur", "Intertextualität als konstitutives Element der Detektiverzählung", "Lineare Intertextualität in The Beekeeper's Apprentice: Formen des Anschlusses an den Kanon der Werke Arthur Conan Doyles", "The Beekeeper's Apprentice - Ein klassischer Detektivroman?". Im Anhang beinhaltet "Die Sherlock-Holmes-Geschichten Arthur Conan Doyles", "Auflistung der Sherlock-Holmes-Monographien" und "Buchüberschriften, Kapitelüberschriften und Mottos in Laurie R. Kings The Beekeeper's Apprentice". Die abschließende Bibliographie verzeichnet Primärliteratur, Sekundärliteratur, Artikel in Nachschlagewerken und Internetseiten. (vt) KT 52
[s.a. die Hinweise zu Postma und Weinstein]
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II. Spehner, Norbert:
Film Noir.
Écrits sur le Film Noir.
2009, 28 S., s/w Fotos, Marginalia (Numéro Hors Série de Marginalia 3).
Norbert Spehner, der viermal jährlich "Marginalia" das "Bulletin bibliographique des études sur les littératures et le film populaires" in Québec/Kanada herausgibt, hat für die dritte Sonderausgabe von "Marginalia" eine umfangreiche Auswahlbibliographie der internationalen Sekundärliteratur zum Kriminalfilm zusammengestellt. Interessenten können diese kostenfreie Bibliographie direkt beim Autor anfordern: nspehner@sympatico.ca oder direkt einsehen: www.scribd.com, KT 52
I. Spehner, Norbert:
Le Roman Noir.
Écrits sur Le Roman Noir.
2009, 27 S., s/w Fotos, Marginalia (Numéro Hors Série de Marginalia 4)
Eine weitere informative wie hilfreiche Auswahlbibliographie amerikanischer, deutscher, englischer, französischer, italienischer und spanischer Sekundärliteratur zum "roman noir". In einem Sonderkapitel listet Spehner Personalbibliographien (Sekundärliteratur) zu den wichtigsten internationalen Vertretern des Genre auf. Interessenten können diese kostenfreie Bibliographie direkt beim Autor anfordern: nspehner@sympatico.ca, oder direkt einsehen: www.scribd.com, KT 52
I. Spehner, Norbert:
Le Roman policier en Amérique française.
Essai critique et guide de lecture analytique du roman policier, d'espionage, d'aventures et de politique-fiction francophone.
2008, 418 S., s/w Abb., Éditions Alire, ca. $ 29,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt, zzgl. Porto)
In sein letztes Paket an mich hat der kanadische Kollege Norbert Spehner auch seine bereits 2000 erschienene Untersuchung & Bibliographie "Le Roman policier en Amérique française" gepackt.
Im ersten Teil (S. 9 - 62) "Crimes imparfaits ou le cas du roman policier en Amérique française" sind die im Untertitel erwähnten Essais zu finden. Neben einem Abriss der Geschichte der Detektiv- und Kriminalliteratur geht Spehner ausführlich auch auf die Besonderheiten des frankophon-kanadischen Spektrums des Genres ein ("De quelques problèmes spécifiques du polar québecois").
Der zweite Teil (S. 63 - 404) ist den - stets annotierten" - Primär- wie Sekundärbibliographien gewidmet: 1. Bibliographie commentée des roman policiers pour adultes / 2. Le Récit policier et d'espionage en fascicules (1940 - 1960) / 3. Le Roman policier pour jeunes (incluant le mystère, l'espionage et le suspense) / 4. Études sur le roman policier en Amérique française (Livres, thèses & articles) / 5. Du Sang sur la feuille d'érable ou en quéte du roman policier canadien / 6. Le Roman policier canadien-anglais (en traduction).
Die Bibliographien 1 - 3 sind autorenalphabetisch gegliedert, Bibliographie Nummer 4 ist eingeteilt in "Bref choix d'études et de références sur le roman policier de d'espionage en général / Études sur le roman policier québecois / Les articles. Bibliographie Nummer 5 ist innerhalb eines Artikels chronologisch geordnet, Bibliographie Nummer 6 wiederum autorenalphabetisch gestaltet. Fast alle annotierten Autoren-Eintragungen sind mit Hinweisen auf Rezensionen oder Artikel hauptsächlich in der französischsprachigen Presse Kanadas versehen, aber auch Hinweise auf weiterführende Literatur in anglo-amerikanischen Publikationen sind vertreten. Zudem werden Geburts- und Sterbejahr des/der behandelten Autors/Autorin genannt, ebenso führt Spehner Erscheinungsort, Verlag, Erscheinungsjahr und Seitenanzahl des aufgeführten Werkes an. Zwei Register ("Index des auteurs de nouvelles, romans et fascicules" und "Index des études") erschließen das Werk.
Wie nicht anders aus "Marginalia" gewöhnt, hat Norbert Spehner sorgfältig recherchiert und die Ergebnisse auf das Beste präsentiert. Wer die 1996 erschienene Bibliographie zur englischesprachigen Kriminalliteratur Kanadas, "Canadian Crime Fiction" von David Skene-Melvin, in seiner Handbibliothek eingereit hat, dem dürfte Norbert Spehners vorliegendes Werk als hilfreiche Ergänzung für die französischsprachige Kriminalliteratur Kanadas herzlich willkommen sein. KT 52
(Bestellen bei Missing Link)
I. Spehner, Norbert:
Sherlock Holmes.
Écrits sur Sherlock Holmes 1 (A à G) .
2009, 26 S., s/w Abb., Marginalia (Marginalia Hors Série No. 7)
I. Spehner, Norbert:
Sherlock Holmes.
Écrits sur Sherlock Holmes 2 (H à Z).
2009, 26 S., s/w Abb., Marginalia (Marginalia Hors Série 8)
"Sherlock Homes 1" gliedert sich in: Bibliographies, Ouvrages de réféerence / Sherlockiana - Monographies - Collectifs - Dossiers spéciaux - Études diverses (A - G). "Sherlock Holmes 2" gegliedert in: Sherlockiana (H - Z) / Cinéma - Télévision, Théâtre- Radio.
Beide Supplements dürften eine Fundgrube an Informationen für Holmes-Enthusiasten und -Fans sein. Interessenten können diese kostenfreien Bibliographien direkt beim Autor anfordern: nspehner@sympatico.ca, oder direkt einsehen: www.scribd.com, KT 52
I. Spencer, William David:
Mysterium and Mystery.
The Clerical Crime Novel.
1989, 344 S., Southern Illinois University Press, Hardcover Ausgabe 0-809-31809-3 / 978-0-809-31809-7, £ 36,50 (Tageskurs, zzgl. MWSt) / Paperpack Ausgabe 0-809-31809-1 / 978-3-809-31809-4, £ 22,50 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Während der Recherche für einen Freund, der zur Zeit an seiner Dissertation zum Thema Religion im Krimi / Krimi und Religion arbeitet, bin ich immer wieder auf Hinweise zu dem Titel von W.D. Spencer gestoßen. Tenor fast jedes Hinweises: "wichtiges Nachschlagewerk", "hervorragendes Buch", "in jeder Hinsicht wertvoll und hilfreich". Und in der Tat, diese Bemerkungen sind keine Lobhudeleien, sondern Feststellungen von Leuten, die sich mit dem Thema "Clerical Crime Novel" intensiv beschäftigt haben. Nicht umsonst wurde "Mysterium and Mystery" 1990 für den Edgar Allan Poe Award in der Sparte "Best critical / best biographical work" nominiert. "Mysterium and Mystery" ist bis heute das Standardwerk zum Thema und gleichzeitig Grundlage und Ausgangspunkt für andere Untersuchungen und Analysen des Themas. William David Spencer hat sein Werk in 3 Teile gegliedert:
I. Rabbis and Robbers (z.B. Rabbi Small); II. Priests and Psychopaths (z.B. Umberto Eco, Ellis Peters, G.K. Chesterton, Sister Mary Teresa, Dorothy Gilman, u.a.); III. Ministers and Murderers (z.B. Vicar Whitechurch, C.A. Alington oder Isabelle Holland, u.a.).
Jedes dieser insgesamt 24 Kapitel in diesen drei Teilen beschäftigt sich ausführlich mit einem Autor / einer Autorin und deren Protagonisten. Eine Graphik im Anhang erläutert die Entstehungsgeschichte und deren Verlauf der "Clerical Crime Novel in English", beginnend 1910 (G.K. Chesterton) in 10-Jahresschritten bis 1985 (J. Telushkin).
Aufgeführt werden hier das setting, die Anzahl der "Kirchen"-Krimis der genannten Autoren/innen und die Konfessionszugehörigkeit der jeweiligen Protagonisten. Die anschließende umfangreiche Bibliographie verzeichnet "The Clerical Crime Novel in English" - eine autorenalphabetisch geordnete Primärbibliographie und natürlich eine Bibliographie der Sekundärliteratur. Ein Namens- und Titelregister gewährleistet schnellen Zugriff auf gesuchte Autoren, Titel oder Reihen. Für Interessenten, die glauben Spencer's "Mysterium and Mystery" häufiger zur Hand nehmen zu müssen, empfiehlt sich die Hardcover-Ausgabe. Die vorliegende Paperback-Ausgabe habe ich durch intensive Benutzung schon fast zu einem Loseblatt-Werk "umgearbeitet". Die Klebebindung der Paperback-Ausgabe scheint häufigem Gebrauch wohl nicht ganz gewachsen zu sein. KT 52
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III. Tsokos, Michael (unter Mitarbeit von Veit Etzold und Lothar Strüh):
Dem Tod auf der Spur.
Zwölf spektakuläre Fälle aus der Rechtsmedizin.
