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Anke Gebert



Frage: Warum Krimis?

A. Gebert: Warum nicht?! Krimis eignen sich hervorragend, um Konflikte zwischen handelnden Personen zuzuspitzen. Erst in Krisensituationen zeigen die Menschen ihre wahren Gesichter, reißen die Masken herunter. Das finde ich reizvoll – in Büchern, in Filmen ... Meist versuche auch ich, solche Geschichten zu erzählen. Dabei kann der Leser immer auf Augenhöhe mit den Hauptfiguren sein. Who done it?-Geschichten interessieren mich nicht so sehr, in denen geht es mehr um das Rätsel – und nicht um das Drama.

Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?

A. Gebert: Eine Menge Bücher von Autoren und Verlagen, deren Namen ich bis vor kurzer Zeit noch nicht gehört hatte. (Ich bin zurzeit in der Jury für den Friedrich-Glauser-Preis – Krimipreis der Autoren)

Frage: Wer ist überschätzt?

A. Gebert: Einige Autoren und Autorinnen, deren Namen man sehr häufig hört.

Frage: Wer ist unterschätzt?

A. Gebert: Einige Autoren und Autorinnen, deren Namen man sich hoffentlich bald merken wird.

Frage: Krimi – eine Literaturgattung?

A. Gebert: Ja.

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

A. Gebert: In meinem ersten Buch "Hunde, die bellen" kommt am Ende ein Mann (gewaltsam) zu Tode. Das Buch war nie als Krimi gedacht, doch seit dieser "Leiche" werde ich auch als Krimi-Autorin bezeichnet. Ich habe danach hin und wieder Krimis geschrieben und fühle mich unter meinen Krimi-Kollegen sehr wohl.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

A. Gebert: Psychoterror.

Frage: Mord – muss das sein?

A. Gebert: Nein.

Frage: Warum schreiben Sie?

A. Gebert: Weil ich das Schreiben liebe. Und weil es mein Beruf ist. Ich habe aus meinem Hobby meinen Beruf gemacht. Das halte ich für ein Privileg.

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

A. Gebert: Auch. Dabei verfremde und überhöhe ich sie.

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

A. Gebert: Im Hier und Heute. In der Großstadt, in der Provinz.

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

A. Gebert: Ich esse gern, ich trinke gern. Besonders gern in Gesellschaft angenehmer Menschen.

Frage: Sex im Krimi?

A. Gebert: Ja, wenn er Bedeutung für die Geschichte hat.

Frage: Wenn ja, warum?

A. Gebert: Jeder Dialog, jede Szene sollte die Personen charakterisieren und im günstigsten Fall die Handlung einer Geschichte vorantreiben. Wenn sich also in einer Geschichte eine Sexszene dazu besonders gut eignen könnte, dann würde ich eine Sexszene schreiben.

Frage: Wenn nein, warum?

– – –

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

A. Gebert: Für manche offenbar ja. Aber gibt es einen Männerkrimi? Für mich gibt es nur gute und schlechte Krimis.

Frage: Für wen schreiben Sie?

A. Gebert: Für Leser. Und für mich.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

A. Gebert: Muss sein!

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

A. Gebert: Ja, ich mache mir Notizen. Häufig sind die Auslöser für meine Geschichten Meldungen in Zeitungen oder Episoden, die mir andere erzählen. Zum Beispiel las ich mal in der Zeitung über ein altes Paar in Schweden, das jeden Tag Weihnachten feiert. Ich habe die Notiz ausgeschnitten. Später las ich über eine alte Frau, die mit ihrem toten Mann noch wochenlang in der Wohnung lebte. Auch diese Meldung faszinierte mich. Später schrieb ich eine Geschichte über ein altes Paar, das jeden Tag Weihnachen feiert, Angst vor dem Tod hat, seine eigene Weise hat, mit dieser Angst umzugehen – bis der Tod dann kommt ...

Frage: Wo schreiben Sie?

A. Gebert: Zu Hause, auf dem Lande, im Cafe – am Schreibtisch, am Stehpult, im Sessel.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

A. Gebert: Die erste Fassung schreibe ich mit der Hand. Sehr zügig, nicht sehr ordentlich. Das Tempo ist dem, in dem die Geschichte in meinen Gedanken entsteht, nah. Am Computer bin ich zu langsam, weil ich nicht besonders gut tippen kann. Zum Überarbeiten drucke ich jede Fassung aus und nehme die Korrekturen auf dem Papier vor. Für das Eingeben, Speichern und Ausdrucken eignet sich der PC bestens. Ich arbeite übrigens mit Apple.

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

A. Gebert: Ich bekam aus dem "Westen" Pixi geschickt, die habe ich geliebt. Rotkäppchen" habe ich geliebt und gefürchtet (so sehr, dass ich das Motiv vor ein paar Jahren für meinen Krimi "Das Treiben" aufgegriffen habe). Später dann Harper Lees "Wer die Nachtigall stört".

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?

A. Gebert: Neulich war es noch Colum McCann "Der Tänzer", davor Ingvar Ambjörnsen" Die Königin schläft", davor Catherine Anne Porter" Das Narrenschiff".

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?

A. Gebert: Georges Simenon (vor allem dessen Bücher, in denen Maigret nicht ermittelt).

Frage: Ihr Lieblingsfilm?

A. Gebert: Einige. Z.B. "Einer flog übers Kuckucksnest"; "Misery"; "Es war einmal in Amerika". "Das Schweigen der Lämmer"; "Napola".

