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Astrid Paprotta



Frage: Erinnern Sie sich noch, wann Sie Ihren ersten Kriminalroman gelesen haben ?

Astrid Paprotta: Möglicherweise war ein früher Roman Ruth Rendells der erste, jedenfalls ist er mir in Erinnerung geblieben: "Dämon hinter Spitzenstores". Da hat sie es geschafft, ein ganzes Lehrbuch der Psychiatrie völlig unauffällig, unaufdringlich in einer Story unterzubringen.

Frage: Was interessiert Sie an Kriminalliteratur?

Astrid Papprotta: Der doppelte Boden. Das Vexierspiel. Da ist eine Geschichte, verbunden mit der Frage, was ist da eigentlich passiert? Was treibt diese Menschen und warum? Die Möglichkeit, "abweichend" Handelnden eine Sprache zu geben.

Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?

Astrid Paprotta: Ich bin zu einer Geschichte gekommen, die sich beim Schreiben als Kriminal-Geschichte herausstellte. Es war nicht so, dass ich mir vornahm, schreib mal einen Krimi, sondern: schreib diese Geschichte über eine Polizistin, die ...

Frage: Warum schreiben Sie Krimis?

Astrid Paprotta: Die Extremsituationen, nicht? Schön, es macht aber auch Spaß.

Frage: Seit wann schreiben Sie Kriminalromane?

Astrid Paprotta: 1999

Frage: Ihre erste Krimi-Veröffentlichung ?

Astrid Paprotta: Mimikry, 1999, Eichborn.

Frage: Als deutsche Autorin: Was bedeutet deutsche Krimininalliteratur für Sie?

Astrid Paprotta: Nichts Besonderes. Wenn mich ein Buch interessiert, ist mir das Herkunftsland egal.

Frage: Gibt es einen Krimiautor / eine Krimiautorin, der oder die Sie beeinflußt hat?

Astrid Paprotta: Rendell vielleicht, aus den obengenannten Gründen.

Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?

Astrid Paprotta: Sicher nicht als Standbild oder Totale, eher als Zoom. Wie reagieren Menschen auf das, was "ist"?

Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?

Astrid Paprotta: Irgendwo muss das Ganze ja spielen, dann also dort, wo ich mich auskenne. Gewöhnlich nenne ich die Stadt aber nicht, das tun meistens jene, die später darüber schreiben.

Frage: Halten Sie das Schreiben von Kriminalromanen für schwieriger oder weniger schwieriger als das Schreiben in einer anderen Literaturgattung?

Astrid Paprotta: Teilweise schwieriger, wenn man ernst nimmt. Die Geschichte muss ihre innere Logik haben, und der Spannungsbogen darf uns ja nun auch nicht kollabieren. Weil aber nun manche meinen, es wäre besonders leicht, "einen Grimmi" zu schreiben (sie lesen ja gerne welche), sind in diesem Genre besonders häufig sprachliche Alpträume zu bestaunen.

Frage: Welches (Sub-)Genre der Kriminalliteratur bevorzugen Sie?

Astrid Paprotta: Da kenne ich mich nicht so aus.

Frage: Findet Ihrer Meinung nach der Kriminalroman im Feuilleton gebührende Beachtung?

Astrid Paprotta: Ach, das ist doch gar nicht so schlecht.

Frage: : Arbeiten Sie zur Zeit an einem neuen Kriminalroman / an einer neuen Krimistory?

Astrid Paprotta: Ja, ein Roman.

Frage: : Halten Sie das Genre Kriminalliteratur für eine wichtige Literaturgattung?

Astrid Paprotta: Es ist eine Literaturgattung. Es gibt gute (Kriminal-)Romane, es gibt schlechte (Kriminal-)Romane.

Frage: Sex im Krimi? Wenn ja, warum?

Astrid Paprotta: Essen im Krimi? Wenn es passt, dann schon. Wird es reingeklatscht, wirkt es albern.

Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?

Astrid Paprotta: Dieser Spuk hat sich wohl erledigt.

Frage: Für wen schreiben Sie?

Astrid Paprotta: Für Karlheinz O. aus K. Nee, ich weiß es nicht. Kriege ich das so hin, wie ich will? Also schreibe ich erst einmal für mich. Möchten andere dem folgen? Nur zu.

Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?

Astrid Paprotta: Das kann ein einziger Satz sein - bei fast allen meiner Romane war es dieser eine Satz, den man später nicht mehr in den Mund nehmen darf, weil ... (großer Nachteil beim Krimi: man kann das Beste weder erzählen noch lesen). Bis sich so ein Satz mit Menschen und deren Leben füllt, kann aber viel Zeit vergehen.

Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?

Astrid Paprotta: Ich trage meine Notizbücher in alle Kneipen und Cafés. Die zündenden Ideen kommen aber gewöhnlich aus dem Nichts. Ich hänge die Wäsche auf und mir fällt eine Lösung ein.

Frage: Wo schreiben Sie?

Astrid Paprotta: Gewöhnlich am Schreibtisch.

Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?

Astrid Paprotta: Im Gegenteil.

Frage: Welchen Kriminalroman hätten Sie selber gerne geschrieben?

Astrid Paprotta: "Sperrstunde" von Charles Willeford.

Frage: Als deutsche Autorin: Haben Sie Kontakt zu ausländischen Kollegen/Kolleginnen?

Astrid Paprotta: Nein.

Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?

Astrid Paprotta: Das Nudelholz. Weil das aber nicht in meine Geschichten passt, würde ich sagen: jene, die der Verfassung der handelnden Person auch entspricht. Bisher waren das der berühmte stumpfe Gegenstand, das Messer und die Pistole, und gerade ist es das Feuer.

Frage: Mord – muss das sein?

Astrid Paprotta: Nein, aber es macht alles endgültiger und eindringlicher.

Frage: Wer ist überschätzt?

Astrid Paprotta: Würde ich nicht sagen, wenn ich es wüsste.

Frage: Wer ist unterschätzt?

Astrid Paprotta: Würde ich sagen, wenn ich es wüsste.

Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?

Astrid Paprotta: Als Kind habe ich wesentlich mehr gelesen als heute, muss ich ja zugeben - aber ein Lieblingsbuch? Sicher was Lustiges.

Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?

Astrid Paprotta: "Garp" von John Irving, "Berlin Alexanderplatz" von Döblin, "Woyzeck" und "Lenz" von Büchner.

Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?

Astrid Paprotta: Den einen oder die eine gibt es nicht.

Frage: Ihr Lieblingsfilm?

Astrid Paprotta: Der dritte Mann

Frage: Ihr Lieblingsgetränk?

Astrid Paprotta: Espresso

Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?

Astrid Paprotta: Das geht von der simplen Ernährung (mal schnell gucken, was noch im Kühlschrank ist) bis zum Genuss außer Haus.

Frage: Kochen Sie?

Astrid Paprotta: Kaum, aber ich kann unfallfrei aufwärmen.

Frage: Ihr Lieblingsgericht?

Astrid Paprotta: Pasta in allen Variationen.
Der grassierenden Rezeptitis muss aber Einhalt geboten werden. Kein Rezept.

Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?

Astrid Paprotta: Zum Italiener, na klar. In Landgasthöfe mit mütterlichen Kellnerinnen. In neonbeleuchtete Imbissbuden zwischen Mitternacht und Morgengrauen.

Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?

Astrid Paprotta: Wechselt. Gerade mal wieder die Blue-Cult-Jeans.

Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?

Astrid Paprotta: Länderspiele, wenn "wir" kicken. Früher auch alle Italien-Spiele, wegen Maldini. Aber der spielt ja nicht mehr, und so hat der Fußball ein Stück Schönheit verloren.

Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?

Astrid Paprotta: Hamburg und, nachts auf den Brücken, Frankfurt am Main.

Frage: Ihr Lieblingsland?

Astrid Paprotta: Befindet sich im Kopf.

Frage: Was lieben Sie?

Astrid Paprotta: Mann, Musik und Müßiggang (weil der aller Laster Anfang ist).

Frage: Was verabscheuen Sie?

Astrid Paprotta: Nichts eigentlich.

Frage: Beste Schulnote – worin?

Astrid Paprotta: 1 in Deutsch.

Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?

Astrid Paprotta: 6 in Mathematik, weil Zahlen meine Feinde sind und ich auch diesem Gleichungsgewusel nichts abgewinnen konnte. Ich hatte mich irgendwann stur gestellt und die Mitarbeit in diesem Fach verweigert.

Frage: Ihr Traumberuf?

Astrid Paprotta: Fotografin, die Klavier spielen kann. Echt.

Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?

Astrid Paprotta: Sie haben es vermieden, was zu Ihren Gunsten spricht, jene Frage zu stellen: "Worum geht's denn eigentlich in Ihren Büchern"?

Astrid Paprotta
Astrid Paprotta wurde 1967 in Düren geboren (und nicht in Dublin, wie auf einigen websites immer noch irrtümlich angegeben). Astrid Paprotta studierte Psychologie und arbeitete als freie Jorunalistin. Nach eigenem Bekunden gibt die Autorin nicht gerne Interviews.
Die Kollegin Lehmer-Kerkloh und ich sind daher erfreut, daß sich Astrid Paprotta den Befragungen stellte.
1999 machte die Frankfurter Autorin mit "Mimikry" auf sich als Kriminalschriftstellerin aufmerksam. Es folgten 2002 "Sterntaucher", 2004 "Die ungeschminkte Wahrheit" und 2005 "Die Höhle der Löwin". Protagonistin dieser Kriminalromane war die Kriminalkommissarin Ina Henkel.
2005 erhielt Astrid Paprotta den "Deutschen Krimi Preis" für "Die ungeschminkt Wahrheit" und die Jury der Autorengruppe deutschsprachige Kriminalliteratur "Das Syndikat" sprach ihr 2006 den Friedrich-Glauser-Preis-Krimipreis der Autoren in der Sparte Roman für "Die Höhle der Löwin" zu.



Homepage: www.astrid-paprotta.de

Die Befragung erfolgte ohne Zeugen im August 2006.

© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka
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Die Kriminalromane:
1999, Mimikry, Eichborn Verlag
2001, Mimikry, Fischer Taschenbuch 14849
2002, Sterntaucher, Eichborn Verlag
2004, Sterntaucher, Fischer Taschenbuch 15771
2004, Die ungeschminkte Wahrheit, Serie Piper Original 7077
2005, Die Höhle der Löwin, Serie Piper 7096
2005, Die ungeschminkte Wahrheit, Serie Piper 4448
2006, Die Höhle der Löwin, Serie Piper 4795


Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
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Thomas Przybilka
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Die Befragenden:

Gisela Lehmer-Kerkloh rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM (Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier" Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag


Die Befragungen von Gisela Lehmer-Kerkloh und Thomas Przybilka
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