2009, 238 S., Ullstein Taschenbuch 37262, 3-548-37262-7 / 978-3-548-37262-4 / K 21 85 12 78, EURO 8,95
Wie es in den gefliesten Räumen der Gerichtsmediziner zugeht, glaubt man zu wissen, seit man über die Berufsalltag von z.B. Kay Scarpetta oder Tempe Brennan ausführlich in den Thrillern von Cornwell oder Reichs informiert wurde und wird. Professor Dr. Michael Tsokos leitet seit Jahren das Institut für Rechtsmedizin an der Charité und das Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin. In "Dem Tod auf der Spur" schildert Tsokos 12 der spektakulärsten Fälle, die im in seiner 15-jährigen Tätigkeit als Rechtsmediziner auf den Sektionstisch kamen. Rund 9.500 Obduktionen hat der Rechtsmediziner in dieser Zeit eigenverantwortlich , durchgeführt, bei weiteren mehr als 14.000 Obduktionen war er anwesend. Dazu kommen ca. 33.000 äußere Leichenschauen, die Tsokos durchgeführt hat. Bevor sich Tsokos seinen ausgesucht 12 spektakulärsten Fällen widmet, erläuterte er dem Leser und Krimifan im Einführungskapitel "Die (un)bekannte Wahrheit - ein erster Blick hinter die Kulissen" zunächst die Unterschiede der aus Krimis und Filmen angeblich bekannten Arbeit der Forensiker zum tatsächlichen Alltagsgeschehen in den Obduktionssälen der Republik. So war es für Forensiker Tsokos echte Detektivarbeit zu klären, wie etwa der Kopf eines angeschnallten und aufrechtsitzenden Autofahrers in den Fußraum hinter den Vordersitzen gelangen konnte ("Ein tödliches Wunder") oder ob "Der Mann, der vom Himmel fiel" tatsächlich diesen Weg genommen hatte. Und wie schwer ist es für Rechtsmediziner wirklich, bei einem Leichnam im Obduktionssaal zu erkennen, ob jemand freiwillig aus dem Leben schied oder durch fremde Hand vom Leben zum Tode gebracht wurde. "Der Spiegel" widmete in seiner Ausgabe 13/2009 der "Galerie des Grauens" eine ausführlichen Artikel. KT 52
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Uschtrin, Sandra (Hg & Red):
Federwelt - Zeitschrift für Autorinnen und Auoren.
12 (2009) 74, 58 S., Uschtrin Verlag, 1439-8362, EURO 5,50 zzgl. Porto
6 x jährlich erscheint die Zeitschrift für Autorinnen und Autoren "Federwelt". Thema der Februar/März-Ausgabe 2009 (laufende Nummer 74) ist die Kriminalliteratur, schwerpunktmäßig dem sogenannten "Frauenkrimi" gewidmet. Auf 21 Seiten wird ausführlich über das Frauenkrimi-Netzwerk "Mörderische Schwestern", in diesem Fall die deutschsprachige Vereinigung (Deutschland, Österreich, Schweiz) berichtet. Es geht um die "Erfolgsstory eines Autorinnen-Netzwerkes" (Artikel von Ingrid Glomp), über "Feedback, Dialog und Professionalisierung - Mentoring bei den Mörderischen Schwestern" (Artikel von Brigitte Glaser) und ein Interview von Ursula Schmid-Spreer "Drei Länder - drei 'Schwestern'".
Neben diesem "Frauen"-Schwerpunkt kommt Alexander Ollig, verantwortlicher Redakteur der TV-Krimiserie "Die Rosenheim-Cops", im Interview "Viele fühlen sich berufen, wenige sind auserwählt" zu Wort, Peter Jüde erklärt "Krimispiele" (Schreiben, Spielen, Organisieren). Dazu eine hilfreiche Auflistung von (deutschsprachigen) Krimi-Verlagen, in denen 2008 Krimis erschienen sind. Als Auflockerung sind zwischen den Themenartikeln Links zu den wichtigsten Krimi-Internet-Seiten eingestreut [der Herausgeber dankt für den Hinweis auf den KRIMI-TIPP bei den Alligatorpapieren], eine Adressliste wichtiger Krimibuchhandlungen in Deutschland (ergänzend 1 x Österreich, die Schweiz wird leider nicht berücksichtigt) und Hinweise zu den Krimifestival 2009, zu Krimiwettbewerben, Krimiworkshops (Auswahl) und Krimimuseen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Kurzkrimis aus einigen Regionalgruppen der "Mörderischen Schwestern" (Nord, West, Frankfurt, Österreich, Berlin, Stuttgart, Mannheim, München) runden den Thementeil ab. Alles in allem sind in dieser Ausgabe von "Federwelt" viele hilfreiche und wichtige Informationen zum Krimi im Allgemeinen und zum "Frauenkrimi" im Besonderen zu finden. KT 52
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III. Ward, David (mit Gene Kassebaum):
Alcatraz.
The Gangster Years.
2009, 576 S., 72 s/w Fotos auf Tafeln, 1 Zeichnung "The Alcatraz Revolt, May 2nd 1946", University of California Press, 978-0-520-25607-1, £ 19,95 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Im August 2009 wird Alcatraz 75. Für die amerikanischen "most wanted" wurde die Gefängnisinsel Alcatraz, auf einem Felsen vor San Francisco gelegen, die letzte "Wohnstätte". Al Capone, "Machine Gun" Kelly oder "Dock" Barker waren einige der gefürchtesten und gejagdesten Verbrecher, die das FBI letztendlich hier einquartierte. David Ward und Gene Kassebaum breiten ein umfassendes Bild dieses Hochsicherheitsgefängnisses (22.8.1934 - 21.3.1963) in ihrem Buch "Alcatraz", oder auch "The Rock" genannt, aus. Alcatraz war nicht nur berüchtigt für seine brutalen Gefängniswachen, sondern auch dafür, daß es niemandem gelang, die Flucht von der Gefängnisinsel lebend zu beenden - Wellengang, eiskaltes Wasser, Strömungen, aber auch Haie um "The Rock" sorgten dafür, daß es für viele Insassen nur "one way tickets" von San Francisco zur Gefängnisinsel gab [insgesamt gab es nur 14 Fluchtversuche - der erste am 27.4.1937, der letzte am 14.12.1962].
So umfangreich das Buch und so umfassend die Schilderung über Alcatraz, so umfangreich sind auch im Anhang die weiterführenden Erläuterungen (Notes) und eine kleine, annotierte Bibliographie (Bibliographic Commentary). Ein Namens- und Stichwortregister erschließen das Werk. "Alcatraz. The Gangster Years" ist das bisher einzige Buch, das sich ausführlich mit der Geschichte der Gefängnisinsel, ihren "Bewohnern" und Aufsehern, mit den sozialpolitischen Hintergründen und somit auch mit der amerikanischen Resozialisierungsphilosophie und - politik auseinandersetzt. Für die Recherchen zu ihrem Buch hatten Ward und Kassebaum uneingeschränkten Zugriff auf Akten u.a. des FBI und des Federal Bureau of Prisons.
Inhalt: Teil 1 "Alcatraz from 1934 to 1948" - The Federal Government's War on Public Enemies / A New Form of Imprisonment / Selecting the "Worst of the Worst" / The Program / Organized Resistance - A Regime Tested / Finding a Hole in the Rock - The First Escape Attempts / Alcatraz on Trial / The War Years / The Battle of Alcatraz.
Teil 2 "Life on the Rock for Resisters and Public Enemies" - Resistance and Adaption / Outlaws among Outlaws / Celebrity Prisoners.
Teil 3 "Alcatraz as an Experiment in Penal Policy" - Return to the Free World / Lessons from Alcatraz for Supermax Prisons.
Ergänzend zu Ward's "Alcatraz" sei auf die Gefängnis-Memoiren von Jim Quillen (von 1942 bis 1952 Alcatraz Gefangener Nummer 586) hinwiesen: "Alcatraz From Inside. The Hard Years 1942 - 1952", erschienen 1991, 164 S., 23 s/w Fotos. Nicht über Buchhandel: Bezugsquelle: Golden Gate National Park Association, San Francisco / Kalifornien. Möglicherweise gibt es dort noch Exemplare. KT 52
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I. Weinstein, Zeus (Hg):
Das umfassende Sherlock Holmes Handbuch.
2009, NA der Ausgabe von 1988, 264 S., Lesebändchen, zahlr. s/w Abb. & Fotos, Zeichnungen & Karten, Kein & Aber Verlag, 3-0369-5538-0 / 978-3-0369-5538-4 / K 21 99 84 90, EURO 22,90
Am 22. Mai 2009 feierten weltweit die Fans von Sherlock Holmes und Dr. Watson, die sogenannten Holmesianer, der 150. Geburtstag des Schöpfers des berühmtesten Privatermittlers der Kriminalliteratur. Arthur Conan Doyle wurde am 22.5.1859 in Edinburgh geboren. Nach seinem Medizinstudium war er von 1882 bis 1890 als praktizierender Arzt in Southsea tätig. Die Praxis lief mehr schlecht als recht, so daß Doyle Zeit genug für seine journalistische wie auch schriftstellerische Ader blieb. 1887 schlug die Geburtsstunde des Detektivs, dessen erste überaus erfolgreiche Lösung eines Falles 1888 gedruckt erschien ("A Study in Scarlet"). 1902 wurde Doyle zum Sir geadelt, er starb am 7.7.1930 in seinem Landhaus Windlesham in Sussex.
Den 150. Geburtstag des Autors nahm der Verlag Kein & Aber zum Anlass "Das umfassende Sherlock Holmes Handbuch", herausgegeben von Zeus Weinstein, pen-name von Peter Neugebauer, in Neuauflage wieder vorzulegen. 1988 erschien dieses Handbuch bereits im Haffmans Verlag (als Teil der legendären Haffmans'chen Doyle-Gesamtausgabe). Dieses Handbuch war schnell vergriffen und ist nur noch antiquarisch zu Höchstpreisen erhältlich. Herausgeber Zeus Weinstein schaut sich im (recht gut verborgen gehaltenen) Privatleben des Meisterdetektivs um, begutachtet die Männerfreundschaft Holmes und Watson und liefert - selbstverständlich - eine ausführliche Aufstellung der Romane, Erzählungen, Reiseberichte, Gedichte und Briefe, lässt dabei die Artikel/Abhandlungen des Spiritisten Doyle nicht aus, und illustriert all dies mit einer Unmenge von Fakten, Fotos, Karten und biographischen Kommentaren zu den Doyle'schen Protagonisten.
Weinstein, der den Ruf des deutschen Sherlock-Holmes-Kenners genießt, hat sich als Herausgeber natürlich auch der Mitarbeit von Michael und Mollie Hardwick versichert.
Inhalt: Michael & Mollie Hardwick: Mr. Holmes und Dr. Watson. Portrait einer Freundschaft (Ill. von Sidney Paget) / Zeus Weinstein: Kleine Conon Doyle Chronik (mit zeitgeössischen Photographien und Zeichnungen) / Michael & Mollie Hardwick: Who's Who (Ill. von Sidney Paget) / Michael & Mollie Hardwick: Die Plots aller Stories (Ill. von Sidney Paget) / Zeus Weinstein: Sherlock Holmes in Kontur. Die Holmes-Illustratoren von D.H. Friston bis Robert Fawcett / Zeus Weinstein: Sherlock Holmes im Kino. Holmes-Verfilmungen von Thomas Alva Edison bis Billy Wilder. Im Anhang gibt es einen Überblick über "Das Tätigkeitsfeld des Sherlock Holmes" (dies sind Karten, absteigend von "The World" über "Europe", "England", "London", "Baker Street" bis zu einer Aufriss-Skizze der Wohnung des Meisterdetektivs & der Rekonstruktion von Sherlock Holmes Arbeitszimmer [Foto])und eine "Kleine Bibliographie der Doyle-Erstausgaben". KT 52
[s.a. die Hinweise zu Postma und Schulze]
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I. Wenzinger, Michael:
Jim Thompson.
The Killer Inside Me - Ein hard-boiled Spiel.
2004, 85 S., GRIN Verlag (Masterarbeit), Buch 978-3-638-61604-1, E-Book 978-3-638-84895-4, ca. EURO 54,90
Mit dieser Arbeit möchte ich zeigen, das Jim Thompson, obschon als hard-boiled Autor rezipiert, virtuos mit den Genremerkmalen des hard-boiled zu spielen versteht und so die Grenzen des Genre für seine Texte zu überwinden oder auszuweiten versteht. Die sich durch dieses Spiel öffnenden Brüche im Text müssen meiner Ansicht nach im Sinne des thompsonschen "things are not as they seem" gelesen werden, das heisst: Gerade die Tatsache, das Thompsons Texte mit Attributen des hard-boiled überdeterminiert sind, dass er mit Genremerkmalen und mit daran gekoppelten Leseerwartungen spielt, führt zur Vermutung, dass (zumindest ein guter Teil) thompsonscher Texte nicht mimetisch, sondern topisch zu lesen sind. Jim Thompsons legendärer Text "The Killer Inside Me" und einige 'Gegentexte' des 'klassischen' hard-boiled, wie zum Beispiel von Raymond Chandler, Dashiell Hammett, aber auch von Mickey Spillane, sollen zeigen, das Thompson das Gemeinte nicht direkt, sondern durch eine uneigentliche, übertragene Sprache artikuliert. Um meine These zu untermauern, ziehe ich Theoretiker wie Julia Kristeva oder Slavoj Zizek bei; des Weiteren möchte ich Stimmen der Thompson-Forschung zu Wort kommen lassen. Nach einigen terminologischen Bemerkungen werde ich Thompsons Arbeiten und Spielen an verschiedenen Mythen besprechen. Weiter untersuche ich anhand des Figurenrepertoires aus "The Killer Inside Me", welche Effekte Thompson durch die von ihm gewählte Erzählperspektive und Figurenkonstellation erzielt. Dies führt zu thematischen Schwerpunkten wie Gewalt, das Bild der Frau und Sexualität. Ein grösserer Teil der Arbeit wird sich anschliessend mit dem Thema Männlichkeit auseinandersetzen. Ein wichtiges Arbeitsinstrument wird der Vergleich einzelner Motive, Bilder oder Figuren aus "The Killer Inside Me" mit ihren entsprechenden 'Vorbildern' aus dem 'klassischen' hard-boiled sein. (Abstract des Autors) KT 52
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BITTE VORMERKEN
I + III. Büttner, Manfred / Lehmann, Christine:
Von Arsen bis Zielfahndung.
Das aktuelle Handbuch für Krimiautorinnen und Neugierige.
2009, ca. 240 S., Argument Verlag (Ariadne[Leit]Faden), 3-88619-720-4 / 978-3-88619-720-0 / K 22 81 32 40, ca. EURO 16,90
Was passiert bei einer Pbduktion? Wer stellt einen Haftbefehl aus? Was sind Totenflecken - und warum sollte man das überhaupt wissen? Antworten auf diese und viele andere Fragen liefert das Krimi-Handbuch "Von Arsen bis Zielfahndung". Lisa-Nerz-Schöpferin Christine Lehmann hat sich gemeinsam mit dem polizeikundigen Fahnder Manfred Büttner das Ziel gesetzt, Sachverstand in die deutsche Krimikultur zu bringen. Das Handbuch soll im Oktober 2009 erscheinen - ein ausführlicher Hinweis wird dann im KRIMI-TIPP 53 erscheinen. Interessenten, die jetzt schon vorbestellen möchten, sind herzlich willkommen. KT 52
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I. Schmidt, Jochen:
Gangster, Opfer, Detektive.
Eine Typengeschichte des Kriminalromans.
2009, 1150 S., NA, KBV Verlag, 3-940077-69-0 / 978-3-940077-69-1 / K 23 08 96 36, ca. EURO 32,50
Als der Journalist (FAZ, Basler Zeitung, u.a.) und hervorragende Krimi-Kritiker und -Kenner (unvergessen seine Rezension im FAZ-Magazin) Jochen Schmidt 1989 seine "Typengeschichte des Kriminalromans" im Ullstein Taschenbuch Verlag vorlegte, gab es endlich im deutschsprachigen Raum ein umfassendes Nachschlagewerk zur internationalen Kriminalliteratur. Auf 712 Seiten breitete Jochen Schmidt sein umfangreiches Wissen und seine dezidierten Kommentare zur Kriminalliteratur in all ihren Facetten aus. "Gangster, Opfer, Detektive" wurde schon sehr bald das Standardwerk zur Kriminalliteratur. Leider war diese "Typengeschichte des Kriminalromans" schnell vergriffen und ist bis heute ein gesuchter antiquarischer Titel. Ca. 2006 begann Jochen Schmidt über eine Neuausgabe nachzudenken. Der rührige Hillesheimer KBV Verlag wird nun im Herbst 2009 diese wesentliche überarbeitete und ergänzte Neuausgabe vorlegen. Der Seitenumfang hat sich fast verdoppelt, das Format hat sich vom Taschenbuch zur Paperback-Ausgabe (17 X 24 cm) gewandelt. Ein ausführlicher Hinweis wird nach Erscheinen im KRIMI TIPP 53 erscheinen. Interessenten sollten auf jeden Fall dieses unverzichtbare Nachschlagewerk jetzt schon vormerken - Vorbestellungen sind herzlich willkommen. Erscheinungstermin wird Oktober 2009 sein. KT 52
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IV. Zierden, Josef:
Eifel Krimi-Reiseführer.
Auf den Spuren von Jacques Berndorf & Co.
2009, ca. 208 S., zahlr. Farbabb., NA, KBV Verlag, e-934638-58-9 / 978-3-934638-58-7 / K 10 88 28 17, EURO 16,50
Es gilt auf eine weitere verbesserte und ergänzte Neuauflage hinzuweisen. Der "Eifel Krimi-Reiseführer" von Josef Zierden gilt nicht nur bei Liebhabern der diversen Eifel-Krimis sondern auch bei den Freunden dieser herb-schönen Landschaft als Standardwerk. Hintergrundinformationen zu Eifel-Krimi-Autoren, ihren Romanen, zur Landschaft, zu Einkehr- und Verweilpunkten und vieles mehr hat der Eifelliteraturexperte Josef Zierden zusammengetragen und die Erstauflage von 2005 kritisch überarbeitet und ergänzt. Wie Jochen Schmidts "Typengschichte" wird die Neuauflage ebenfalls im Hillesheimer KBV Verlag erscheinen. Auch auf diese Neuauflage wird nach Erscheinen, ca. Sommer 2009, im KRIMI-TIPP 53 hingewiesen. Vorbestellungen sind jetzt schon herzlich willkommen. KT 52
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NACHWEISE
I. Anonymus:
Interessante Sekundärliteratur, die trotz Anforderung das Archiv nie erreichten
– Schade –
asked for, but never arrived here in the archive
(tp = Thomas Przybilka / vt = Verlagstext)
Noir Giallo Thriller.
Archivi di genere.
2008, 256 S., Ed. Tirrenia Stampatori (Collana di Lingua e Letterature Francese), 978-88-7763-618-8, ca. EURO 25,00
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I. Association des Amis du Roman Populaire (Hg):
Le Roman Policier Belge.
2008, 176 S., Le Rocambole (Bulletin des Amis du Roman Populaire, No. 45), 978-2-912349-40-8, ca. EURO 14,00 (zzgl. Porto)
In Zusammenarbeit mit den Universitäten Jules Verne (Picardie), Paris III-Sorbonne und Valenciennes entstand dieser Überblick zur französisch-sprachigen Kriminalliteratur Belgiens. Inhalt: Dossier - Le roman policier belge (Daniel Compère: Petit panorama du roman policier belge / Jean-Louis Etienne: La Fin de "l'âge d'or" du roman policier en Belgique et ses conséquences, 1940-1950 / Isabelle Casta: "Venez vite, maître. L'Enfer s'est déchaîne!" - Harry Dickson ou la catabse du pauvre / Arnaud Huftier: La Belgique dans l'intrigue - le roman policier belge de 1918 à 1960 / Jean-Baptiste Baronian: Marabout et la littérature policière / Claude Herbulot: Le fascicule policier belge). Varia (Jean-Paul Gomel & Paul J. Hauswald & Claude Herbulot: Les Revélations de Racombole / Colas Duflo: Fantômas, un feuilleton théorique / Cédric Pérolini: Léo Malet revient au bercail). KT 52
I. Breu, Christopher:
Hard-Boiled Masculinities.
2005, 256 S., University of Minnesota Press, Paperback 0-8166-4434-9 / 978-0-8166-4436-6, $ 20,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt) / Hardcover 0-8166-4433-0 / 978-0-8166-4433-9, $ 60,00 (Tageskurs, zzgl. MWSt)
Strips the veneer of the tough guy in modern American culture. The persona of the American male in the period between the two world wars was characterized by physical strength, emotional detachment, aggressive behavior, and an amoral worldview. This ideal of a hard-boiled masculitity can be seen in the pages and, even more vividly, on the covers of magazines such as "Black Mask", which shifted from Victorian-influence depictions of men in top hats and mustaches in the early 1920s to the portrayal of much more overtly violent and muscular men. Looking closely at this transformation, Christopher Breu offers a complex account of how and why hard-boiled masculinity emerged during an unsettled time of increased urbanization and tenuous peace and traces the changes in its cultural conception as it moved back and forth across the divied between high and low culture as well as the color line that bifurcated American society. Examining the work of Ernest Hemingway, Dashiell Hammett, Chester Himes, and William Faulkner, as well as many lesser-known writers for the hypermasculine pulp magazines of the 1920s and 1930s, Breu illustrates how the tough male was a product of cultural fantasy, one that shored up gender and racial stereotypes as a way of lashing out at the destabilizing effects of capitalism and social transformation. (vt) KT 52
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III. Breslin, Jimmy:
Die gute Ratte.
Eine wahre Mafiageschichte.
2009, 220 S., (The Good Rat. A True Story, Ü.v. Bärbel Knill), Verlag Wiley-VCH (Für Dummies), 3-527-50448-6 / 978-3-527-50448-0 / K 21 96 03 54, EURO 16,95
Burton Kaplan glaubte an die Omertá, das Gebot der Mafiosi zu schweigen. Vielleicht war er einer der Letzten, die daran glaubten. Dann sagte er gegen die Mafia aus, wurde zur "Ratte". Er sagte gegen die beiden Polizisten Louis Eppolito und Stephen Caracappa aus. Sie hatten im Dienst der Mafia gemordet, meist andere Mafiosi. In "Die gute Ratte" zeichnet Pulitzerpreisträger Jimmy Breslin ein Bild des Niedergangs der Mafia. Er beschreibt die endgültige Abkehr von Prinzipien, die wahrscheinlich nie wirklich vorhanden waren, er zeigt die Mafia, wie sie ist und wie sie war: eine Bande von Verbrechern, organisierten Verbrechern, immerhin. Ein Buch ohne Pathos und Glanz, nur die nackte, kalte Realität und trotzdem unheimlich spannend. (vt) KT 52
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I. Eyle, Wim van:
Lexicon Nederlandstalige misdaatauteurs.
2009, nicht paginiert (geschätzt ca. 300 S.), Spiralbindung, DIN A 4, zahlr. s/w Cover-Abbildung, Selbstverlag Wim van Eyle, ca. EURO 30,00 zzgl. Porto
An dieser Stelle wieder einmal meinen Dank an Dr. Jost Hindersmann (Osnabrück), der mich auf dieses Teil hingewiesen hat. Der niederländische Krimi-Sammler Wim van Eyle legt mit dem "Lexicon Nederlandstalige misdaadauteurs" eine (nicht annotierte) Bibliographie der zwischen 1845 bis 2008 erschienenen niederländischen Kriminalromane, Detektiverzählungen und Krimi-Anthologien vor. Aufgeführt werden mehr als 3300 Titel von ca. 1200 Autoren. Diese Bibliographie stützt sich in Teilen auf die Sammlung von van Eyle, ergänzt wurde sie durch seine Recherchen in Bibliotheken und Archiven sowie der Auswertung verschiedener Referenzwerke zur niederländischen Kriminalliteratur. Nach einer kurzen Einleitung gibt van Eyle einen Überblick zur Geschichte des niederländischen Krimis. Das Werk ist nicht über den Buchhandel zu beziehen! Bezugsquelle: lexicon@crime.nl oder direkt beim Autor vaneyle@quicknet.nl. KT 52
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I. Hurcombe, Martin / Kemp, Simon (Hg):
Sébastian Japrisot.
The Art of Crime.
2009, 190 S., Rodopi, 978-90-420-2543-9, ca. EURO 38,00 (zzgl. MWSt)
Influential author of highly unconventional crime fiction, screenwriter, and occasional film director, Sébastian Japrisot was one of those rare contemporary writers in France able to establish an international reputation for himself. Although Japrisot's novels in particular continue to be read and studied across the world, this volume is the first ever academic study of Japrisot's work in the fields of both literature and cinema. Though a combination of thematic and text-specific studies, this volume takes in, and examines the legacy of Japrisot's work from his youthful writings under his real name, Jean-Baptiste Rossi, to his crime fiction and screen writings of the 1960s and 1970s, concluding with his final novel "Un long dimanche de fiançailles (A Very Long Engagement)". It is both an essential introduction to Japrisot and a valuable academic assessment of his work's importance in the field of contemporary French literature and film.
Inhalt: Jacques Dubois: Preface / Martin Hurcombe & Simon Kemp: Introduction / Martin Hurcombe: Conflicting Testimonies - Dialogic Oppositions in Japrisot's Suspense Novels / Véronique Desnain: Sébastian et les femmes - Gender and Identity in the Crime Novels of Sébastian Japrisot / Simon Kemp: Japrisot on Film / Victoria Best: Pattern of Submission and Domination - from Jean-Baptiste Rossi to Sébastian Japrisot / Susan M. Myers: An Allegory of Reading - Ambiguity, Discovery, and the Reader's Role in Piège pur Cendrillon / Yolanda Viñas del Palacio: Sébastian Japrisot - Adentures in Reading and Writing / David Bellos: The Lessons of L'Été meurtrier / Claire Gorrara: Through the Looking Glass - Defeats of Detection in Sébastian Japrisot's L'Été meurtier / Andrea Goulet: Things Buried - Crypt and Cryptonym in Un long dimanche de fiançailles. (vt) KT 52
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I. Krajenbrink, Marieke / Quinn, Kate M. (Hg):
Investigating Identities.
Questions of Identity in Contemporary International Crime Fiction.
2009, XI, 348 S., Rodopi (Textxet - Studies in Comparative Literature, 56), 978-90-420-2529-5, ca. EURO 77,00
In zwanzig Aufsätzen internationaler Wissenschaftler wird ein Blick auf die zeitgenössische internationale Kriminalliteratur von mehr als einem Dutzend Ländern geworfen. Untersuchungsgegenstand ist, ob und wie sich das Genre bei nationalen, regionalen und/aber auch lokalen Krimis unterscheidet. Gleichzeitig konnten aber auch Gemeinsamkeiten in den Kriminalromanen verschiedener Autoren in verschiedenen Ländern festgestellt werden. Untersucht werden nationale Kriminalliteraturen z.B. aus Chile, Deutschland, Österreich, Schweiz, Algerien, Spanien oder Nord-Irland. Einige Ansatzpunkte für die Beiträge in "Investigating Identities" sind daher "language", "ethnicity, " race", "culture" und "gender".
Inhalt: Marieke Krajenbrink & Kate M. Quinn: Introduction. Investigating Identities / Eva Erdmann: Nationality International. Detective Fiction in the Late Twentieth Century / Stewart King: Articulating and Disarticulating Culture and Indentity in Vázquez Montalban's "Serie Carvalho" / Anne M. White & Shelley Godsland: Popular Genre and the Politics of the Periphery - Catalan Crime Fiction by Women / Anne L. Walsh: Questions of Identity - An Exploration of Spanish Detective Fiction / Sjef Huppermans: Abyss of the Senses - "Les Rivières pourpres" by Jean-Christophe Grangé / Agnès Maillot: Fractured Identities - Jean-Claude Izzo's "Total Khéops" / Arlene A. Teraoka: Detecting Ethnicity - Jakob Arjouni and the Case of the Missing German Detective Novel / John Scaggs: Double Identity - Hard-Boiled Detective Fiction and the Divided "I" / Theo d'Haen: Plum's the Girl! Janet Evanovich and the Empowerment of Ms Common America / Willem G. Weststeijn: Murder and Love - Russian Women Detective Writers / Hans Ester: Perspectives on the Detective Novel in Afrikaans / Beate Burtscher-Bechter: Wanted - National Algerian Identity / Marisol Morales Ladrón: "Troubling" Thrillers - Politics and Popular Fiction in Northern Ireland Literature / Sabine Vanacker: Double Dutch - Image and Identity in Dutch and Flemish Crime Fiction / Christopher Jones: Cultural Identity in Swiss German Detective Fiction / Marieke Krajenbrink: Unresolved Identities in Roth and Rabinovici - Reworking the Crime Genre in Austrian Literature / Constantino C.M. Maeder: Crime Novels in Italy / Philip Swanson: The Detective and the Disappeared - Memory, Forgetting and Other Confusions in Juan José Saer's "La pesquisa" / Kate M. Quinn: Cases of Identity Concealed and Revealed in Chilean Detective Fiction / Brian Duffy: From a Good Firm Knot to a Mess of Loose Ends - Identity and Solution in Martin Amis' "Night Train". KT 52
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I. Lebeau, Guillaume:
Le mystère Fred Vargas.
Tout l'universe de Fred Vargas.
2009, 456 S., Edition Gutenberg, 9782352360469, ca. EURO 20,00
Am 7.6.1957 wurden in Paris die Zwillingsschwestern Joëlle und Frédérique Audoin-Rouzeau geboren. Aus Frédérique Audoin-Rouzeau wurde später Fred Vargas. Dieses Pseudonym steht inzwischen für die bekannteste zeitgenössische Kriminalschriftstellerin Frankreichs. Als Guillaume Lebeau 1986 seinen ersten "Vargas" gelesen hattes, kam der von den Krimis dieser Schriftstellerin nicht mehr los. Nach zwanzig Jahren Vargas-Leidenschaft begann er zu recherchieren. Innerhalb eines Jahres präsentierte er dann das Ergebnis seiner Suche nach "Le mystère Fred Vargas". Sein Buch gestattet einen Blick auf das Leben und in die Arbeitswelt der Autorin und beleuchtet das Personal ihrer Krimis. Wer also mehr wissen möchte über Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg oder Adrien Danglard (bis hin zu Lieblingsrezepten und -Cocktails), wird mit "Le mystère Fred Vargas" umfassend informiert. KZ 52
(Bestellen bei Missing Link)
III. Widulin, Navena / Schnalke, Thomas / Tsokos, Michael (Hg):
Vom Tatort ins Labor - Rechtsmediziner decken auf.
2009, 170 S., zahlr. Abb., Berliner Medizinhistorisches Museum, 3-9810220-3-3, ca. EURO 18,50 (zzgl. Porto)
Es handelt sich hierbei um den Begleitband einer Ausstellung des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité in Zusammenarbeit mit dem Institut für Rechtsmedizin der Charité und dem Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin. Die Ausstellung läuft vom 6. März bis zum 13. September 2009 (öffentliche Führung auch für Einzelbesucher in der Sonderausstellung). Dieser Begleitband ist nicht über den Buchhandel zu beziehen. Bezugsquelle: Berliner Medizinhistorisches Museum, bmm@charite.de. KT 52
AUSGELESEN
von Gitta List
(Bonn)
Die Berliner Kollegin Dr. Gisela Lehmer-Kerkloh ist ohne Diktat in den Urlaub verreist!
Dafür hat freundlicherweise die Bonner Kollegin Gitta List einen Beitrag für diese Rubrik beigesteuert - vielen Dank.
Sand Strand Mord
Krimis für die Hitze
Zum Auftakt unseres diesjährigen sommerlichen Verbrechens-Specials sei zunächst ein Toast auf Raymond Chandler ausgebracht, den großen Meister und Könner seines Fachs, der 1959 verstorben ist und sein Leben lang oftmals damit haderte, ›nur‹ Krimischriftsteller zu sein und den großen Wurf in der anerkannten literarischen Disziplin nicht geschafft zu haben:
Zum Wohl, Sir! Möge man dort, wo Sie sich nun aufhalten, ohne Geschwätz und ohne ein überflüssiges Wort so viel sagen können, wie Sie es vermochten. (Falls dem so ist, sind Sie vermutlich im Himmel.)
"Der Junge war in Ordnung. Irgendwie ein bisschen neben der Spur, aber ich muss ehrlich sagen, ich mochte ihn. Der redete mit einem. Nicht wie diese jungen Burschen, die glauben, dass die Welt erst existiert, seit die Hebamme ihnen auf den Arsch geklopft hat.
...
Du hast ›war‹ gesagt, warf ein anderer Mann ein. Demnach hast du ihn schon abgeschrieben.
Ich denk mir, als er sich mit Sutter angelegt hat, hat er sich selber abgeschrieben. Ich persönlich hab das immer als eine der unangenehmeren Methoden angesehen, Selbstmord zu begehen."
Die Geschwister Tyler haben entsetzliche Mühen investiert, ihm auf die Schliche zu kommen. ›Entsetzlich‹, weil sie sich dazu in viele Gräber wühlen mussten. Schließlich aber wissen sie, was Bestatter Breece mit den Leichen macht, die ihm anvertraut werden. Und beschließen, ihn zu erpressen. Ein fataler Entschluss. Breece investiert das geforderte Schweigegeld lieber in einen Mord und heuert Sutter an, einen Killer, der "vollkommen verrückt" ist.
Auftakt zu einer wahnsinnigen, nervenzerreißenden Verfolgungsjagd (die gelegentlich an Charles Laughtons Film "Die Nacht des Jägers" denken lässt), von der zu lesen schier schwindlig macht. Die sich inmitten des "Harrikin" verirrt, einer Landschaft, die ein Eigenleben zu führen scheint: "Man stößt auf verlassene Farmen, deren Ländereien bestenfalls noch geisterhafte Restspuren von Urbarmachung aufweisen. Verfallene Häuser mit gesplitterten Firstbalken und blinden Fensterscheiben und verwehten Schindeln, die nur noch Füchsen und Hornissen und Fledermäusen eine Heimat bieten. Winzige graue Schuppen mit dunklen Öffnungen ohne Türen, windschiefen Wellblechdächern und rostigen Ofenrohren. Mit Gärten, die der Wind aus dem abgefallenen Laub von Jahrzehnten geschaffen hat. ... Die Straßen mäandern und kreuzen einander. Führen einfach ins Nichts.
" Wird das Harrikin den jungen Tyler bergen oder verraten? Sind die letzten Bewohner dieser seltsamen Zone hilfreich oder so "anormal" wie diese Zone selbst?
Der Horror - "Ein Mann kam den Hang herab, winzig und dunkel und vor dem hellen Feld in verbissener Bewegung, ein dunkler, bösartiger Fleck, der eine Winterlandschaft wie von Currier & Ives herunterblutete." - gefriert gelegentlich zu Impressionen von surrealer Schönheit, zu Intermezzi von perverser Faszination, die das Grauen noch steigern: "Das Zischeln des Graupels war verstummt. Er richtete den Blick nach oben; große Schneeflocken schwebten vom Firmament, grau vor dem stahlgrauen Himmelszelt; enorme Federn aus Schnee sanken aus einer Höhe herab, die sich Tyler nicht einmal vorstellen konnte, und etwas in ihm von dem Kind, das er einmal gewesen war, stand versonnen staunend da, lauschte den Beinahegeräuschen in den Bäumen und betrachtete den Schnee, der in dem windstillen Schweigen fast lotrecht aus unermesslichen Weiten herabfiel."
Wie des Jungen Flucht zugleich eine Jagd ist, wenden sich auch seines Verfolgers Wege; das Harrikin hat seine eigenen Himmelsrichtungen. Doch der Tod begleitet auch sie, wie alle und alles; die Menschen, die Wege, die Jagd und die Flucht. Sogar das Entkommen.
Nächtliche Vorkommnisse ist so finster ist wie die Nächte seiner Schauplätze und so gewalttätig wie die Seelen seines Personals; William Gay verschwendet weder Bilder noch Worte; alles aber, was er einsetzt, funktioniert. Gay (*1943 in Tennessee) ist hier noch nicht sehr bekannt, dieser Roman ist das erste seiner Bücher, das in deutscher Übersetzung (glänzend besorgt von Joachim Körber) vorliegt; es ist zu hoffen, dass es nicht dabei bleibt.
"Mit welchen Problemen man sich als Toter herumschlagen muss!"
Deutscher Krimi, von einer Frau geschrieben, aus der Perspektive eines im Milieu nur mäßig erfolgreichen Kleinkriminellen. Der Typ, Pascha mit Namen, ist zwar einerseits mausetot, weil ihn nämlich jemand von der Brücke geschubst hat, doch ist andererseits sein Astralleib auf dem Weg ins Nirwana irgendwo hängengeblieben und steckt also immer noch voller Energie. Mittels derer er seinen Mistkerl von Mörder zu überführen trachtet. Dabei muss ihm natürlich jemand Leibhaftiges helfen. Dieser Jemand ist ausgerechnet der Rechtsmediziner Martin, der ihn obduziert, anschließend ins Kühlfach bugsiert hat - und als Einziger sein astrales Gestänker wahrnehmen kann.
Soll man gar nicht meinen, dass so ein Sektionssaal-Slapstick im hiesigen Krimi hinhaut; klappt aber ganz gut: Jutta Profijt hat ihrem untoten Helden eine sehr vitale Machoattitüde mitgegeben, seinem unfreiwilligen Adlatus verzickt-verschraubte Wissenschaftlerallüren (inklusive amourösem Sehnen und exzentrischem Hobby), und sie arbeitet auch sonst nach Herzenslust, frei Schnauze und ohne falsche Scham mit allen Klischees, die für einen solchen Plot zur Verfügung stehen. Ganz ungewöhnlich ist der freilich nicht, aber auch das macht nichts, weil Profijts Variante erfreuliche Kurzweil bietet; Spannung, Komik, rotzigen Witz und amüsante idiomatische Kapriolen. Ein paar weniger gekloppte Sprüche wären zwar mehr gewesen, finde ich, aber unterm Strich ist Kühlfach 4 Krimibrause für einen Sommertag: zischt, prickelt, schmeckt.
William Gay: Nächtliche Vorkommnisse.
2009, 286 S., (Twilight, Ü.v. Joachim Körber), Arche Verlag, 978-3-7160-2605-2 / K 22 11 73 62, EURO 19,90
Jutta Profijt: Kühlfach 4.
2009, 253 S., dtv 21129, 978-3-423-21129-4 / K 20 93 29 24, EURO 9,95
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ABGEHÖRT
von Gitta List
(Bonn)
Die harte Tour
Richard Stark ist zurück, und sein Comeback mit dem Ultraharten unter den Harten, Parker, wurde sogar im hiesigen Feuilleton begrüßt. Parker, der Highlander des Berufsverbrechens, unverwüstliche Amoral in Person, hat ein kleines Problem: Er wird verfolgt, findet Unterschlupf bei einem Amateur, mischt sich unter die ihn selbst jagende Bullen- und Bürgermeute, dreht nebenbei noch ein Ding und muss das alles wieder mal überleben. Keine Sorge; yes he can.
Fragen Sie den Papagei könne, hieß es in einer Kritik, nicht ganz an die spektakuläre Härte und Rasanz früherer Parker-Romane anknüpfen - irgendwas gibt es ja immer zu bemäkeln. (Warum eigentlich sollte sich ihr Schöpfer Donald E. Westlake nicht mit etwas weniger Härte begnügen, Parker ist seit mehr als vierzig Jahren im Geschäft, auch Ausdauer zählt ja.) So oder so ist auch dieser Coup wieder hart genug. Straff erzählt, mit stiffem, ultratrockenem Witz, zieht er dem Gros deutscher Krimis immer noch das Fell über die Ohren.
Allerdings ist die deutsche Übersetzung bestens gelungen, gleiches gilt für die Lesung, die Dietmar Wunder besorgt hat. Pointiert, cool, alles in der Stimme, was für den Vortrag wichtig ist, interpretatorische Disziplin inklusive. Dazu eine Task-Force-Regie. So muss das sein.
Richard Stark:
Fragen Sie den Papagei.
(Ü.v. Dirk van Gunsteren), autorisierte Audiofassung gelesen von Dietmar Wunder.
Jumbo Neue Medien (GoyaLit), 2008, 4 CD, ca 300 min, 978-3-8337-2261-5 / L 21 05 49 60, EURO 24,95
(Bestellen bei Missing Link)
Schuldfragen
Tom Rob Smiths Krimidebut "Kind 44" ist so etwas wie ein ›Thriller der Saison‹, der auch in Feuilletons Beachtung fand, die sonst mit dem ›Schmuddelgenre‹ wenig am Hut haben. Das dürfte wesentlich am historischen Hintergrund des Romans liegen: Stalinära der 1950er Jahre; die Augen und Ohren der sowjetischen Geheimpolizei sind überall, schon durch Kleinigkeiten kann man sich als Regimefeind verdächtig machen und in Lebensgefahr bringen.
MGB-Offizier Leo Demidow ist ein Hundertprozentiger, der jeden Befehl ausführt, und sei er noch so zweifelhaft, absurd oder amoralisch. Dann muss er den rätselhaften und grauenvollen Tod eines Kindes zum "Unfall" erklären, denn im ›besten System von allen‹ gibt es offiziell keine Kriminalität. Doch es bleibt nicht bei dem einen Todesfall, weitere Kinder sterben. Leo beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Prompt bekommt auch er zu spüren, was es heißt, "Verräter" zu sein.
Smith arbeitet in seinen Roman den Fall des Serienmörders Andrei Tschikatilo ein, der seinerzeit nicht nur wegen seiner Bestialität Aufsehen erregte, sondern auch wegen der dilettantischen Arbeit der Polizeibehörden, die Tschikatilo zwischen 1978-90 Zeit zu morden ließ. Ein zweifellos spektakulärer Fall. Den Smith ins stalinistische Russland rückdatiert, in der Absicht, das düstere Gesellschaftsbild, das er von dieser Ära zeichnet, noch beklemmender zu machen. Genau das ist aber der problematische Dreh; er schafft im Roman ein Zuviel an Stoff, ein Zuviel an Absicht, macht den Fall zum Vehikel. Das kann man ärgerlich finden. Dennoch ist Kind 44 in der Hörbuchfassung (klug bearbeitet und gestrafft von Karin Weingart ) ungemein fesselnd. Nicht zuletzt auch, weil Bernd Michael Lade so cool und klar, mit viel Gefühl und zugleich unsentimental, so Berlin-Ost-gesprödet liest.
Tom Rob Smith:
Kind 44.
(Ü.v. Armin Gontermann).
Lübbe Audio 2008, 6 CD, ca 422 min, 978-3-7857-3661-6 / K 20 74 50 92, EURO 19,95 (die Buchvorlage ist 2008 bei Dumont erschienen).
(Bestellen bei Missing Link)
Untot
Gaimans Graveyard Buch ist auch so ein Fall von Literatur für Kinder von Einem, der sein Publikum nicht unterschätzt. Der sich weder hinsichtlich der (nicht zimperlichen) Fabel noch hinsichtlich sprachlicher Finessen in Betulichkeit oder alberne Pädagogik verirrt: Nobody "Bod" Owen verliert im zartesten Kleinkindalter durch ein infames Verbrechen seine Familie und entrinnt selbst nur knapp dem Messer des finsteren Mörders, der ihm jedoch weiterhin auf den Fersen ist. Schutz und ein neues, magisch geborgenes Zuhause findet er (vorläufig jedenfalls) ausgerechnet auf dem Friedhof und bei dessen längst verstorbenen Bewohnern.
Auch diesem Buch ist das Glück des gelungen interpretierten Vortrags beschieden: Jens Wawrzeck folgt all seinen Wendungen, Spannungen, Stimmungen so sensibel nuanciert und auf den Takt genau, dass es eine gespenstische Freude ist, ihm zu lauschen.
Neil Gaiman:
Das Graveyard Buch.
Gekürzte Lesung von Jens Wawrzeck. Der Hörverlag 2009, 5 CD, ca 280 Min., 978-3-86717-424-4 / K 21 97 56 04, EURO 19,90
UNTER DER LUPE
Japans spannende Seiten
von Bettina Kraemer
Aus vielen europäischen Ländern sind uns besonders Krimihelden ans Herz gewachsen. Denn Kommissar Maigret aus Paris, Inspector Lynley aus London oder Kurt Wallander aus der südschwedischen Hafenstadt Ystad transportieren neben spannenden Geschichten auch viel Lokalkolorit, und gewähren Einblicke in die Mechanismen einer anderen Gesellschaft und Kultur. Japan ist für uns in dieser Hinsicht ein unbeschriebenes Blatt, doch zu Unrecht. Denn auch in diesem Land hat die Kriminalliteratur eine lange Tradition und eine breite, treue Leserschaft. Bereits im 17. Jahrhundert gehörten Kriminalgeschichten zur Lektüre in Japan, und heute sind viele ihrer Helden so bekannt und beliebt, dass eigene Manga-Serien mit ihren Abenteuern erschienen sind. Ein weiteres japanisches Phänomen sind die sogenannten "Travel Mysteries".
Autoren, die sich auf das Genre der "Travel Mysteries" spezialisiert haben, unterhalten ihre Leser nicht nur mit spannenden Fällen, die auf spektakuläre Weise gelöst werden. Auch die Landschaften Japans, historische Besonderheiten und besonders Verkehrsmittel spielen eine wichtige Rolle: eine ganze Serie dieser "Reise-Geheimnisse" spielt in Japans berühmten Hochgeschwindigkeitszügen, den Shinkansen. Kein Wunder, dass die Betreibergesellschaft Japan Rail darin ein interessantes Marketing-Werkzeug entdeckt hat, und inzwischen mit großem Erfolg so genannte "Mystery Tours" anbietet und verkauft - vorerst leider nur für den japanischen Markt.
In einem Kriminalroman erfährt man viel über eine Gesellschaft und ihre Schattenseiten. Japan ist zwar als besonders sicheres Reiseland bekannt - ohne Taschendiebe, Trickbetrüger und unsichere Rotlichtviertel, doch im Krimi taucht man unter die Oberfläche - und zumindest ein Stück weit ein in das Alltagsleben Japans.
Die meisten der modernen Krimis spielen im gewöhnlichen Alltag der japanischen Mittelschicht, andere im Rotlichtmilieu, das auf viele Japaner eine besondere Faszination ausübt. Viele Aspekte der japanischen Gesellschaft werden dabei beleuchtet, sei es die erste Wirtschaftskrise nach dem zweiten Weltkrieg Anfang der 90er Jahre oder der zunehmende westliche Einfluss auf die Gesellschaft und die Konflikte mit den traditionellen Werten, vor allem im Verhältnis zwischen Mann und Frau und innerhalb der Familie.
Drei in ganz Japan berühmte Autoren, deren Werke zum Teil ins Deutsche übersetzt wurden sollen hier kurz vorgestellt werden: Der Hai von Shinjuku des japanischen Altmeisters OSAWA Arimasa ist Oberkommissar Sameshima von der Abteilung für Verbrechensbekämpfung in Tokio. Es sind nicht nur Spannung und die lebendig geschilderten Darsteller, die den Leser begeistern, sondern auch die lebensnahe Schilderung der Szene von Shinjuku, einem der schillerndsten und geschäftigsten Viertel in Tokio, und die realistische Darstellung der Polizeiarbeit.
Ganz anders KIRINO Natsuo, deren Themen vor allem Frauen und ihre Rolle in der heutigen Gesellschaft sind, und die mit Murano Miro erstmals eine Privatdetektivin in der Hauptrolle ermitteln ließ. Ihr erster ins Deutsche übersetzter Roman Die Umarmung des Todes ist nicht nur ein spannender Thriller, sondern auch ein ernüchterndes Gesellschaftsporträt, in dem der Leser in das Leben von vier japanischen Frauen eintaucht.
Die Schriftstellerin TOGAWA Masako wurde 1933 in Tokio geboren. Sie arbeitete als Nachtclubsängerin, bevor sie zu schreiben begann. Ihre meisterlichen psychologischen Kriminalromane sind Bestseller und wurden vielfach preisgekrönt. TOGAWA Masako besitzt einen Nachtclub in Tokio und ist eine bekannte Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in Japan, berühmt für ihre Krimis, Essays und sozialkritischen Beiträge. Beliebtestes Buch von TOGAWA Masako und ins Deutsche übersetzt ist Schwestern der Nacht.
Mit dem amüsant-spannenden Roman Die Tote im Badehaus thematisiert die Deutsch-Inderin Sujata Massey die Badekultur in Japan. Schauplatz dieses Krimis ist Shiroyama, ein kleiner charmanter Ort in den Bergen. Die Autorin verbrachte viele Jahre in Japan und berichtet trotz des im Mittelpunkt stehenden Mordes mit viel Humor über Sitten und Gebräuche des Landes.
Pressekontakt und Fotomaterial:
Bettina Kraemer - Japanische Fremdenverkehrszentrale, Kaiserstraße 11, D-60311 Frankfurt, Tel. +49 (0)69 - 203 54, Fax 28 42 81, E-Mail: kraemer@jnto.de. - herunterladbares Bildmaterial auch unter www.jnto.de.
copyright: Bettina Kraemer
Bettina Kraemer ist PR Manager der Japanischen Fremdenverkehrszentral JNTO in Frankfurt / Main
Thomas Przybilka
Auswahlbibliographie
Japan-Krimis japanischer und nicht-japanischer AutorInnen
Anhalt, Gert:
Für eine Hand voll Yen.
Hamada Kens zweiter Fall.
2004, Knaur Taschenbuch 62452, 978-3-426-62452-4 / K 11 76 09 05, EURO 7,90
Anhalt, Gert:
Sayonara für eine Leiche.
Hamada Kens dritter Fall.
2007, Knaur Taschenbuch 63297, 978-3-426-63298-0 / K 16 15 20 31, EURO 7,95
Anhalt, Gert:
Tote mögen keine Sushi.
