Alligatorpapiere. Druckansicht Alle Befragungen
Wolfgang Kaes
Frage: Warum Krimis?
W. Kaes: Ich schreibe Krimis, weil ich Krimis lese. Ich lese Krimis, weil man über das Konfliktfeld Gut-Böse so viel über die Menschen erfährt.
Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?
W. Kaes: Gar nichts. Ich habe Lust, gute Geschichten zu lesen, und Lust, beim Lesen in fremde, geheimnisvolle Welten einzutauchen. Die können jenseits des Atlantiks liegen oder gleich um die Ecke.
Frage: Wer ist überschätzt?
W. Kaes: Wer ausschließlich durch die massive Schützenhilfe von Marketing-Experten und Werbe-Strategen Leser findet.
Frage: Wer ist unterschätzt?
W. Kaes: Wer ohne diese Leute Leser findet – durch Mundpropaganda und durch Empfehlungen der Buchhändler.
Frage: Krimi – eine Literaturgattung?
W. Kaes: Klar. Was denn sonst?
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
W. Kaes: Durch meinen Beruf. Ich bin Journalist und war lange Zeit Polizeireporter.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
W. Kaes: Keine. Hauptsache, das Opfer ist garantiert mausetot. Nur das Ergebnis zählt.
Frage: Mord – muss das sein?
W. Kaes: Bernd Jost, mein Lektor bei Rowohlt, sagt ja. Und da er ein sehr erfahrener und kluger Mann ist, vertraue ich ihm.
Frage: Warum schreiben Sie?
W. Kaes: Weil es mir Spaß macht.
Frage: Bilden Sie in Ihren Kriminalromanen die Gegenwart ab?
W. Kaes: Die Gegenwart, die Vergangenheit. Hoffentlich nicht die Zukunft.
Frage: Wo würden Sie Ihr "Setting" wählen?
W. Kaes: Immer da, wo ich mich auskenne.
Frage: Welche Bedeutung hat für Sie Essen und Trinken?
W. Kaes: Wie Atmen und Denken und Lesen und Schreiben und Lachen und Lieben: Es macht das Leben lebenswert.
Frage: Sex im Krimi?
W. Kaes: Ist wie Sex im wirklichen Leben.
Frage: Wenn ja, warum?
W. Kaes: Wenn es der Handlung des Buches dient.
Frage: Wenn nein, warum?
W. Kaes: Wenn es die Handlung des Buches nicht weiterbringt.
Frage: Gibt es einen "Frauenkrimi"?
W. Kaes: Meinetwegen. Ich habe auch nichts gegen Modelleisenbahn-Krimis. Oder Leute, die meinen, es sei wichtig, Musik in E-Musik oder U-Musik zu unterscheiden, oder glauben, anspruchsvolle Filme können/dürfen keine Kinokassen-Erfolge sein. Wer glaubt, alles im Leben kategorisieren zu müssen, hat mein Mitgefühl und außerdem garantiert die deutsche Staatsangehörigkeit.
Frage: Für wen schreiben Sie?
W. Kaes: Für alle, die Lust haben, meine Geschichten zu lesen.
Frage: Plotentwicklung – Ihr erster Gedanke?
W. Kaes: Was ist eigentlich überraschend an der Geschichte, die ich erzählen will?
Frage: Machen Sie sich Notizen und wo kommen Ihre Ideen her?
W. Kaes: Sternzeichen Steinbock. Das bedeutet alles aufschreiben, alles Recherchierte und Gesammelte fein säuberlich in Aktenordnern archivieren
Frage: Wo schreiben Sie?
W. Kaes: In meinem Arbeitszimmer hoch über den Dächern von Bonn, auf meiner Dachterrasse und manchmal am Meer.
Frage: Hindert der PC Sie am Schreiben?
W. Kaes: Im Gegenteil – dank Apple.
Frage: Ihr Lieblingsbuch als Kind?
W. Kaes: Tom Sawyer und Winnetou I bis III.
Frage: Ihr Lieblingsbuch heute?
W. Kaes: Heute? Im Augenblick das Buch, das ich gerade lese: "Infernal" von Greg Iles. Ist mir von der Alibi-Buchhandlung in Köln empfohlen worden. Danke für den großartigen Tipp! Mein Top-Favorit 2004 war eindeutig "Der Blinde von Sevilla" von Robert Wilson. Ein wundervolles Buch.
Frage: Ihre Lieblings-Krimiautorin / Ihr Lieblings-Krimiautor?
W. Kaes: Es gibt so viele großartige Autoren, die meine Sozialisation als Krimi-Leser entscheidend geprägt haben. Ich möchte keinen aus Versehen vergessen.
Frage: Ihr Lieblingsfilm?
W. Kaes: Dito: Fragen Sie mich nach meinen 100 Lieblingsfilmen. Komischerweise lese ich seit jeher fast nur Krimis und Polit-Thriller, kann aber im Kino Filme aus allen Genres genießen (außer Horror), also auch Komödien, Liebesdramen, Kinderfilme (zum Beispiel "Ein Schweinchen namens Babe").