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

A. Gebert: Zur Zeit: Averna auf Eis.

Frage: Kochen Sie?

A. Gebert: Fast jeden Tag – für meine Familie und mich. Für Gäste nur selten.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

A. Gebert: Gern in guten Hotels, weil ich die Atmosphäre mag und gern Leute beobachte.

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

A. Gebert: Jeans. Und da gibt es noch eine Jacke, die ich mir neulich gekauft habe.

Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?

A. Gebert: Nein, eigentlich nicht. Nur, wenn ich auf der Criminale für meine Kollegen wette.

Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?

A. Gebert: Ja.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
A. Gebert: Hamburg!

Frage: Ihr Lieblingsland?

A. Gebert: Deutschland (bisher).

Frage: Was lieben Sie?

A. Gebert: Optimismus, Vertrautheit, Humor, Muße, Erfolg ...

Frage: Was verabscheuen Sie?

A. Gebert: Neid, Missgunst, Intrigen. Missbrauch von Macht ...

Frage: Beste Schulnote – worin?

A. Gebert: Es wird in "Lesen" gewesen sein.

Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?

A. Gebert:: Es wird in Chemie gewesen sein.

Frage: Ihr Traumberuf?

A. Gebert: Autorin. Ich wollte schon mit fünf Jahren Schriftstellerin werden. Danach Eiskunstläuferin, danach Meeresbiologin, danach wieder Schriftstellerin.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

A. Gebert: Ich werde gern um etwas gebeten. Ich kann schlecht "nein" sagen. Und mir haben die Fragen gefallen.


Anke Gebert
Geboren am 16.4.1960 in Halle/Saale. Nach ihrem Literaturstudium am "Johannes-R.-Becher-Institut" arbeitete Anke Gebert zunächst als Grundschullehrerin und Erzieherin, später in einer Galerie in Schwerin. 1988 zog sie nach Hamburg und begann dort noch einmal ein Studium der Germanistik, Journalistik und jobbte in verschieden Bereichen. Sie absolvierte das Masterstudium Film (mit Schwerpunkt Drehbuch).

Neben Romanen, Drehbüchern, Bildbänden, Sachbüchern und Kinderbüchern hat sich Anke Gebert auch einen Namen als Autorin von Kriminalromanen und Kurzkrimis gemacht. Für ihren Kriminalroman "Hunde, die bellen" erhielt sie 1991 den "Förderpreis für Literatur der Hansestadt Hamburg" und 1997 den Drehbuchpreis der Medienstiftung Schleswig-Holstein für "Hunde, die schlafen".

Anke Gebert lebt als freie Buch- und Drehbuchautorin (und Dozentin von Schreibseminaren) in Hamburg. Sie ist verheiratet und hat einen vierzehnjährigen Sohn.

Homepage:
www.ankegebert.de

gebert-hunde-die-bellen Ein Engel für Hotte. gebert-das-treiben.jpg gebert-besuchsreise.jpg
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Die Kriminalromane:
1995, Hunde die bellen. Galgenberg Verlag
1999, Hunde die bellen. Scherz 1708
2000, Ein Engel für Hotte. Schwarze Hefte 24
2001, Das Treiben. Scherz 1807
2004, Besuchsreise. Krüger Verlag
2005, Schmucklos. Stiftung Centralbibliothek für Blinde
2006, Und bist du nicht willig. S. Fischer Verlage (wird erscheinen)


Die Krimikurzgeschichten:
1999 Draußen steht der Weihnachtsmann. In: Enderlein/Kister: Die Leiche hing am Tannebaum. Ullstein 35938
2000 Ursula und Karl. In: Cibach, Anke: Alter schütz vor Morden nicht. Gerstenberg Verlag
2001 Blind. In: Ingrid Schmitz/Ina Coelen: Teuflische Nachbarn. Scherz 1793
2001 Mit Nehbergs in einem Boot. In: Kramp, Ralf: Der Ferienkrimi. Scherz 1781
2001 Strafe muss sein. In: Körber, Joachim: Der Schnee deckt alles zu. Scherz 1805
2002 Blind. In: Gerdes, Peter: Abrechnung bitte. rororo 23144
2002 Zwei in einem Boot. In: Kramp, Ralf: Sport ist Mord. Scherz 1847
2003 Nur ein Spiel. In: Ott, Paul: Mordslüste. Scherz 1945
2003 Zwei in einem Boot. In: Albers, Volker: Tod am Kai. rororo 3425
2003 Für den Ombudsmann. In: Nadine Barth/Stephanie Kriesel: Letzte Worte. Scherz 1957
2003 YgapÚm ha cuhgukama. In: Przybilka, Thomas: (Der Coup des Syndikats, Anthologie). Argus Verlag, Sofia
2003 Jeden Tag Weihnachten. In: Albers, Volker: Mordsjubiläum. Scherz 1952
2003 In: Belinda Rodik: Schlaf in himmlischer Ruh. Wittig Verlag
2003 Two in the same boat. In: Gorman/Greenberg: The World's Finest Mystery and Crime Stories. Tekno Books
2004 Tollwut. In: Wischmann, Gesine: Tatort FloraFarm. MacMillan
2004 Sie nannten ihn Fluppe. In: Verdächtige Freunde. Scherz 2008



Stand: September 2005
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka

Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag


Die Befragungen von Gisela Lehmer-Kerkloh und Thomas Przybilka
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