2002, Knaur Taschenbuch 62136, 978-3-426-62136-3 / K 10 20 79 35, EURO 8,95
Eisler, Barry:
Tokiokiller.
2008, Fischer Taschenbuch 17735, 978-3-596-17735-6 / K 19 11 16 72, EURO 8,95
Hayder, Mo:
Tokio.
2005, Goldmann Verlag, 978-3-442-31018-0 / K 13 89 51 78, EURO 19,90
Hayder, Mo:
Tokio.
2007, Goldmann Taschenbuch 46320, 978-3-442-46320-6 / K 16 12 59 91, EURO 8,95
Higashino, Keigo:
Mord am See.
2003, Cass Verlag, 978-3-9809022-0-5, EURO 12,50
Kirino, Natsuo:
Teufelskind.
2008, Goldmann Verlag, 978-3-442-31165-1 / K 21 43 54 95, EURO 17,95
Kirino, Natsuo:
Die Umarmung des Todes.
2003, Goldmann Verlag, 978-3-442-30917-7, EURO 22,90
Kirino, Natsuo:
Die Umarmung des Todes.
2005, Goldmann Taschenbuch 45852, 978-3-442-45852-3 / K 12 84 80 01, EURO 9,95
Massey, Sujata:
Bittere Mandelblüten.
2003, Serie Piper 3864, 978-3-492-23864-9 / K 11 27 54 25, EURO 9,95
Massey, Sujata:
Der japanische Liebhaber.
2007, Serie Piper Original 7133, 978-3-492-27133-2 / K 18 11 66 42, EURO 13,00
Massey, Sujata:
Der japanische Liebhaber.
2009, Serie Piper 5365, 978-3-492-25365-9 / K 21 84 15 14, EURO 8,95
Massey, Sujata:
Japanische Perlen.
2006, Serie Piper Original 7100, 978-3-492-27100-4 / K 15 53 10 12, EURO 14,00
Massey, Sujata:
Japanische Perlen.
2007, Serie Piper 5057, 978-3-492-25057-3 / K 18 98 24 67, EURO 8,95
Massey, Sujata:
Tödliche Manga.
2007, Serie Piper 4168, 978-3-492-24168-7 / K 12 40 99 06, EURO 8,95
Massey, Sujata:
Die Tote im Badehaus.
2008, Serie Piper, 978-3-492-23062-9 / K 8 53 54 80, EURO 9,95
Massey, Sujata:
Der Tote im Sumida. 2008, Serie Piper Original 7147, 978-3-492-27147-9 / K 20 82 36 86, EURO 12,oo
Massey, Sujata:
Zuflucht im Teehaus.
2002, Serie Piper 3556, 978-3-492-23556-3 / K 10 21 97 94, EURO 8,95
Murakami, Ryu:
Piercing.
2009, Verlagsbuchhandlung Liebeskind, 3-935890-59-1 / 978-3-935890-59-5 / K 22 06 96 25, EURO 16,90
Osawa, Arimasa:
Der Hai von Shinjuku.
2007, Cass Verlag, 978-3-9809022-3-6, EURO 19,80
Rampo, Edogawa:
Spiegelhölle.
2005, Maas Verlag, 978-3-929010-97-8, EURO 16,80
Schrader, Leonard:
Der Yakuza.
2008, Alexander Verlag, 978-3-89581-191-3 / K 20 82 87 87, EURO 14,90
Schrenk, Peter:
Ein fremder Tod.
2008, Shaker Media Verlag,
978-3-940459-83-1, EURO 15,90
Togawa, Masaku:
Der Hauptschlüssel.
1990, Ariadne Krimi 1010, 978-3-88619-510-7, EURO 6,65
Togawa, Masaku:
Der Hauptschlüssel.
2004, UT metro 292, 978-3-293-20292-4 / K 12 54 56 86, EURO 8,90
Togawa, Masaku:
Schwester der Nacht.
2009, UT metro 447, 978-3-293-20447-2 / K 22 00 74 21, EURO 9,90
Togawa, Masaku:
Trübe Wasser in Toko.
2003, UT metro 252, 978-3-293-20252-8, EURO 8,90
Yasutaka, Tsutsui:
Mein Blut ist das Blut eines anderen.
2006, edition q, 978-3-86124-902-3, EURO 22,00
Zorn, Günter:
Falsche Perlen.
2001, Chimaira Verlag, 978-3-930612-34-5 / K 9 73 05 27, EURO 8,60
Zorn, Günter:
Mörderische Saiten.
2005, Chimaira Verlag, 978-3-930612-88-8 / K 14 78 60 20, EURO 9,80
Zorn, Günter:
Saure Nieren.
2003, Chimaira Verlag, 978-3-930612-73-4 / K 12 06 78 90, EURO 9,80
Zorn, Günter:
Tödliche Verbindung.
2005, Chimaira Verlag, 978-3-930612-28-4 / K 9 03 62 14, EURO 9,80
Auswahlbibliographie
weiterführende Literatur
Anonymus:
Krimis aus Japan.
Japan Forum - Das monatliche Informationsblatt des Japanischen Generalkonsulats in Düsseldorf 137 (2006) 8
Gonda, Manij:
Crime Fiction with a Social Consciousness.
Japan Quarterly 40 (1993) 2
Hennemann, Horst Siegfried:
Der japanische Kriminalroman.
Eine literarhistorische Darstellung der Gattung. 1973, 264 S., Ruhr-Universität Bochum, Dissertation
Kawana, Sari:
Murder Most Modern.
Detective Fiction and Japanese Culture.
2008, University of Minnesota Press
Lutz, R.C.:
Asian Mystery Fiction.
In: Rollyson, Carl: Critical Survey of Mystery and Detective Fiction. Vol. 5, Topical Essays - Resources - Indexes. 2008, Salem Press
Matzuzaka, Ken:
A Brief History of Japanese Mystery & Crime Stories.
In: Przybilka, Thomas (ed): Proceedings of the XVI. AIEP/IACW Conference 2003, September 18th - September 22nd, Daun / Eifel (Germany). 2004, Bonner Krimi Archiv Sekundärliteratur (BoKAS Serie No. 1)
Omori, Kyoko:
Detecting Japanese Vernacular Modernism.
"Shinseinen" Magazine and the Development of the "Tantei Shôsetsu" Genre, 1920 - 1931.
2003, Ohio State University
Sarkowsky, Katja:
Manga, Zen, and Samurai.
Negotiating Exoticism and Orientalist Images in Sujata Massey's Rei Shimura Novels including an interview with Sujata Massey.
In: Matzke, Christine / Mühleisen, Susanne: Postcolonial Postmortems. Crime Fiction from a Transculatural Perspective. 2006, Rodopi
Seaman, Amanda:
Bodies of Evidence.
Women, Society and Detective Fiction in 1990s Japan.
2004, University of Hawai'i Press
Silver, Mark:
Pirloined Letters.
Cultural Borrowing and Japanese Crime Literature 1868 - 1937.
2008, University of Hawai'i Press
Wittkamp, Robert F.:
Der japanische Kriminalroman.
Entwicklungen, Schwerpunkte, Themen.
In: Walter, Klaus-Peter (Hg): Lexikon der Kriminalliteratur. 2003, Corian-Verlag, Lfg. 41
Wittkamp, Robert F.:
Mord in Japan.
Der japanische Krimi und seine Helden - vom Zweiten Weltkrieg bis zur Gegenwart. 2002, 132 S., Iudicium Verlag
Wittkamp, Robert F.:
Mord und Totschlag auf Japanisch.
Neue Krimis in deutscher Übersetzung. NOAG (2005) 177/178
"Popfeminismus" und "Frauenkrimi"
Von Brigitte Frizzoni
(erscheint in Rosa. Zeitschrift für Geschlechtergeschichte 37/2009)
Der sogenannte "Frauenkrimi" trägt seit den 1970er-Jahren zu einer breitenwirksamen Tradierung feministischen Gedankenguts bei. Dieser "Popfeminismus" wird im Literaturbetrieb jedoch sehr unterschiedlich bewertet.
"Mörderische Talente: Krimis von Frauen - gross im Trend", "Der Tod steht ihr gut", "Frauen morden besser" oder schlicht "Mordsfrauen" - mit solchen Schlagzeilen wird seit den 1980er-Jahren auf Krimis von Frauen aufmerksam gemacht, deren Texte mit feministisch sensibilisierten Ermittlerinnen vorübergehend unter dem Begriff "Frauenkrimi" bzw. women's crime novel, giallo al femminile, polar féminin genderspezifisch vermarktet werden. In den Texten werden in unterhaltsamer und immer wieder neu variierter Form Anliegen der Frauenbewegung verhandelt. Diese Popularisierung von feministischem Gedankengut bezeichne ich, in Anlehnung an Klara Löffler, als "Popfeminismus", positiv konnotiert im Sinn von weit verbreitetem, popularisiertem Feminismus.
Obwohl mittlerweile ein Mainstreaming dieser ursprünglich als "widerständig" markierten Texte stattgefunden hat und die genderspezifische Markierung als "Frauenkrimi" aus dem Buchhandel wieder verschwunden ist, führen die Texte bemerkenswerterweise zum Teil bis heute zu mehr oder minder heftigen Debatten. Diese reichen über Fragen der Kriminarration hinaus und berühren grundlegende Genderaspekte - der "Frauenkrimi" wird zum Ort der Verhandlung von sich verändernden Geschlechterpositionierungen. Solche Verhandlungen sind Teil eines Diskurses, den ich als "Mordsfrauendiskurs" bezeichne, eine Verschränkung von Genre- und Genderdiskursen, die sowohl in "Frauenkrimis" wie auch im Umgang mit ihnen zu beobachten ist.
"Kein erhobener Zeigfinger, nirgends!"
Skepsis äussert sich aber auch umgekehrt, bezüglich der Tauglichkeit des Krimigenres für feministische Anliegen. Gefragt wird, ob sich emanzipierte Weiblichkeit und Krimiheldenmythos, feministische Stossrichtung und Krimi-Ideologie nicht zwingend ausschliessen, ob der emanzipatorische Wert durch seine unterhaltsame Aufbereitung nicht verwässert werde, ob Feminismus dadurch nicht zu "Feminismus light", zu "Popfeminismus" im Sinne eines negativ konnotierten Begriffs werde.1
"An unsuitable job for a woman"?
Die Kontroverse lässt sich - in Anlehnung an P. D. James' Krimi "An Unsuitable Job for a Woman" (1972), den ersten Krimi mit einer Privatermittlerin - als "un/suitability-Diskurs", als Diskurs über die (Un-)Vereinbarkeit von Feminismus und Krimi bezeichnen. James' Privatermittlerin Cordelia Gray muss, nachdem sie die Detektei ihres Chefs geerbt hat, immer wieder beweisen, dass die Ermittlungsarbeit keineswegs "für Frauen ungeeignet" ist. 2
"An Unsuitable Job for a Woman" ist nicht nur ein Leitmotiv vieler anderer Krimis, sondern auch ein vielzitierter und -variierter Titel in der Frauenkrimiforschung. So fragt Cora Kaplan in ihrem gleichnamigen Aufsatz schon 1986, ob der Krimi "An unsuitable genre for a feminist?" sei. Ihr Fazit: Das Krimigenre politisch-feministisch radikal umzukrempeln und gleichzeitig das Vergnügen an Verfolgungsjagden, Ermittlungsarbeit und Krimirätseln zu bedienen ist ein schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Unterfangen, "a tough, if not impossible job". 3
Die Auseinandersetzung um die un/suitability des Krimigenres für emanzipatorische Anliegen ist von konträren Positionen geprägt. Kathleen Gregory Klein, die mit "The Woman Detective. Gender & Genre" 1988 die erste umfassende Monographie zu professionellen weiblichen Ermittlerfiguren vorlegt, kommt in ihrer Studie auf Grundlage der Analyse von 71 professionellen Ermittlerinnen in Krimis von 1864 bis 1987 zu einem negativen Urteil: Ist die Ermittlerin beruflich erfolgreich, wird ihre Weiblichkeit in Frage gestellt; ist sie eine attraktive, weibliche Figur, wird ihre Professionalität unterminiert. Ein Detektivroman mit einer professionellen Ermittlerin ist ein Widerspruch in sich selbst. 4 Susan J. Leonardi zufolge verführt die feministische Ermittlerfigur die Leserin gar zur Komplizenschaft mit einer im Krimi aufrechterhaltenen patriarchalen Ordnung, die auf ihrer Unterdrückung basiert.5
Im Gegensatz zu Klein und Leonardi zieht Sally R. Munt aufgrund ihrer Analyse von 180 Krimis aus dem angelsächsischen Raum eine positive Schlussfolgerung: Auch wenn sich der Krimi historisch als männlich konnotiertes und sogar misogynes Genre bezeichnen lässt, erweist sich seine Form im Grunde als feminismusfreundlich, zielt sie doch auf Entwirrung von Rätseln und Wiedergutmachung von Unrecht. 6
Legitimation des Populären
Die Skepsis bezüglich dieses "tough, if not impossible job" äussert sich paradoxerweise auch in den selbstreflektierenden Beiträgen jener Verlegerinnen, die 1988 mit der Reihe "Ariadne Krimi" die erste deutsche Frauenkrimireihe lancierten, mit dem expliziten Ziel, "Bausteine für eine feministische Kultur" zu liefern, und so den "Mordsfrauendiskurs" im deutschen Sprachraum etablierten. Diese Skepsis muss durch Selbstüberzeugungsarbeit erst einmal überwunden werden. In Vor- und Nachworten zu den Ariadne-Krimis, in Interview-Äusserungen der Verlegerin Frigga Haug und in programmatischen Statements in der Begleitzeitschrift "Ariadne Forum" ist ein starker Legitimationsdruck spürbar. Exemplarisch zeigt dies der Text von Haug im ersten "Ariadne Forum" unter dem Titel "Am Anfang störte es den Takt ... über die Entstehung der Ariadne-Frauenkrimireihe". 7 Darin erläutert und diskutiert sie, wieso sie und ihr Team der Überzeugung sind, dass sich gerade die massenhaft und lustvoll konsumierte Literatur besonders für die Vermittlung feministischer Anliegen eigne. Antonio Gramsci wird zitiert, der darauf hinweist, dass es schändlich sei, die "Literatur der Vielen" zu verachten. Auf Bertolt Brecht wird verwiesen, der das politische Potenzial von Krimis schätzte, ja, sie als "die heute einzige zeitgemässe Art, die Verhältnisse darzustellen", beurteilte. Gleichzeitig wird diese Referenz wieder hinterfragt: "Die Rückversicherung bei grossen Männern, wenn es darum geht, sich in und für Frauenkultur zu engagieren, stimmt nicht nur fröhlich." 8
Der Legitimationsdruck des Ariadne-Teams macht deutlich, dass es weniger um die Überzeugung der Leserinnen geht als um die eigene ideologiekritische Einstellung - der Argument Verlag ist auf politisch-kritisches Schrifttum spezialisiert, nicht auf Unterhaltungsliteratur. Krimis passen nicht ins Verlagsprofil. An den Verhandlungen lässt sich ein Vorgang beobachten, der weit über die Beurteilung der un/suitability von Unterhaltung und Feminismus hinausgeht: In den Auseinandersetzungen manifestieren sich auch die Spuren eines Wandels in der Einschätzung von Populärkultur und der Rolle der RezipientInnen, eines Wandels, der sich seit den 1960er/1970er-Jahren abzeichnet und der wesentlich durch das "Centre for Contemporary Cultural Studies" (CCCS) in Birmingham initiiert wurde. Die damals (auch in feministischen Kreisen) vorherrschende ideologiekritische Perspektive betrachtet populäre Genres als Produkte der Kulturindustrie und damit als Träger des hegemonialen Diskurses, der Widerständiges aufsaugt, amalgamiert, von seinen Ecken und Kanten befreit - und es somit auch "verwässert". Damit verbunden ist ein Bild von RezipientInnen als gezielt beeinflussbare KonsumentInnen: die massenmedialen Angebote bestimmen, wie sie rezipiert werden. Solche Vorstellungen stehen wiederum in paradoxem Widerspruch zum Postulat der female agency, der Förderung der Handlungsfähigkeit und -macht von Frauen, einem der erklärten Ziele feministischer Theorie und Praxis.
Seither hat sich längst - zumindest im Spezialdiskurs der Cultural Studies und der Kommunikationswissenschaft - ein Paradigma durchgesetzt, das die RezipientInnen als aktive "SinnbastlerInnen" versteht, die Medienbotschaften auch "gegen den Strich" lesen können. Parallel dazu hat sich eine neue Sicht auf populäre Texte entwickelt, die nun prinzipiell als ebenso bedeutungsoffen wie die "hohe" Literatur betrachtet werden. Auch wenn ein solches neues Verständnis von Unterhaltungsliteratur den geschilderten Legitimationsdiskurs des Ariadne-Teams obsolet macht, so ist dennoch eine gewisse Skepsis bezüglich Vereinbarkeit von "Kulturindustrie" bzw. Unterhaltung und Feminismus bis heute wirksam, unabhängig davon, ob eher der mangelnde Unterhaltungswert oder die fehlende kritische Ausrichtung thematisiert wird.
Populäre Genres als Orte der Verhandlung
Die Debatte über un/suitability ist nur eine von sieben Debatten, die sich im sogenannten "Frauenkrimi" als "Mordsfrauendiskurs" herausgebildet haben. Auseinandersetzungen um veränderte Geschlechterpositionierungen lassen sich auch in Bezug auf andere Themen finden, z.B. im Verhältnis zu Gewalt und Gegengewalt oder in der Gestaltung erotischer Männer als Objekten des lustvollen weiblichen Blicks. In diesen Verhandlungen manifestiert sich der doppelt diskursive Charakter populärer Genres, die sowohl gesellschaftliche Diskurse transportieren als auch in ihrer Entwicklung durch diese Diskurse massgeblich geprägt und verändert werden. Sie dienen der Gesellschaft, in der sie verankert sind, also immer auch als Ort der Selbstverständigung über virulente Themen, Überzeugungen und Werte - im Fall des "Frauenkrimis" als Ort der Verständigung über sich verändernde Geschlechterpositionierungen im Anschluss an die Zweite Frauenbewegung.
copyright: Brigitte Frizzoni
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1 : Gohlis, Tobias: Pfälzer Zwielichtzonen, in: Die Zeit 39 (2001), S. 58.
www.zeit.de (Stand: 28.7.2008).
2: James, P.D., An Usuitable Job for a Woman, London 1972.
3: Kaplan, Cora, An Unsuitable Genre for a Feminist?, in: Bob Ashley, The Study of Popular Fiction. A Source Book. Philadelphie 1989 (1986), S. 203.
4: Klein, Kathleen Gregory, The Woman Detective. Gender & Genre, 2. Aufl., Urbana, Chicago 1995 (1988), S. 223.
5: Leonardi, Susan J., Murders Academic: Women Professors and the Crimes of Gender, in: Irons, Glenwood (Hg.), Feminism in Woman's Detective Fiction, Toronto, Buffalo, London, 1995, S. 112-126, hier S. 116.
6: Munt, Sally R., Murder by the Book? Feminism and the Crime Novel, London, New York 1994, S. 191; vgl. auch Sanders Pollock, Mary, The Case of the Missing Signified. Barbara Wilson's Gaudi Afternoon, in: Clues. A Journal of Detection 24/2 (2006), S. 63-72, hier S. 65.
7: Haug, Frigga, Am Anfang störte es den Takt ... Frigga Haug über die Entstehung der Ariadne-Frauenkrimireihe, in: Ariadne Forum 1 (1992/93), 4.
8viii: Ebd.
Brigitte Frizzoni (brigitte.frizzoni@ipk.uzh.ch) ist Oberassistentin und Lehrbeauftragte am Institut für Populäre Kulturen der Universität Zürich und hat über "Mordsfrauen" promoviert. Ihre Dissertation erschien im Frühjahr 2009 im Chronos Verlag unter dem Titel "Verhandlungen mit Mordsfrauen".
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