Frage: Ihr Lieblingsgetränk?
W. Kaes:
Platz eins: Italienischer Espresso.
Platz zwei: Spanische Weine.
Platz drei: Wasser.
Frage: Kochen Sie?
W. Kaes: Seit meine Fee in mein Leben getreten ist, wäre jeder erneute Eigenversuch eine Beleidigung. Sie ist eine leidenschaftliche Köchin, und sie kocht göttlich. Was sie tut, macht sie mit und aus Leidenschaft. Deshalb spüle ich und putze das Gemüse. Und während des Gemüseputzens und Kochens und Essens und Spülens trinken wir ein Glas Wein oder zwei oder drei und reden über Gott und die Welt und über unsere wundersame Liebe. Manchmal aber sagt sie auch: Schreib' ruhig weiter an deinem nächsten Buch, während ich koche.
Frage: Gehen Sie essen, und wenn ja, wo?
W. Kaes: Früher häufiger. Heute: s.o.
Frage: Was ist Ihr Lieblingskleidungsstück?
W. Kaes: Ein Tuch von der Insel Formentera, das man als Wickelrock trägt. Die Alt-Hippies tragen das dort immer und überall. Ich nur auf meiner Dachterrasse.
Frage: Fußball – ist das ein Thema für Sie?
W. Kaes: Die Outlaw-Sportart an unserer Schule war Basketball. Das spielten die langhaarigen, rebellischen, rauchenden Nein-Sager. Weil das auch die Black-Panther-Leute aus den Ghettos spielten. Der Sportart bin ich bis heute treu geblieben, weil ihre Eleganz im Fußball erst ab der brasilianischen Nationalmannschaft getoppt wird.
Frage: Frauen/Männer – ist das wichtig für Sie?
W. Kaes: Ja. Frauen und Männer.
Frage: Ihre Lieblingsstadt in Deutschland?
W. Kaes: Die Stadt, in der ich lebe: Bonn.
Frage: Ihr Lieblingsland?
W. Kaes: Das Land, in dem ich eines Tages leben werde, weil dort die Sonne länger scheint, die Winter kürzer sind, und die Menschen leidenschaftlicher: Spanien.
Frage: Was lieben Sie?
W. Kaes: Ich liebe meine Fee. Ihre Leidenschaft und ihre bedingungslose Liebe.
Frage: Was verabscheuen Sie?
W. Kaes: Neid und Missgunst. Typisch deutsche Eigenschaften. Ein garantiert tödliches Gift für jede menschliche Gemeinschaft.
Frage: Beste Schulnote – worin?
W. Kaes: 1+ im Abi in Kunstgeschichte. Thema: Expressionismus und Dadaismus.
Frage: Schlechteste Schulnote – worin & warum?
W. Kaes: Keine Ahnung. Es waren zu viele. Weil ich Schule gehasst habe.
Frage: Ihr Traumberuf?
W. Kaes: Journalist und Krimi-Autor in Personalunion.
Frage: Haben Sie eine Ahnung, warum Sie diesen Fragebogen beantwortet haben?
W. Kaes: Na klar: Ich will berühmt werden. Außerdem haben Sie mich am Telefon so nett gefragt.
Wolfgang Kaes
Geboren am 17. Januar 1958 in Mayen (Eifel).
Wolfgang Kaes studierte Politikwissenschaften, Kulturanthropologie und Pädagogik und wechselte nach dem Studium ins Journalistenfach. Zunächst arbeitete er als Polizeireporter für verschiedene Zeitungen und als Researcher für das US-Magazin "Time". Er schrieb Reportagen u.a. für den "Stern". Zur Zeit leitet der Autor das Ressort Panorama/Medien/Justiz beim Bonner "General-Anzeiger".
Wolfgang Kaes debütierte mit seinem Politthriller "Todfreunde" (erschienen 2004), 2005 folgte dann "Die Kette". In seinen Krimis werden Straftaten thematisiert, die ihm beruflich begegnet sind und die "aus meiner journalistischen Recherche und den Informationen befreundeter Juristen und Kriminalisten stammen" (Wolfgang Kaes). Dem Autor wird von der Kritik bestes Detailwissen, sehr gute Recherche und hervorragende Plots attestiert. Beide Thriller sind ausgesprochen spannend und echte "page-turner". Sollte Wolfgang Kaes dem Genre treu bleiben und in seiner "Schreibe" nicht nachlassen, hat die deutsche Krimiszene einen Vertreter erster Güte gewonnen.
Homepage: – – –
Die Krimis:
2004, Todfreunde. rororo 23515
2005, Die Kette. rororo 23873
Stand: April 2005
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka
Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
Buchhandlung Missing Link
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Die Befragenden:
Gisela Lehmer-Kerkloh
rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime, bei der GVM
(Genootschap van Vlaamse Misdaadauteurs), sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren
"Krimi-Kurier"
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag
Thomas Przybilka
verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine
"Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien.
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag